Meterlanges Bündel


von Tageblatt-Redaktion

Gestatten - Das ist Paula, ein Königspython, der im Hoyerswerdaer Zoo beheimatet ist und von Tierpflegerin Silke Kühn betreut wird. Das eigentlich meterlange Tier hat gerade gefressen und sich deshalb zu einer richtigen Kugel zusammengerollt.
Gestatten - Das ist Paula, ein Königspython, der im Hoyerswerdaer Zoo beheimatet ist und von Tierpflegerin Silke Kühn betreut wird. Das eigentlich meterlange Tier hat gerade gefressen und sich deshalb zu einer richtigen Kugel zusammengerollt.

Von Silke Richter

Beobachtet man Silke Kühn bei ihrer täglichen Arbeit als Tierpflegerin im Hoyerswerdaer Zoo, möchte man kaum glauben, dass die 43-Jährige einst große Angst vor Schlangen hatte. Dass sich daraus dennoch pure Faszination für diese Tiere entwickelte, liegt nicht nur der Wendezeit und den damit verbundenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch am ehemaligen Zoodirektor Dr. Werner Jorga. „Als ich Anfang der 90er-Jahre arbeitslos wurde, hatte ich auf einmal den Drang, im Zoo arbeiten zu wollen. Mit einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme fing alles an, bis ich später einen festen Job bekam“, berichtet die gelernte Biologielaborantin Silke Kühn, die sich jedoch damals auch im Zoo Schlangen lieber von Weitem ansah, als sie zu betreuen, geschweige denn, sie zu füttern. Behutsam führte Dr. Jorga die junge Frau an die Tiere heran, vermittelte sein umfangreiches Wissen und nahm Silke Kühn auch die letzten Berührungsängste.
Heute ist Silke Kühn nicht nur im Vogel- und Reptilienrevier im Zoo tätig, sondern beschäftigt sich auch privat sehr intensiv mit der Lebensweise und dem Vorkommen von Schlangen. Auf ihrer Internetseite www.schlangenheimat.de versucht die43-Jährige, über die Tiere aufzuklären. Denn immer wieder suchen Menschen ihren Rat, wenn sie eine Schlange in der Natur beobachten. Sei es im eigenen Garten oder beim Spaziergang durch den Wald. „Ich erfahre immer wieder, dass viele Menschen nur beim Anblick dieser Tiere Angst und regelrechte Panikzustände bekommen, einfach weil die Unwissenheit sehr groß ist. Es ist auch nicht ganz leicht für einen Laien, giftige und ungiftige Schlangen voneinander zu unterscheiden“, meint Silke Kühn. Schon des Öfteren wurde die Werkstierpflegerin gerufen, wenn Gartenbesitzer plötzlich eine Schlange auf ihrem Grundstück beobachtet hatten und auf der Suche nach Antworten waren. In vielen Fällen sei es dann meist nach einem klärenden Gespräch so, dass sich die Beobachter mit ihren neuen „Gartenbewohnern“ zusammen auf einem Foto verewigen lassen: Anspannung weicht einem zufriedenen Lächeln. Auch deshalb, weil sich so manche Schlange zukünftig als perfekter Mäusejäger entpuppen wird und somit praktisch für mehr Ordnung auf dem Gartengrundstück sorgt. Häufiges Fazit der Gartenbesitzer: Die Schlange darf ruhig bleiben und wird als neuer Bewohner akzeptiert!
Egon hat es sogar noch besser. Die Spitzkopfnatter ist vor vier Jahren in die Wohnung von Silke Kühn eingezogen. Im eigens dafür eingerichteten „Schlangenzimmer“ mit Terrarium muss die Natter keine natürlichen Feinde befürchten und kann ihr Leben in vollen Zügen genießen. Zugegeben: Der Sohn von Silke Kühn findet es richtig spannend, das besondere Haustier seinen Freunden zu zeigen.
Natürlich sind auch Schlangen im Zoo zu bewundern. Eine Kornnatter, eine Königsnatter und ein Königspython sind hier zu Hause. Letztgenannter ist aber vorwiegend „hinter den Kulissen“ des Zoos untergebracht und wird nur bei bestimmten Anlässen, wie etwa Zooschulprojekten, der Öffentlichkeit gezeigt. Ganz besonders interessant sei jedoch die Hakennasennatter, meint Expertin Silke Kühn. Weil diese Schlange zu den sogenannten Trugnattern gehört, deren Giftzähne sich im Gaumen ziemlich weit hinten befinden, also vor Feinden sehr gut versteckt sind. Zumindest im ersten Moment…
Wer sich diese oder die anderen Schlangen etwas näher anschauen möchte oder Fragen zu diesen Tieren hat, kann dem Zoo gern einen Besuch abstatten. Am besten heute noch, am Weltschlangentag.



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