Licht und Schatten im Industriegelände


von Tageblatt-Redaktion

Das Wegeleitsystem endet mit diesem überdimensionalen Schild an der Straße zum Industriegelände. So mancher hat sich schon verfahren.
Das Wegeleitsystem endet mit diesem überdimensionalen Schild an der Straße zum Industriegelände. So mancher hat sich schon verfahren.

Geschäftskunden von außerhalb mutet Dirk Zimmer die Fahrt ans Ende der Straße A im Hoyerswerdaer Industriegelände nicht zu. Weil sie sich ein wenig fühlen könnten, als würden sie bei einem Besuch der Firma „Träume in Lack“ ans Ende der Welt fahren, bestellt Zimmer sie lieber in die Unternehmens-Niederlassungen Cottbus oder Leipzig. Über die Straße A sagt auch Thomas Bresan von der benachbarten gleichnamigen Spedition: „Die ist unter aller Kanone.“ Es holpert ab dem früheren Hoback-Gelände ziemlich. Einerseits. Andererseits gibt eben dieses Hoback-Gelände seit dem Auszug von Heberer auch kein besonders hübsches Bild mehr ab.
Wer ins Industriegelände fährt, kann dort an vielen Stellen den Eindruck bekommen, es sei mindestens von gestern: Vergessen, abgenutzt, an vielen Stellen gar außerordentlich liederlich. Aber, Überraschung! Hier beschäftigen laut einer Statistik der Stadtverwaltung immerhin 130 gewerbliche Unternehmen gut und gerne 1 200 Menschen. Bresans etwa haben allein 60 Leute und Thomas Bresan lobt die Lage. Sollschwitz, von wo die Firma 1997 umzog, ist schwieriger zu erreichen – selbst wenn Ortsfremde im Industriegelände mit den Straßenbezeichnungen hadern und manches Navigationssystem bei mancher Adresse passen muss.
Und es tut sich durchaus etwas auf vielen privaten Firmengeländen. Stahlbau Hoyerswerda etwa hat laut Firmen-Homepage voriges Jahr Kunden unter anderem in Norwegen, Saudi Arabien oder Ägypten beliefert. In der Straße B ist seit ein paar Monaten die Firma Solar-Netzker aus Lohsa tätig. Auf dem Gelände des Renta-Qualifizierungs- und Trainingszentrums entsteht derzeit ein neuer Verwaltungsbau und ein Areal gleich nebenan ist vor ein paar Wochen bei einer Versteigerung an einen Chemie-Unternehmer gegangen. „Gut 80 Prozent der Flächen im Industriegelände sind sicher belegt“, schätzt Dirk Zimmer von „Träume in Lack“ und fängt an aufzuzählen: von A wie Autopark über I wie die Imperator-Döner-Produktion oder die Industriemontagen von Torsten Retzlaff bis hin zu Z wie den Stahlbau Hoyerswerda der Familie Ziervogel.
Allerdings sind eben im Industriegelände auch zwanzig Hektar frei. An der Straße A fällt etwa die große leere Fläche südlich des Vermessungsbüros Rosenau auf. An der Straße F ist das Gelände der früheren Schwanenweiß-Wäscherei mittlerweile zugewuchert wie Dornröschens Schloss. Nebenan bröckelt zumindest ein Teil der ehemaligen Molkerei. An der Straße E steht nicht nur die frühere WBK-Berufsschule leer. Auch das benachbarte Bürohaus, in dem zum Beispiel der Taxiruf oder die IC Personaldienstleistungen sitzen, bietet ausreichend freie Flächen. Und ob langfristig in der schrumpfenden Stadt ausgerechnet am einzigen für gewerbliche Industrie geeigneten Standort wirklich drei Garagenkomplexe existieren müssen, darf zumindest infrage gestellt werden. Doch: Es scheint an einer ordnenden Hand zu fehlen.
Ansässige Unternehmen klagen jedenfalls nicht nur über holprige Straßen und schlechte Beschilderung, wobei derzeit offenbar jeder Reklametafeln nach Gusto aufstellen oder an Zäune hängen kann. Sie beschweren sich auch darüber, dass keiner die Anliegerpflichten kontrolliert. Alle, die zum Beispiel zum Hoyo-Computerhandel oder zum Holzbau Hoyerswerda wollen, müssen so eine Art Schlachtfeld mit Müllhaufen an den Straßenrändern passieren. Um die wild auf der Straße A parkenden Lkw einer Senftenberger Spedition kümmert sich ebenfalls niemand. „Uns ärgert, dass die Straße als Lkw-Parkplatz dient“, sagt ein benachbarter Unternehmer. Klagen gibt es auch, weil diverse Straßen im Winter nicht von Schnee beräumt werden oder weil Firmennetzwerke, wenn überhaupt, nur bilateral existieren. Ein modernes Standortmanagement jedenfalls sähe deutlich anders aus. „Ein wenig stiefmütterlich betreut fühlen wir uns schon irgendwie“, sagt Dirk Zimmer.



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