Lausige Zeiten


von Tageblatt-Redaktion

Anne Mates von der Hoyerswerdaer Baumschule Kmetsch zeigt einen Fichtenzweig, der unter Lausbefall gelitten und viele Nadeln verloren hat.
Anne Mates von der Hoyerswerdaer Baumschule Kmetsch zeigt einen Fichtenzweig, der unter Lausbefall gelitten und viele Nadeln verloren hat.

Von Tobias Hoeflich
und Marleen Hollenbach

Seit einigen Wochen ist die Baumschule Kmetsch in Hoyerswerda um eine Kundengruppe reicher. Es sind ratlose Grundstücksbesitzer, die eine nadelnde Fichte auf ihrem Grund und Boden haben. In der Baumschule an der Spremberger Chaussee suchen sie dann Rat. „Wir hatten deswegen schon zahlreiche Kunden hier“, bestätigt Mitarbeiterin Anne Mates. Viele von ihnen hätten vermutet, dass es zu wenig geregnet hat und haben ihre Fichten deshalb zusätzlich gegossen. Aber die Trockenheit der vergangenen Wochen ist nicht verantwortlich für das traurige Bild, das viele Fichten derzeit abgeben.

Schuld am derzeitigen Nadelregen ist dagegen ein kleines, unauffälliges Insekt: die Sitkafichtenlaus. Ihren Namen erhielt sie nach ihrer Leibspeise, der Sitkafichte. Aber auch Blaufichten und Serbische Fichten stehen auf ihrem Speiseplan. Bereits im Frühjahr saugen die Insekten den Saft aus den Nadeln. Diese verfärben sich zunächst von grün zu braun und fallen dann einfach herunter. Und zurzeit ist die Laus so gefräßig, wie seit vielen Jahren nicht. „Daran ist vor allem der milde Winter schuld“, erklärt Anne Mates.

Im Hoyerswerdaer Rathaus ist dagegen keine Krisenstimmung zu spüren. Zumindest gebe es in diesem Jahr nicht signifikant mehr Anfragen von Bürgern zu den Schädlingen, erklärt Pressesprecherin Angela Donath auf TAGEBLATT-Anfrage. Nach einem trockenen, milden Winter sei das Auftreten der Sitkafichtenlaus üblich. „Auch wenn Blaufichten nach einem starken Befall sehr viele Nadeln verlieren, so können sie sich doch in den folgenden Jahren erfahrungsgemäß wieder gut davon erholen“, erklärt sie. Zudem würde stets der neu gebildete Nadelgang an den Triebspitzen verschont werden, macht die Stadtsprecherin betroffenen Grundstücksbesitzern Hoffnung.

Wer den Anblick der kahlen Bäume nicht erträgt, kann auf eigene Faust kurzen Prozess mit ihnen machen. Auf bebauten Grundstücken ist das Fällen gemäß Paragraf 2 der Baumschutzsatzung für Hoyerswerda möglich. Darauf weist Angela Donath hin. Allerdings kann die Motorsäge nicht sofort angesetzt werden: Denn noch bis Ende September, also in der Vegetationszeit der Bäume, gilt ein Fällverbot – auch für Fichten, die von der Sitkafichtenlaus befallen sind. Das ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Eine Ausnahme ist nur möglich, wenn zum Beispiel von dem betroffenen Baum eine Gefahr ausgeht.

Wer seinen Baum dagegen nicht einfach fällen, sondern den Schädlingen mit Chemie zu Leibe rücken will, hat schlechte Karten. Zumindest, um kurzfristig Erfolge zu erzielen und den Nadelregen zu stoppen: „Es gibt zwar verschiedene Mittel, aber für die ist es jetzt eigentlich zu spät“, erklärt Baumschulen-Mitarbeiterin Anne Mates. Sie empfiehlt eine Behandlung schon im Winter oder Frühjahr, um die Läuse in Schach zu halten. Entsprechende Spritzmittel gegen die Insekten hat auch die Baumschule Kmetsch im Angebot. Generell macht auch Anne Mates Hoffnung, dass sich die Bäume langfristig wieder erholen. Wird der nächste Winter allerdings ähnlich mild wie der Vergangene, könnte es für bereits betroffene Bäume bei einem neuerlichen Befall eng werden.

Während vor allem Bäume in Gärten und auf Privatgrundstücken betroffen sind, bleiben die Wälder übrigens von der Sitkafichtenlaus verschont. „Dort sind so gut wie keine Fichten befallen“, sagt Sabine Rötschke, Sprecherin des Bautzener Landratsamtes. Der Grund: In den Wäldern steht vor allem die Gemeine Fichte, auf die es die Laus nicht abgesehen hat.



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