LHV Hoyerswerda ist gerettet


von Tageblatt-Redaktion

Ernste Gesichter bei der konstituierenden Sitzung des neuen Vorstandes
Ernste Gesichter bei der konstituierenden Sitzung des neuen Vorstandes

Am Mittwoch um 21.45 Uhr hatte der LHV Hoyerswerda das wichtigste Heimspiel seiner jüngeren Geschichte gewonnen. Das gegen den unwiderruflichen Abstieg. Freilich, um im Bild zu bleiben: Mit letzter Kraft, mit etwas Glück – und die neue Saison muss zeigen, ob das komplett neue Fünfer-Vorstands-Team um Interims-Kapitän Robert Widera die Klasse halten kann. Wirtschaftlich schreibt der Verein, also der bisherige Vorstand, solide Zahlen. Das 100 000-Euro-Manko früherer Jahre ist restlos getilgt. Für 2012 steht jetzt, zur Mitte des Geschäftsjahres, ein ausgeglichener Haushalt zu Buche, Tendenz stabil steigend. Dass der LHV endgültig eine „Marke“ geworden ist – keine Frage. Um die sportliche Zukunft des LHV in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga muss einem wohl auch nicht direkt bange sein.

Interne Querelen

Doch zum Verein gehört neben der sportlichen die rechtliche Seite. Nach dem für die Öffentlichkeit überraschenden, jüngst bekanntgegebenen Rücktritt von Präsident Uwe Blazejczyk trennten den Verein gut zwei Stunden vom „Aus“ ohne Wiederkehr. Bereits 2011 war Vizepräsident Bernd Nickler zurückgetreten. In dem Moment, als Blazejczyk nach einer langen gesundheitsbedingten Abwesenheit wieder die Geschäfte übernahm. Es soll beim Zerwürfnis dem Vernehmen nach um einen fragwürdigen 400-Euro-Job gegangen sein, den der Vorstand annullierte. Womöglich aber kam auch nicht jeder mit Blazejczyks Führungsstil zurande, was dieser selbstkritisch zugab. Jedenfalls war der Verein so gut wie führungslos. Nur Schatzmeisterin Ute Altmann hatte noch bis zum 22. August 24 Uhr beschränkte Vertretungsbefugnis. Wäre kein neuer Vorstand gewählt worden, drohte die Konsequenz: Das Amtsgericht setzt einen Liquidationsvorstand ein, der den LHV abwickelt; denn der hätte als nicht mehr geschäftsfähig keinerlei Finanztransaktionen mehr vornehmen können. Insolvenz, Einstellung des Spielbetriebs, Auflösung des Vereins. Alt-LHV-Präsident Torsten Ruban-Zeh (2002-2006) und Frank Hirche (MdL -CDU-), Letzterer aus Erfahrungen mit dem FC Lausitz heraus, beschworen die anfangs 63 Anwesenden (von 128 eingeladenen wahlberechtigten und in summa 270 LHV-Mitgliedern), den Verein zu retten. Doch der Bericht des Ex-Präsidenten blieb un-hinterfragt; auch Blazejczyks Erklärung, gesundheitliche Gründe hätten ihn nach langer Ãœberlegung schon im Januar 2011 zum Rücktritts-Entschluss bewogen, „zu einem Zeitpunkt, wenn der Laden läuft, die Kasse stimmt und die Saison gelaufen ist.“ Einen Nachfolger habe er nicht benannt, „weil jeder Vorschlag von mir zerrissen worden wäre“. Da wären Fragen erwartbar gewesen. Es gab keine. Aber vereinzelte, zähe Versuche, die Versammlung zum Scheitern zu bringen.  (siehe Kommentar unten)


Neuer Präsident noch 2012


Dass schließlich der gewesene Vorstand für das Geschäftsjahr 2011 entlastet werden, für das begonnene Geschäftsjahr ein ausgeglichener Haushalt zu Protokoll genommen und ein neuer Vorstand gewählt werden konnte, war nicht zuletzt das Verdienst von Tagungsleiter Robert Devantier, der mit unerschütterlicher Ruhe auch noch die abstrusesten Einwürfe zu versachlichen verstand. Um 21.50 Uhr war der neue Vorstand gewählt. Nach der konstituierenden Sitzung des Vorstandes in erforderlicher Mindeststärke von fünf Mitgliedern stand fest: Neuer Vizepräsident ist der ob der Rettung aufatmende Robert Widera, einst „Der Hexer“ im LHV-Tor. Das Amt des Schatzmeisters übernahm Peter Mummert von der nicht mehr zur Wahl angetretenen Ute Altmann. Neben Horst-Dieter Brähmig sind auch Marco Mechling und Tony Winter im Vorstand. Brähmig war enttäuscht, dass vor der Wahl weitere elf vorgeschlagene Kandidaten (zum Teil aus nachvollziehbaren Gründen) die Kandidatur ablehnten. Man gehe schwierigen Zeiten entgegen, wolle daher den bis Ende 2013 amtierenden Vorstand rasch verstärken. Noch 2012 soll ein Präsident gewählt werden. Bis dahin vertreten „Vize“ und Schatzmeister satzungsgemäß den Verein

Erste Stimmen

Robert Widera gab sich anschließend ein bisschen leichteren Herzens: „Das Wichtigste ist, dass wir den Verein erhalten konnten, nachdem es in der letzten Woche durchaus nicht so rosig aussah ...“ Brähmig ergänzte, er habe erst am Dienstag vom Ernst der Lage erfahren, „aber das hätten wir Hoyerswerda und den Hoyerswerdaern nicht antun können, den Handball von der Grundschulliga bis zum Spitzensport sang- und klanglos untergehen zu lassen.“ Tony Winter, der Jüngste des Gremiums, brachte es auf den Punkt: „Als ich vorhin vom Auto zum Versammlungssaal gegangen bin, hab‘ ich mir als «Jungspund» gesagt: Die Querelen um den Vorstand dürfen nicht die Sportler vom Kinder- bis zum Männerbereich ausbaden – und auch nicht diejenigen, für die die LHV-Heimspiele die Glanzlichter des Wochenendes sind.“

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Knapp am Untergang vorbei

Uwe Jordan zur Vorstandswahl beim
LHV Hoyerswerda

Wer Dramatik nur anerkennt, wenn sie sich mit lautem Geschrei und Theatralik zeigt, der ist in vielen schlechten Filmen zu Hause, aber nicht im Leben, das wahre Dramen gern hinter glatten Worten, gesittetem Schweigen und unerbittlichem Begehr nach Einhaltung der Formen ungeachtet des Inhalts und noch viel weniger der Folgen verbirgt.
Mittwoch stand der LHV Hoyerswerda, siehe links, in gerade geschildertem Stil vor dem Aus. Dies schien einigen Mitgliedern nicht bewusst. Oder – doch? In der eigentlichen Diskussion blieb die Opposition stumm. Stattdessen wurde mit formalen Spitzfindigkeiten versucht, Beschlüsse zu hintertreiben; Abstimmungen durch augenscheinliche Nichtteilnahme, also nicht einmal Stimmenthaltung, anfechtbar zu machen. Höhepunkt der Groteske: Als bei der Kandidatensuche für den Vorstand der vorgeschlagene Oberbürgermeister a.D. Horst-Dieter Brähmig, langjähriger Freund und Förderer des LHV-Handballs, erklärte, für ein Amt bereit zu stehen, ward gefordert, wohlgemerkt nach und nicht während der vorherigen Fragemöglichkeit an ihn, man möge doch darlegen, welche Qualifikation Brähmig mitbringe.
Selbst wenn er sonst gar keine andere hätte: Er und die Neu-Vorständler wollen dem Verein arbeitend helfen. „Kritiker“, die eine ihnen angetragene Kandidatur ohne Begründung ablehnten, haben kein Verdienst daran, dass das Drama nicht als Tragödie endete.



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