Lärm bis an die Schmerzgrenze


von Tageblatt-Redaktion

Die Ohrschützer sind etwas übertrieben. Wer hier in der Albert-Schweitzer-Straße wohnt, kommt ohne sie aus. Aber laut Lärmkartierung befindet sich hier die einzige Stelle, in Hoyerswerda, an der der Bundesstraßenlärm teilweise bis in die Wohnungen dringt.
Die Ohrschützer sind etwas übertrieben. Wer hier in der Albert-Schweitzer-Straße wohnt, kommt ohne sie aus. Aber laut Lärmkartierung befindet sich hier die einzige Stelle, in Hoyerswerda, an der der Bundesstraßenlärm teilweise bis in die Wohnungen dringt.

Hoyerswerda könnte glatt damit werben: Gute Verkehrsanbindung an zwei Bundesstraßen und dennoch ziemlich ruhige Wohnlage. Das gilt für die dörflichen Ortsteile, die Altstadt und weite Teile der Neustadt. Aber sogar die Anlieger der meistbefahrenen Straßen haben es noch vergleichsweise gut. Möglich macht diese Einschätzung die Lärmkartierung an den Hauptverkehrsstraßen, abzurufen auf der Internetseite des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

So richtig laut ist es eigentlich nur im Bereich der Albert-Schweitzer-Straße 32-36 direkt an der Südstraße. Der Lärmpegel hier liegt nachts bei 55 bis 60 Dezibel – offiziell gemessen für die Lärmkartierung des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In zwei Ecken des Gebäudeensembles sind es aber bis zu 65 Dezibel. Tagsüber sind es bis 70 Dezibel.

Zwar gibt es keine verbindlichen Grenzwerte für die Lärmbelästigung, aber Mediziner gehen davon aus, dass dauerhafte Geräuschbelastungen von mehr als 55 Dezibel gesundheitsgefährdend sind. Chronische Lärmeinwirkungen sind ein Stressfaktor. Sie beeinflussen das Herz-Kreislauf-System, erhöhen das Herzinfarkt-Risiko und das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken. Beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hat man jetzt allein im Kreis Bautzen rund 18 000 Menschen ermittelt, die Nacht für Nacht einen Lärmpegel von mehr als 45 Dezibel ertragen müssen.

Von einer erhöhten Lärmbelastung oberhalb der gesundheitsrelevanten 55 Dezibel sind rund 4 200 Menschen im Kreis betroffen: in unmittelbarer Nähe der Autobahn, in den Stadtgebieten von Bautzen und Kamenz, an der B 96 zwischen Bautzen und Großpostwitz, an der B 6 in Hochkirch, in Bischofswerda, Radeberg und Rammenau – und eben einige auch in Hoyerswerda. Theoretisch ist das unzumutbar. Aber den Betroffenen nützt das Wissen um die tatsächlichen Messwerte wenig. Weil es für dauerhafte Lärmbelästigung gar keine festgelegten Grenzwerte gibt, müssen auch keine eingehalten werden.

Wo die Lärmbelastung zu hoch ist, empfiehlt das Landesamt lediglich den Gemeinden, an einem sogenannten „Lärmaktionsplan“ zu arbeiten. Bei mehr als 55 Dezibel in der Nacht sieht das Landesamt „Handlungsbedarf“, bei mehr als 60 Dezibel „dringenden Handlungsbedarf“.

Hoyerswerda muss sich da praktisch kaum Gedanken machen. Kartiert wurde die B 97 auf dem gesamten Weg durch die Stadt, die B 96 zwischen dem Kreisverkehr an der Shell-Tankstelle bis Zeißig und die Trasse entlang der Bautzener Allee vom Haltepunkt-Neustadt über die Weinertstraße und Grollmußstraße bis zur Merzdorfer Straße. Im WK IX gibt es nur noch wenige Wohnungen direkt an der B 97.

Am Elsterbogen sind je nach Tageszeit einige Häuser betroffen, hier vor allem das letzte verbliebene Mehrfamilienhaus am Elsterstrand direkt neben der Bautzener Brücke. Und eben die beschriebene Ecke der Schweitzerstraße. Doch der Bau von Lärmschutzwänden ist insofern illusorisch, da die Kommune nicht dazu verpflichtet ist und bekanntlich das Geld eh knapp ist. Wirksamster Lärmschutz für Hoyerswerda wäre der Bau der Ostumfahrung, der den Verkehr der B 96 weitestgehend aus der Stadt nehmen würde. Auch die Idee, die Bundesstraße im Bereich des Elsterbogens auf die Nordseite der Elster zu verlegen, würde hier alle Lärmprobleme nehmen. Allerdings weiß niemand genau, wann das passieren wird.

Insofern ist die erfolgte Lärmkartierung nur ein erster Schritt. Einer ohne Folgen.
Die Ergebnisse der Lärmkartierung an den Hauptverkehrsstraßen sind öffentlich. Die Karten liegen im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und bei den Gemeinden vor und können auch im Internet angesehen werden. web www.umwelt.sachsen.de



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Was ist die Summe aus 1 und 7?