Mit Christus im Herzen feiert Wittichenau Fronleichnam


von Tageblatt-Redaktion

Bei strahlendem Sonnenschein zog die Fronleichnamsprozession gestern durch Wittichenau. Fortsetzung am Sonntag.
Bei strahlendem Sonnenschein zog die Fronleichnamsprozession gestern durch Wittichenau. Fortsetzung am Sonntag.

Von Constanze Knappe

Feiertag. Und was für einer. Während im übrigen Sachsen die Leute gestern bei der Arbeit schwitzten, hatten die Wittichenauer frei. Aber nicht, um auf der faulen Haut zu liegen, sie feierten Fronleichnam. Mit einem festlichen Hochamt und der Prozession. Für die Sorben hieß das, früh aufzustehen. Punkt 6 Uhr begann für sie und die Mitglieder der Rosenkranzbruderschaft die heilige Messe. Sozusagen die erste Bewährungsprobe für den neuen sorbischen Pfarrer Gabriel Nawka, der zu Beginn dieser Woche seinen Dienst in der katholischen Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Wittichenau angetreten hatte.

Drei Stunden später riefen die Kirchenglocken die Gläubigen erneut zum Gottesdienst. Bei strahlendem Sonnenschein strömten sie mit dem Gesangbuch in der Hand ins Gotteshaus. Gut beraten war, wer sich eher eingefunden hatte. Die Menschen saßen dicht gedrängt in den Kirchenbänken. Trotz vieler zusätzlicher Stühle musste sich mancher mit einem Stehplatz begnügen. Mit einem Blumenstrauß „so bunt wie das Gemeindeleben“ wurde Pfarrer Nawka offiziell begrüßt. „Auf ein gutes Miteinander mit den deutschen und sorbischen Gläubigen in der Stadt und auf den Dörfern“, wie es hieß.

Fronleichnam ist ein von der Kirche gebotener, in Wittichenau sogar von Staatswegen erlaubter Feiertag. Begangen wird er am 60. Tag nach dem Ostersonntag oder, was sich leichter merkt, am Donnerstag der zweiten Woche nach Pfingsten. Mitnichten hat Fronleichnam, so Pfarrer Dr. Wolfgang Kresak, etwas mit einem toten Leichnam zu tun. Vor 500 Jahren wäre wohl niemand auf diese missverständliche Deutung gekommen. Denn Fronleichnam leitet sich von „des Herrn Leib“ ab – im Sinne von Lebendigkeit. Die Wittichenauer wollen an dem Tag nach den Worten ihres Pfarrers „Flagge zeigen“, sich öffentlich zum Glauben bekennen und als frohe Menschen aufrecht durch die Stadt ziehen. Dafür waren die Straßen mit unendlich vielen Birkenbäumchen sowie gelb-weißen Fahnen und Fähnchen geschmückt. Um Christus Aufmerksamkeit zu schenken. „An anderen Tagen des Jahres wollen wir die Straßen schmücken mit Aufmerksamkeit unseren Mitmenschen gegenüber“, sagte Pfarrer Dr. Kresak. Oder auch, dass ein mühsamer Weg kurz werden kann, wenn einen ein geliebter Mensch begleitet. Insofern hatte das Hochamt neben dem christlichen Inhalt Botschaften parat, die über den Tag hinaus von Bedeutung sind.

Wittichenau schien gestern wie ausgestorben – bis sich die Menschen singend auf den großen Prozessionsweg begaben von der Kirche über den Markt, die Bautzener, Saalauer, Haschke- und Kamenzer Straße zurück zum Markt mit dem Open-air-Altar. Wenige Menschen säumten die Straßenränder, die meisten waren selbst im Prozessionszug dabei. Einige Urlauber bestaunten die sorbischen Mädchen in der katholischen Festtagstracht. Nach Gesang und Gebet ging’s zurück in die geschmückte Kirche, wo 11.30 Uhr der erste Teil des Feiertags geschafft war. Nach der mittäglichen Stärkung zu Hause traf man sich erneut zur Andacht und zog auf dem kleinen Prozessionsweg durch andere Straßen. Am Fronleichnamssonntag beginnt 8.30 Uhr ein Gottesdienst auf dem Sportplatz, dem sich abermals eine Prozession anschließt. Ehe dann mit der Prozession am Nachmittag das Fronleichnamsfest zu Ende geht.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Was ist die Summe aus 2 und 4?