Mit dem Dreirad ins Fernsehen

Von Anja Wallner
Cassey Doreen entschied sich für ein weißes E-Trikke, weil es farblich gut zu ihren Turnschuhen passt. Christoph Steinigen wählte ein schwarzes, obwohl ihm als Dynamo-Dresden-Fan ein gelb-schwarzes Gefährt lieber wäre. Die europaweit gebuchte DJane und der Inhaber des Director‘s Cut, einem trendigen Friseursalon in der Dresdner Neustadt, haben gestern am Dreiweiberner See (Elektro-)Mobile getestet, die Andreas Mühle mit seinem Unternehmen e-speed & Solar GmbH am Weißkollmer Strand verleiht und verkauft (TAGEBLATT berichtete).
Diese Testläufe sind Mitte September im Fernsehen zu sehen – in der Sendung „Abenteuer Leben – täglich“, die montags bis freitags von 18 bis 19 Uhr beim Sender Kabel 1 ausgestrahlt wird. Und so rückte neben den beiden Testern auch ein Fernsehteam der Dresdner Firma Nordheim TV in Weißkollm an, das den rund 15-minütigen Beitrag für Kabel 1 produziert. Das Thema des Films lautet „Schnell mobil“. Er zeigt neue Möglichkeiten auf, von A nach B zu kommen, und zwar ohne Auto und ohne Fahrrad. Fahrgefühl, Wendigkeit, Alltagstauglichkeit und der Fitnessfaktor der Vehikel werden unter die Lupe genommen.
Übers Internet waren die Fernsehmacher auf Andreas Mühle gestoßen, und so stand fest: E-Trikkes, die dreirädrigen Gefährte mit einem V-förmigen Rahmen, Lenker und Akku, und der muskelkraftbetriebene Me-Mover, sozusagen eine Mischung aus sattellosem Fahrrad und Stepper, werden Teil der Sendung. „Wir sind schon letztes Jahr auf die Trikkes aufmerksam geworden“, erzählte Kristina Nordheim. Und Andreas Mühle sei ein engagierter und zugänglicher Partner. In Dresden selbst wurde noch der dort erfundene „Scrooser“ fürs Fernsehen probiert. Das ist ein Tretroller mit Elektromotor und dicken, wuchtigen Rädern – ein ziemlicher Hingucker.
Kristina Nordheim, die Chefin von Nordheim TV, kennt die beiden gestrigen Probanden gut. „Für solche Fahrzeuge braucht man junge, stylishe Menschen“, findet sie – und beide waren aufgeschlossen für das Projekt. Auf einem Trikke oder Me-Mover haben sie bis dato noch nie gestanden. „Ich bin offen für Neues“, sagte Cassey Doreen, die schon mal eine Proberunde auf dem Me-Mover drehte, derweil Christoph Steinigen noch mit dem Auto durch Lohsa irrte – nicht jedes Navi kennt den Weißkollmer Strand – und sich via Handy von Andreas Mühle an den See lotsen ließ. „Super, und gar nicht so anstrengend, macht Spaß“, urteilte hinterher die DJane, die ohnehin viel auf dem Fahrrad unterwegs ist.
Dann wurde es ernst. Das Kamerateam schaute, an welcher Stelle See, Fahrer und Fahrzeuge gut ins Bild gerückt werden können; Kristina Nordheim erklärte den Drehablauf. Der erste Versuch auf den E-Trikkes wurde gleich aufgezeichnet, wobei Andreas Mühle vorab natürlich Funktionsweise, Aufbau und Handhabung der 26 Kilogramm schweren Elektromobile erklärte, Ängste und Bedenken bei den Testern nahm.
Dass der E-Trikke-Enthusiast Mühle einen langen und nervenzehrenden Kampf mit den Behörden hinter sich hat, um die Straßenzulassung in Deutschland beziehungsweise die Radwegzulassung fürs Lohsaer Territorium für die Trikkes zu bekommen, wird nicht Teil des Fernsehbeitrags sein. Hier geht es natürlich um die Fahrzeuge selbst, und nach den ersten erfolgreich gemeisterten E-Trikke-Metern auf dem See-Rundweg hatte Christoph Steinigen einen positiven ersten Eindruck von den Gefährten: „Die haben ganz schön Zug“, sagte er ins Mikrofon.
„Eine coole Idee, und durch die Neigetechnik wirkt das Fahrzeug sportlich. Geht gut ab, bringt Speed.“ Der Fitnessfaktor tendiere hingegen gegen null – Muskelkraft braucht es nicht wirklich, um ein Trikke zu bewegen. Rund 25 km/h schafft das umweltfreundliche E-Mobil, für cirka 30 bis 40 Kilometer reicht eine Akkuladung. Über die Optik, räumte er ein, könne man sich streiten. „Der Scrooser sieht viel cooler aus.“ Seine Testkollegin urteilte ähnlich über das E-Trikke: „Man hat ein gutes Standgefühl, die Optik ist sportlich – aber es ist nicht so stylish.“
Was Christoph Steinigen jedoch sehr gut gefiel: Das E-Trikke kann mit zwei Handgriffen flach zusammengeklappt und bequem in den Kofferraum gepackt werden. Das schafft man auch mit dem schicksten Roller nicht. Andreas Mühle demonstrierte das Zusammenklappen flugs. Ohne Akku, der muss vorher raus, wiegt das Fahrzeug dann nur noch 21 Kilogramm. „Wie meine Auflegetasche!“, meinte DJane Cassey Doreen.
Um in der Stadt voranzukommen, so Christoph Steinigen, sei das Trikke keine schlechte Sache. In der Dresdner Neustadt sieht es beispielsweise mit Parkplätzen recht dünn aus. „Ich habe aber kurze Wege“, sagte der Saloninhaber, der ohnehin oft zu Fuß unterwegs ist. E-Trikke-Fahren, das mache aber Spaß. „Und der Spaß sollte im Vordergrund stehen.“ Nach den ersten Aufnahmen war Zeit für eine Kaffeepause. Dann warteten die Me-Mover auf ihren Einsatz.
Kristina Nordheim schien zufrieden. Der Dreh lief gut an, obwohl sie und ihr Team sicher bis zum Nachmittag zu tun hatten, bis alles im Kasten war.
Auch Andreas Mühle freute sich über das Interesse der TV-Produzenten: Das Magazin „Abenteuer Leben“, das über Skurriles und Wissenswertes aus aller Welt berichtet, hat nach Angaben von Kristina Nordheim pro Folge rund eine Million Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Angebot der Ausleihstation sei seit Betriebsbeginn jedenfalls immer mehr angenommen worden, so Andreas Mühle. Weiter steigende Besucherzahlen sind natürlich mehr als willkommen. Möglicherweise hilft der TV-Beitrag dabei.
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