Marina Kernchen ist die neue Bibliothekarin

Buchhändlerin wollte sie mal werden, zu DDR-Zeiten. Jobs in diesem Beruf waren seinerzeit allerdings äußerst rar und für sie nicht zu haben. Da erscheint es fast wie eine Fügung des Schicksals, dass Marina Kernchen mehr als 20 Jahre nach der Wende doch noch in diesem Metier Fuß fassen kann. Sie ist die neue Leiterin der Bernsdorfer Stadtbibliothek. Gestern hatte sie im Zollhaus ihren zweiten Arbeitstag.
Der Zufall verhalf ihr zur neuen Tätigkeit. Die Mitarbeiterin des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Bernsdorf erfuhr eher beiläufig, dass die Stelle der Bibliothekarin neu besetzt werden sollte. Monika Zein, die bislang die Herrin über die Lektüre war, ist zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen. Marina Kernchen, die über das Bundesfreiwilligendienst-Programm im MGH beschäftigt ist, fragte kurzentschlossen nach und bekam das Okay.
Zwar ist die Bibliothek nach wie vor eine städtische Einrichtung. Das Personal stellt allerdings seit Januar das MGH, wie Bürgermeister Harry Habel kurz vor dem Jahreswechsel im Stadtrat informiert hatte. „Das bietet sich für uns an“, findet Maren Düsberg, die RAA-Projektkoordinatorin für das Mehrgenerationenhaus. Denn auch die im gleichen Raum wie die Bibliothek untergebrachte Stadtinformation wird durch das MGH betreut. Ansprechpartnerin ist hier Waltraud Mitzschke. Sie und die Bibliothekarin, so war es schon bisher geregelt, können sich gegenseitig vertreten.
Eine lange Einarbeitungszeit hatte Marina Kernchen nicht. Die eineinhalb Stunden Übergabe am letzten Arbeitstag der scheidenden Bibliothekarin lassen sich durchaus auch als „Schnellbesohlung“ bezeichnen. Die Neue erhielt einen kurzen Einblick in Ordnung, Statistik und Gebühren. Im ersten Moment erschien das alles sehr viel auf einmal zu sein. Inzwischen empfindet Marina Kernchen ihr neues Aufgabengebiet als überschaubar. Gefreut hat sie sich jedenfalls, als Monika Zein am ersten Arbeitstag noch mal reingeschaut hat.
Rund 10 000 Bücher und einige CDs gehören zum Bestand der Bibliothek. Besonders gefragt sind historische Romane, Krimis, aber auch Kinderbücher. Marina Kernchen selbst bevorzugt „Literatur zum Einschlafen, also eher leichte Kost“, wie sie sagt. Im Moment liest sie „Hannas Töchter“, eine in Schweden spielende Familiengeschichte. Wenn dieses Buch ausgelesen ist, folgt das nächste. „Ich lese gerne.“ So wie rund 150 Bernsdorfer, die zu den regelmäßigen Nutzern der Bibliothek gehören. Zusammen mit sporadischen Lesern, das lässt sich an den Karteikarten-Stapeln abschätzen, dürften sich die Leserschaft der Bibliothek auf um die 300 belaufen.
Apropos Besucherzahlen, diese gehen in eine Statistik ein, aus der sich interessante Dinge herauslesen lassen. Dazu gehört das Wetter, wie Marina Kernchen beim Blick auf die 2013er Zahlen mit einem Schmunzeln sagt. Im Mai und September letzten Jahres herrschte schönes Wetter. Die Bibliothek wurde von vergleichsweise wenigen Lesern besucht. Im Gegensatz zum Januar und Februar, da schnellten die Besucherzahlen auf knapp 200 pro Monat nach oben. Bei Schnee und Schmuddelwetter wurde eben wieder mehr gelesen.
Öffnungszeiten Bibliothek/Stadtinformation: Dienstag und Donnerstag jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr (Zollhaus, Dresdener Straße/Tel. 035723 92061)
Einen Kommentar schreiben
Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.