Leben in Hoyerswerda Kinderfeinde, Herr Fietzek?


von Tageblatt-Redaktion

Axel Fietzek auf einem Spielplatz im Hoyerswerdaer WK I. Häufig hat er mit Klagen von Nachbarn solcher Anlagen zu tun, die sich vor Lärm fürchten. Doch Axel Fietzek sagt, auch das Lachen von Kindern muss in einer Stadt seinen Platz haben.
Axel Fietzek auf einem Spielplatz im Hoyerswerdaer WK I. Häufig hat er mit Klagen von Nachbarn solcher Anlagen zu tun, die sich vor Lärm fürchten. Doch Axel Fietzek sagt, auch das Lachen von Kindern muss in einer Stadt seinen Platz haben.

Herr Fietzek, Sie haben gerade einen Spielplatz im WK I erneuert. Ist das in einer Stadt mit alternder Bevölkerung wirklich nötig?
Auf alle Fälle. Gerade weil die Bevölkerung altert, müssen wir uns darüber Gedanken machen, wie wir für Junge attraktiver werden. Die Probleme haben wir ja nicht, weil Ältere weggehen, sondern weil die Jugend weggeht. Wir machen sehr viel für Senioren. Es ist aber ebenso nötig, etwas für Junge zu tun, damit sie sich hier heimisch fühlen und nicht auf die Idee kommen, wegzugehen.

Sie haben in Ihrer letzten Mieterzeitschrift von Beschwerden über Kinder geschrieben. Wie sehen die denn konkret aus?
Ein erheblicher Teil von Beschwerden, die mich erreichen, ist auf das Zusammenleben der Generationen zurückzuführen. Und in der Regel beschweren sich Ältere über das Tun von Kindern. Es gibt Forderungen, Spielplätze wegzureißen, sie anderswo hinzubauen oder das Ballspielen zu verbieten. Es gibt sogar Fragen danach, ob in ein Haus mit vorwiegend älteren Bewohnern wirklich eine Familie mit Kindern einziehen muss. Das sind Hinweise, die mir hinsichtlich der Kinderfreundlichkeit unserer Gesellschaft etwas Sorgen machen.

Nennen Sie doch bitte mal ein ganz konkretes Beispiel!
Da ist mir noch die Diskussion im Zusammenhang mit der Sanierung des Hochhauses in der Schöpsdorfer Straße im Gedächtnis. Mit der Sanierung der Außenanlagen war von vornherein ein neuer Spielplatz geplant. Wir hatten unsere Bewohner zur Hausversammlung eingeladen, um das Projekt vorzustellen. Die Beteiligung war sehr gering. Als die Baumaßnahmen losgingen, bekam ich plötzlich Proteste mit Unterschriftenlisten. Der Tenor war: Wie könnt Ihr auf die Wahnsinnsidee kommen, hier einen Kinderspielplatz anzulegen? Es hieß, da würden irgendwelche Chaoten kommen und den Anwohnern das Leben schwer machen. Wir haben das Projekt noch einmal dargestellt und dann gebaut.

Und wie ging das aus?
Der Spielplatz ist heute sehr gut angenommen und die Gefahr, die dort heraufbeschworen wurde, hat sich nicht bewahrheitet. Es ist vergleichsweise ruhig. Dass es aber solche Debatten gibt, ist für den Zustand der Stadt sicher nicht gut. Klar ist, wenn ich einen Spielplatz attraktiv mache, zieht er Kinder an. Und dann machen sie dort, was sie auch machen sollen: spielen.

Leben hier Kinderfeinde?
Nein. Ich würde eher von Skeptikern sprechen, vielleicht von Kinder-Muffeln. Es ist einfach zu wenig Toleranz da. Vielleicht sind wir aufgrund der Bevölkerungsstruktur in unserer Stadt etwas zu lärmsensibel geworden und Kinderlachen nicht mehr so gewöhnt. Es wäre aber schön, wenn wir dafür wieder eine Kulisse hätten. Das sind schließlich stadttypische Geräusche. Wir haben mittlerweile schon sehr ruhige Wohngebiete. Der Lärmpegel in Dresden oder Berlin ist sicher höher als der bei uns. Aber wenn wir nur noch auf Ruhe setzen würden, wäre mir um die Zukunft der Stadt Hoyerswerda etwas Angst.

Stellen Sie das nur in Hoyerswerda fest oder auch in Ihren Häusern in der Umgebung der Stadt?
In den umliegenden Gemeinden ist das Zusammenleben sicher ein wenig anders. Wir hatten einmal Probleme in Lauta, wo wir Außenanlagen mit attraktiven Spielplätzen neu gestaltet hatten. Damals gab es sehr viele Dispute.

Was muss getan werden?
Wir dürfen uns nicht beirren lassen. Wir müssen weiter darauf hinwirken, attraktiv auch für Kinder zu sein. Sie sind bekanntlich wichtig für unsere Zukunft. Außerdem sollte man in den Dialog kommen, miteinander sprechen, Vorbehalte abbauen. Ein weiterer Weg ist, dass man „Moderatoren“ hat, die solche Prozesse vor Ort begleiten.

Ihre Genossenschaft hört aber sicher nicht auf, in Spielplätze zu investieren?
Nein, auf keinen Fall! Wir werden weiter alles tun, damit wir attraktiv für Familien mit Kindern sind. Dazu gehören neben Spielplätzen aber auch andere soziale Angebote. Unser Beachvolleyballplatz in der Straße des Friedens zum Beispiel oder unsere Arbeit mit Paten-Klassen hat mit Sicherheit auch etwas mit Kindern und Jugendlichen zu tun.



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