Malteser lösen DRK im Rettungsdienst ab


von Tageblatt-Redaktion

Ab Juli tragen die Rettungshelfer in Hoyerswerda das weiße Malteserkreuz an der Kleidung. Sonst ändert sich für die Patienten aber nichts.
Ab Juli tragen die Rettungshelfer in Hoyerswerda das weiße Malteserkreuz an der Kleidung. Sonst ändert sich für die Patienten aber nichts.

Wer in der Stadtregion den Rettungsdienst ruft, der bekommt es ab Juli nicht mehr mit Helfern in DRK-Leuchtrot zu tun, sondern mit solchen in Malteser-Blau. Nachdem hier nämlich seit Jahrzehnten das Deutsche Rote Kreuz der Retter in der Not gewesen ist, hat der katholische Hilfsverband in einer Ausschreibung des zuständigen Landkreises Bautzen den Zuschlag für die Betreibung der Rettungswachen Hoyerswerda, Bernsdorf und Lauta bis zum Jahr 2017 bekommen.
Jedoch werden die Männer und Frauen, die in den blauen Uniformen des Malteser-Hilfsdienstes stecken, dieselben sein, die bislang das DRK-Rot getragen haben. „Es gibt einen Betriebsübergang, weil die organisatorische Einheit erhalten bleibt. Damit haben die Mitarbeiter den Anspruch, zu gleichen Bedingungen weiterbeschäftigt zu werden“, erklärt Thomas Berding, Geschäftsführer der Malteser in den Diözesen Dresden-Meißen und Görlitz. Schon Anfang Mai gab es dazu eine Belegschaftsversammlung und keiner der 47 Betroffenen hat erklärt, nicht mit wechseln zu wollen.
Die Vorbereitungen für die Umstellung im Rettungsdienst umfassen also vor allem organisatorische Fragen, erläutert Wachleiter Jörg Schuhmann: „Das geht von der Apotheken-Versorgung übers Telefon bis hin zur Müllentsorgung.“ So ist es also kein Wunder, dass die Malteser in der Kühnichter Rettungswache auch schon seit ein paar Tagen mit am Briefkasten stehen. Zum Ende des Monats wird der Landkreis ganz offiziell die vier Rettungswagen, die zwei Krankentransporter und das Notarzt-Auto samt zugehöriger Medizin-Technik übergeben, die im Moment die DRK Rettungsdienst Westlausitz GmbH unterhält. Dann werden an den Fahrzeugen die Aufkleber mit dem Roten Kreuz durch solche mit dem weißen Malteserkreuz ersetzt und es kann nahtlos weitergehen. „Die Patienten sind am 1. Juli die gleichen wie am 30. Juni“, sagt Jörg Schuhmann völlig unaufgeregt. Gar nicht betroffen sind die Einsätze der Berufsfeuerwehr Hoyerswerda, die gut 15 Prozent der hiesigen Rettungsdienstleistungen erbringt.
Die Malteser sind in Hoyerswerda derzeit schon mit einem ambulanten Hospizdienst, mit dem Schulsanitätsdienst und diversen Ausbildungs-Angeboten im WK IV zu finden. „Wir werden natürlich versuchen, unsere Strukturen hier zu vernetzen“, sagt Thomas Berding, dessen Organisation heute bereits in Dresden Rettungsdienst-Leistungen erbringt. Dass sie es nun auch hier tun wird, hat mit der Beschwerde eines privaten Rettungsunternehmens vor der Vergabekammer Leipzig zu tun. Danach und nach einem entsprechenden Urteil am Bundesgerichtshof wurde der Kreis Bautzen verpflichtet, schon jetzt auszuschreiben und nicht, wie von Landtag und Landesregierung für den gesamten Freistaat eigentlich ins Auge gefasst, erst nach Gesetzes-Anpassungen.
Der Kreis wiederum hat sich entschieden, von seinen fünf Rettungsdienst-Bereichen Bautzen, Hoyerswerda, Kamenz, Bischofswerda und Radeberg höchstens drei an ein und denselben Träger zu übergeben. Im Resultat verlor das Rote Kreuz Hoyerswerda und so bekommt unter anderem auch ein hiesiger Retter, der schon seit 1977 beim DRK gearbeitet hat, im Juli einen neuen Arbeitgeber. Womöglich wird er gefühlsmäßig etwas zu kämpfen haben. Aber wenn das Herz eines Mitarbeiters nun gar so sehr am DRK hängt, haben die Malteser auch kein Problem damit, wenn er sich dort in der Freizeit weiter ehrenamtlich engagiert; etwa bei der DRK-Wasserwacht. Ansonsten sagt Thomas Berding: „Eigentlich gibt es eher eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Arbeitsumfeld, sprich ihrer Rettungswache.“ Und die bleibt ja definitiv dieselbe.



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Kommentare zum Artikel:

Sambrino Ehlert schrieb am

Es wird ja auch mal Zeit, dass das DRK seine Hoheit verliert.
Wer einen Tarifvertrag mit dem DHV abschließt und alle Proteste seitens der Mitarbeiter ignoriert, sollte auch bereit sein, eine hohe Rechnung zu bezahlen.
Im SPN hat das DRK "ALLE" Wachen verloren, dort fiel die Rechnung noch höher aus.
Wenn man den Aussagen der neuen/alten Mitarbeiter Glauben schenken darf, sind wohl alle sehr mit der neuen Situation zu Frieden.
Hoffen wir, dass der Malteser-HD seine neuen Mitarbeiter immer ordentlich behandelt und Versprechen sowie Zusagen eingehalten werden.
Nächstes Jahr ist im Landkreis Görlitz Ausschreibung. Bin mal gespannt, was dort passiert.

Karl HUbert schrieb am

jetzt nach mehr als 18 Monaten bekommen die Kollegen die vom DRK zu den Maltesern per Betriebsübergang gekommen sind immernoch dern Tarif des DHV der durch Beschluss des Bundesarbeitsgerichtes nicht Tariffähig ist immer noch diesen "Tarif" vom DHV wobei kein Kollege dort der christlichen Gewerkschaft angehört.

Monika Ralle schrieb am

Vor einiger Zeit kamen durch unseren Ort Mulda (bei Freiberg) einige junge Leute, die für den Malteser Hilfsdienst warben. Es klang alles sehr verständlich, so dass ich vom DRK zur neuen Organisation wechselte. Aber nun stelle ich fest, dass es in unserer Gegend gar keinen Stützpunkt gibt.
Ich verstehe auch nicht, warum dieser "Kampf" beider Rettungsdienste sein muss. Mir ist egal, wer mir in der Not hilft.
Vielleicht erfahre ich später einmal die Zusammenhänge.
Mein Mann bleibt beim DRK und ich bin nun bei den Maltesern - wir werden sehen!

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