Lutz Modes gibt den Chef-Hut bei der SEH ab


von Tageblatt-Redaktion

Bei der durch die SEH veranstalteten Seenlandmesse probierten Lutz Modes -li.- und OB Stefan Skora Helme der Firma helt-pro auf
Bei der durch die SEH veranstalteten Seenlandmesse probierten Lutz Modes -li.- und OB Stefan Skora Helme der Firma helt-pro auf

Angesichts der geplanten Auflösung der Stadtentwicklungsgesellschaft Hoyerswerda im Dezember zieht ihr bereits dieser Tage scheidender Geschäftsführer Lutz Modes eine zwiespältige Bilanz der vierjährigen Arbeit der SEH. „Es hat Spaß gemacht, aber ich gehe unzufrieden“, sagte Modes im Gespräch mit dieser Zeitung. Vor allem wisse er nicht, ob weitergeführt werde, was die SEH angeschoben habe. Auf der Haben-Seite der Gesellschaft stehen unter anderem die Hilfe bei der Ansiedlung der Siliziumfabrik in Schwarze Pumpe oder beim Bau der Krabatmühle in Schwarzkollm, die Umprofilierung der Touristinformation, Unterstützung beim Erhalt von Unternehmen wie der Ölmühle, des Kinos oder des Reformhauses, die Erstellung des Energie- und Klimaschutzkonzeptes sowie vor allem die Entwicklung der Seenland-Messe. Erst jüngst sicherte die SEH für die finanziell chronisch klamme Stadt auch ehemalige LMBV-Grundstücke am Ufer des Scheibe-Sees.
Modes macht keinen Hehl daraus, dass er die Liquidation der SEH skeptisch sieht. Nach seiner Empfehlung hätte die Stadt die Gesellschaft mit weniger Personal und weniger Zuschüssen besser weitergeführt. Zum Beispiel sieht er auf die Lausitzhalle Schwierigkeiten bei der Messe-Organisation zukommen: „Dabei geht es ja vor allem um Kontakte zu Dienstleistern und Unternehmen.“ Solche Kontakte ergeben sich bei der Wirtschaftsförderung sozusagen en passant. Um die Wirtschaftsförderung aber kümmert sich künftig wieder das Rathaus selbst. Weiteres Beispiel für Modes‘ Skepsis ist das Klimaschutzkonzept. „Es wird unzureichend umgesetzt“, sagt er. Der Vater des Konzeptes, Ulrich Peickert, der auf Honorarbasis als Berater für die SEH arbeitete, ist wegen deren geplanter Auflösung bereits von Bord gegangen. „Hier wäre es eigentlich nötig gewesen, dass sich Versorgungsbetriebe und Stadtwerke schon am Anfang des Prozesses an die Spitze gestellt hätten. So ist wertvolle Zeit verlorengegangen“, findet Modes. Er schilderte im TAGEBLATT-Gespräch aber auch die alltäglichen Schwierigkeiten der SEH. Ein Geburtsfehler sei die Zusammenführung von Entwicklungsgesellschaft Scheibe EGS sowie städtischem Amt für Wirtschaftsförderung und Tourismus gewesen. Problematisch waren nicht nur die unterschiedlichen Lohnstrukturen. Der scheidende SEH-Chef spricht auch von regelrechten kulturellen Unterschieden zwischen „Verwaltung“ und „freier Wirtschaft“, die nicht leicht unter einen Hut zu bekommen gewesen seien. Weiteres Problem war die finanzielle Ausstattung der Gesellschaft. Zwar hat die Stadt jährlich Geld überwiesen, doch zur Übertragung von freien städtischen Gewerbegrundstücken mit dem Ziel von deren Entwicklung und Veräußerung ist es nie gekommen. „Um mehr machen und gleichzeitig von der jährlichen Alimentierung wegkommen zu können, wäre das aber nötig gewesen“, so Modes. Vermutlich habe man aber die aus seiner Sicht nötige Abwertung der Flächen nicht angehen wollen. Schließlich könne man im Gewerbegebiet Nardt nicht bis zu 21 Euro je Quadratmeter verlangen, während der Preis in Schwarze Pumpe oder Salzenforst bei Bautzen bei fünf bis zehn Euro liege.
Generell, sagt Lutz Modes, vermisse er ein klares Konzept von Stadtrat und Stadtverwaltung zur wirtschaftlichen Entwicklung. Er empfiehlt zum einen, sich wieder stärker auf jenen Standort zu besinnen, für den Hoyerswerda-Neustadt einst als Werkssiedlung entstanden ist: „Es pfeifen ja die Spatzen von den Dächern, dass Spreetal und Spremberg eine Standortgesellschaft für Schwarze Pumpe gründen wollen. Wenn das ohne Hoyerswerda passieren sollte, dann ist auch der letzte Funke weg.“ Zum zweiten rät Modes Hoyerswerda, das Industriegelände am östlichen Stadtrand zum Entwicklungsschwerpunkt zu machen. Hier sei nun einmal die Industrie der Stadt ansässig. An vielen Stellen sehe das gesamte Areal derzeit aber nicht besonders vorzeigbar aus. Recht Optimistisch ist der scheidende SEH-Chef bezüglich privaten Engagements. Auf besagter Haben-Seite nämlich stünde auch seine enge Zusammenarbeit mit dem Verein Stadtzukunft und dem Gewerbering. Modes sagt, für deren geplante Fusion sei er eine Art Geburtshelfer gewesen: „Das ist eine in die Zukunft reichende Entwicklung. Für die Vertretung der Interessen von Wirtschaft, Dienstleistern und Handel ist sie unerlässlich.“



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