Man wird in Bernsdorf keinen Stillstand erleben


von Tageblatt-Redaktion

Harry Habel - CDU - wurde 2012 als Buergermeister von Bernsdorf wiedergewaehlt - es gab keinen Gegenkandidaten
Harry Habel - CDU - wurde 2012 als Buergermeister von Bernsdorf wiedergewaehlt - es gab keinen Gegenkandidaten

65 Stufen sind es derzeit bis zu Ihrem Büro unterm Dach des Mittelschulgebäudes, Herr Habel. Die täglich zu erklimmen strengt an. Freuen Sie sich schon auf den Wiedereinzug ins Rathaus?
Der Rathaus-Umzug wird sicher einer der Höhepunkte im nächsten Jahr werden. Ich denke mal, es wird im Monat Juli damit klappen.

Auch vor dem Hintergrund, dass die Mittelschule die Räume zum neuen Schuljahr benötigt?
Die Schüler mögen uns. Aber es wird Zeit, dass wir gehen. Die Räumlichkeiten werden für die neue 5. Klasse benötigt.
Die Rathaus-Sanierung mit Kosten von rund zwei Millionen Euro ist ein Bernsdorfer Großprojekt. Gibt es 2013 weitere?
Wir werden wohl im Februar einen ersten Entwurf des Haushalts 2013 vorlegen. So viel lässt sich aber jetzt schon sagen: Wir werden hauptsächlich die Maßnahmen, die 2012 begonnen wurden, beenden. Dazu gehören die Geh- und Radwege, mit denen wir am Ausbau der B 97 beteiligt sind. Finanziell beteiligen werden wir uns aber auch am Ausbau von drei Bahnübergängen in Bernsdorf und Wiednitz. Man wird in Bernsdorf keinen Stillstand erleben, zumal ja der Ausbau der Bundesstraße  97 weitergeht und der Neubau der S 94 startet.

Woher kommt das Geld für die Projekte, an denen Bernsdorf beteiligt ist, die Steuereinnahmen sind ja dramatisch gesunken?
Eine Million Euro weniger waren es 2012, ähnlich sieht es für 2013 aus. Damit kommen wir absolut an unsere Grenzen. Wir suchen nach Einsparmöglichkeiten. Personell ist das schon geschehen, da sind wir auf einem Limit, bei dem es nicht weiter nach unten geht. Wir werden neue Wege gehen müssen. Wir haben zum Beispiel 70 Gebäude im Besitz der Stadt. Einen Teil davon brauchen wir nicht. Wir werden schauen, ob wir Käufer finden.

Und damit das Tafelsilber der Stadt verscherbeln?
Ãœberhaupt nicht. Ich denke eher an Einnahmen und Einsparungen.

Wäre es nicht an der Zeit, angesichts der Einnahmeausfälle an der Steuerschraube zu drehen?
Das wäre das letzte Mittel, auf das wir nicht zurückgreifen wollen. Ich denke, dass wir mehr davon profitieren, wenn wir niedrige Hebesätze haben, damit wir für die vorhandenen Unternehmen attraktiv bleiben und vielleicht neue anlocken.
Wie kommt es eigentlich, dass der Bund über Milliarden-Einnahmen jubelt, Bernsdorf aber in ein finanzielles Loch fällt?
Bei uns ist es so, dass nahezu alle Firmen in der Stadt und den Ortsteilen, große und kleinere, viel investiert haben. Mit der Abschreibung dieser Investitionen gehen nun geringere Gewerbesteuerzahlungen einher. Es ist allerdings nicht so, dass wir das nicht vorausgesehen haben. Das sind vorübergehende Einnahmeausfälle.

Wann wird es wieder besser?
Ich gehe davon aus, dass es im Jahr 2014 wieder besser wird.

Müssen sich die Bürger bis dahin darauf einstellen, dass in Bernsdorf nicht allzu viel passiert?
Nein, die Kräne drehen sich weiter, es wird weiter gebaut. Wir werden auch weiter unsere Vereine unterstützen. Für eine gute Idee in den Vereinen werden wir immer eine Lösung finden, auch außerhalb des städtischen Haushalts. Dafür haben wir unsere Firmen, die uns noch nie hängen lassen haben. Und wir haben auch noch den Bernsdorfer Entwicklungsverein ehemaliges GUS-Tanklager, der sich mit seiner Unterstützung bis jetzt auf die Freie Mittelschule konzentriert hat.

Themenwechsel: Wie fällt Ihr Fazit ein Jahr nach der Eingemeindung von Wiednitz aus?
Absolut positiv. Ich habe den Wiednitzern immer gesagt, dass nichts schlechter werden soll. Im Großen und Ganzen ist das auch so. Es geht so weiter wie bisher, es ist kein Fest ausgefallen, es hat sich kein Verein aufgelöst. Dass für den Ortschaftsrat einiges bürokratischer geworden ist, mag sein. Wir sind aber bemüht. Und es ist ja auch einiges in Wiednitz passiert.

Sicherlich nicht nur in Wiednitz, auch in den anderen Ortsteilen?
Ich fange mal mit Zeißholz an, dort wurde ein Spielplatz errichtet. In Wiednitz erfolgte in der Sporthalle die Sanierung der Sanitäranlagen. Heizlüfter sind dort auch erneuert worden. Ein Teilstück der Bahnhofsstraße wurde asphaltiert. Vor allem Ausbesserungsarbeiten auf mehreren Straßen erfolgten in Straßgräbchen und Großgrabe. Nicht zu vergessen die Anschaffung des Einsatzfahrzeuges für die Freiwillige Feuerwehr Straßgräbchen.

Und auch im Stadtgebiet selbst ist einiges passiert . . .
Der Abriss des Eisenwerks ist erfolgt. Dadurch gibt es auch mehr Parkplätze am Mehrgenerationenhaus. Der Bau des neuen Schmelzteichablaufes war wichtig für die Entspannung der Hochwassersituation. Ein Dank dem Anglerverband „Elbflorenz“, der sich finanziell dabei stark eingebracht und auch mit der Schmelzteich-Sanierung begonnen hat. Auf dem Sportplatz haben wir rund 40 000 Euro investiert, zuletzt auch Geld für die Modernisierung der Kegelanlage gegeben. Der Geh- und Radweg an der Hoyerswerdaer Straße wurde gebaut.

Halten Sie den Stadtzentrumbau immer noch für eine gute Idee? Immerhin steht mit dem ehemaligen Schlecker-Markt das erste Geschäft schon eine Weile leer. Die Seniorenwohnanlage lässt auf sich warten. Und es gibt zunehmend Leerstand an anderen Stellen in der Stadt.
Das Stadtzentrum, ich nenne es lieber Fachmärktezentrum, ist Privateigentum. Der Eigentümer hat kein Interesse daran, dass etwas leer steht. Ich weiß, dass er mit mehreren Interessenten verhandelt. Er wird sicher einen neuen Mieter finden. Beim Pflegeheim sind ebenfalls Verhandlungen im Gange. Schauen wir mal, ob es zeitnah mit dem Bau klappt. Und selbst wenn nicht, so hat der Eigentümer schon eine andere Idee, was sich mit diesem Grundstück anstellen lässt. Die Entwicklung des Fachmärktezentrums ist noch nicht abgeschlossen. Das Optimum wäre sicher gewesen, wenn die Glaswanne an diesem Standort weiter hätte produzieren können. Das ging aber nicht. Davon mal ganz abgesehen: Ich bin mit der Frequentierung des Zentrums hoch zufrieden. Der Parkplatz ist immer gut gefüllt. Es wird angenommen, nicht nur von den Bernsdorfern, es kommen viele Kunden aus Bröthen/Michalken und ich sehe auch immer mehr Fahrzeuge mit OSL-Kennzeichen.

Die Schneidersiedlung wartet nun schon seit geraumer Zeit auf den Anschluss an die zentrale Abwasser-Entsorgung. Wird es 2013 damit klappen?
Im Moment sieht es so aus, dass der Abwasserzweckverband „Kamenz-Nord“ 2013 die Kanalisation in der Otto-Buchwitz-Straße auf Vordermann bringt. 2014 soll die Schneidersiedlung an der Reihe sein.

Wann werden in der Nord-Siedlung weitere Straßen befestigt?
Im Jahr 2013 wird da nichts passieren. Da konzentrieren wir uns auf die begonnenen Maßnahmen. Wir werden sehen, wie sich die Gewerbesteuer entwickelt. Wenn das so geschieht, wir wir uns das erhoffen, dann könnte es 2014 auch in der Nord-Siedlung weitergehen.

Von der Industriebrache Eisenwerk steht nur noch die ehemalige Fabrikantenvilla. Was lässt sich damit anstellen, ehe das Gebäude von sich aus zusammenfällt?
Der Denkmalschutz hat festgelegt, dass die Villa stehen bleiben muss. Wir suchen jetzt nach einem Nutzer oder Käufer.

Es gab mal die Idee, das benachbarte Mehrgenerationenhaus könnte die Villa nutzen . . .
Das ist sicher eine interessante Vorstellung. Aber wir müssen das realistisch sehen. Weder die Stadt noch die RAA oder die Euro-Schulen als Projektbeteiligte des Mehrgenerationenhauses sind finanziell in der Lage, das zu stemmen.

Was macht das Projekt Bahnverbindung zwischen Dresden und dem Lausitzer Seenland?
Im Juli/August 2013 sollen jedes Wochenende Samstag und Sonntag Züge von Dresden aus ins Lausitzer Seenland fahren. Die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde würden den Zugverkehr abwickeln. Dafür werden 60 000 Euro benötigt. Zwei mündliche Zusagen über in Summe 25 000 Euro habe ich bislang.

Mit dem Gelände der ehemaligen Zinkweißhütte gibt es eine weitere Industriebrache in Bernsdorf. Wie stehen die Chancen, hier ebenfalls für Ordnung zu sorgen?
Das Gelände befindet sich derzeit in Privateigentum. Für mich wäre hier ein ähnlicher Weg wie beim Eisenwerk vorstellbar, sofern wir als Stadt zum Zuge kommen würden. Sprich der Abriss mit einer Förderung des Freistaates in Höhe von 90 Prozent der Kosten. An der Altlastensanierung, das sage ich schon immer, kann sich die Stadt allerdings nur mit null Prozent beteiligen. Die ersten Untersuchungen gehen hier von Kosten von über zwei Millionen Euro aus. Ich prognostiziere einmal, als Laie, dass sich diese Zahl auch erhöhen kann.

Sie sind im vergangenen Jahr als Bürgermeister wiedergewählt worden. Wie sieht Ihr Plan für die Bernsdorfer Zukunft aus?
Wo wir hinwollen als Stadt Bernsdorf? Wir werden nie der touristische Mittelpunkt, wir liegen ein Stück vom Lausitzer Seenland entfernt. Davon partizipiert man später einmal. Wir wollen uns weiterentwickeln mit unserer Wirtschaft und Infrastruktur, auch mit Bildung und Medizin. Wir sind relativ gut mit Ärzten versorgt. Wir haben viele Firmen hier, die alle in der sogenannten Krise expandiert sind. Und wir bauen die nötige Infrastruktur auf.
Fragen: Ralf Grunert



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