Mit dem Kinoprojektor in der Altstadt unterwegs


von Tageblatt-Redaktion

Den kürzesten Streifen gab es in der Kirchstraße zu sehen. Der Film ist keine zwei Minuten lang. Foto: Kolodziej
Den kürzesten Streifen gab es in der Kirchstraße zu sehen. Der Film ist keine zwei Minuten lang. Foto: Kolodziej

Von Mirko Kolodziej

Während sich am Samstag um kurz nach zehn Uhr abends in Hoyerswerdas CineMotion-Kino Spiderman und Electroman bekämpften, konnte man auf der Kino-Fassade erleben, wie sich filmische Emotionen in Kino-Sälen in den Gesichtern der Zuschauer spiegeln. Die Hamburger Künstlergruppe „A Wall is a Screen“ („Eine Mauer ist eine Leinwand“) warf per mobilem Video-Projektor den Sieben-Minuten-Streifen „Play“ neben das große „CineMotion“-Logo und von unten guckten ungefähr 150 Filmfreunde zu.

Sie hatten sich gut anderthalb Stunden zuvor an der ZwischenBelegung der KulturFabrik getroffen, um an einem in Hoyerswerda bisher noch nicht da gewesenen Spaziergang teilzunehmen. Innerhalb des Jahresprojektes „Abschied und Ankunft“ zum Umzug der KuFa von der Alten Berliner Straße ins Bürgerzentrum am Markt ging es mit mobiler Kinotechnik durch die Altstadt, wo an acht Hauswänden zum Thema passende Kurzfilme gezeigt wurden. So lief neben Dieter Dresslers Mosaik „Menschen und Meer“ am Elsterbogen-Kinderhaus der verspielt-komische Vierminüter „Goodbye to the Normals“ über einen 6-Jährigen, der von seinen Eltern Abschied nimmt, um nach Amerika auszuwandern.

An einer Hauswand zwischen Kleiner Bleiche und Grünstraße war der Sechsminüter „The only Flower“ zu sehen, in dem César Pérez erzählt, wie Kunstblumen in Peking lebende Pflanzen verdrängen. Am Haus Friedrichsstraße 1 neben der Fischbratküche berichtete dessen 76-jähriger Bewohner lächelnd, dass er ganz und gar mit der Zweckentfremdung seiner Fassade einverstanden ist: „Ich finde schön, dass hier was los ist. So oft ist der Landfilm ja nicht mehr unterwegs.“ Als er das Gartentürchen hinter sich geschlossen hatte, sah er sich gemeinsam mit den Kino-Spaziergängern Jan Schomburgs zehnminütigen Experimentalfilm „Nie solo sein“ an, in dem um den Protagonisten Max herum die Zeit und mit ihr alle Lebensereignisse rückwärts laufen.

Es war kurz vor elf, als die 150 Cineasten dann Zeugen eines quasi historischen Augenblicks werden konnten. „Das ist eine Premiere. Schön, dass wir das Haus einweihen dürfen“, verkündete schmunzelnd „A Wall is a Screen“-Mitglied Sabine Horn im künftigen Bürgerzentrum. Im Obergeschoss des Neubaus, wo sich in Anlehnung an frühere Tage bald wieder ein Café („Stilbruch“?) und eine Kleinkunstbühne befinden werden, gab es am Sonnabend mit der Vorführung der vierminütigen filmischen Foto-Erzählung „Der Wintergarten“ erstmals eine künstlerische Darbietung zu begutachten. Dass im Saal noch die Fenster und sonstige Einbauten fehlten, machte den Zuschauern nichts. So, wie nach jedem der anderen Filme auch, spendeten sie jedenfalls herzlichen Applaus.

Wann es im „Café“ die nächste Veranstaltung geben wird, ist etwas ungewiss. Denn die verstärkten Bemühungen, die Baukosten an der Braugasse im Plan zu halten, hat zumindest dem Neubau einige Wochen Verzug gebracht. Die KuFa lässt sich davon aber nicht beirren. Die nächsten „Abschied und Ankunft“-Veranstaltungen zum Umzug sind geplant, etwa ein Nachbarschaftsfest mit den Anwohnern des Marktes oder ein Bummel mit Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar. Und Verzögerungen sowie Umwege ist die KuFa ja seit dem Auszug 1999 durchaus gewöhnt.



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