KuFa-Tänzer vor großem Auftritt in Dresden


von Tageblatt-Redaktion

Fünf Aufführungen von „Le sacre du printemps“ („Das Frühlingsopfer“) gab es voriges Jahr in Hoyerswerda. Nun kommen zwei weitere in Dresden dazu.  Foto: Gernot Menzel
Fünf Aufführungen von „Le sacre du printemps“ („Das Frühlingsopfer“) gab es voriges Jahr in Hoyerswerda. Nun kommen zwei weitere in Dresden dazu. Foto: Gernot Menzel

Von Mirko Kolodziej

Es ist Montag-Abend und die Luft steht förmlich in der Aula der Grundschule „An der Elster“ in Hoyerswerdas WK II. Die Zuckertüten-Birke vom Schulanfang vor ein paar Tagen wirkt schlapp und angewelkt. Erste gelbe Blätter sind herabgefallen. Tagsüber waren knapp 36 Grad Celsius; jetzt sind noch immer 25 Grad. Die Leute auf dem Aula-Parkett ficht das nicht an. Sie beugen, strecken und wiegen sich. Alle Gelenke haben satt zu tun. Es dauert nicht lange, bis die Ersten auf ihren Nickys feuchte Flecken zwischen den Schulterblättern haben.

Nach einer Dreiviertelstunde sagt Dirk Lienig: „So, wir fangen an.“ Seit voriger Woche ist seine KulturFabrik-Tanz-Compagnie wieder im Training. Nanu, war nach den fulminanten Aufführungen von „Le sacre du printemps“ im vorigen Jahr nicht von einer Auszeit die Rede gewesen? Schon. Aber als besondere Zugabe steht nun noch ein Gastspiel in einer Großstadt an. Am 11. Oktober wird die Hoyerswerdaer Inszenierung des Igor-Strawinsky-Stückes in der Theaterruine St. Pauli in Dresden zu sehen sein. Zwei Aufführungen sind geplant, gewissermaßen als vorläufiger Schlusspunkt unter den Projekten von „Eine Stadt tanzt“, die vor nunmehr fast sechs Jahren begonnen hatten.

Während der schweißtreibenden Erwärmung in der Schul-Aula ist für Außenstehende kaum zu erkennen, dass es eine mehr als einjährige Pause gegeben hat, so unfassbar beweglich sind die 40 Kinder, Männer und Frauen, die konzentriert den Vorgaben von Chef-Tänzer Dirk Lienig folgen. So stellt man sich eine Aerobic-Klasse vor. Doch der wichtigste Teil des Trainings beginnt eben erst nach 45 Minuten. In einer Mail an die Projektteilnehmer hatte es geheißen, es sollten das Stück in Erinnerung gerufen und die Choreografien geputzt werden. „Eine gewisse Grundhaltung ist da, die Sicherheit, sich auf einer Bühne zu bewegen, das Gefühl für den eigenen Körper“, sagt Dirk Lienig. Aber wer weiß nach einem Jahr schon noch so genau, wie oft welche Tanzfigur auszuführen war und wie viele Schritte man jeweils zu tun hatte?

Dirk Lienig erinnert seine Tänzer daran, dass die einzelnen Bilder von der perfekten Ausführung leben. „Es muss fließen wie Wasser“, sagt er einmal. Es geht aber neben den Bewegungen auch um den Ablauf der Inszenierung, um Blickrichtungen und selbst darum, sich die Kräfte richtig einzuteilen. Bei all den Details ist es erstaunlich, dass sich am Ende ein Bild ergibt. Stück für Stück arbeiten sich die Tänzer zunächst durch den Prolog, wiegen sich, drehen sich, rennen und erzeugen dabei einen Luft-Wirbel, der im Zusammenspiel mit den beiden offenen Türen tatsächlich so etwas wie eine Abkühlung in der Aula bewirkt. „Sehr gut, es wird“, sagt Dirk Lienig nach einer weiteren Stunde. Mit zwei- beziehungsweise für einige Tänzer dreimal Training in der Woche wird „Le sacre“ schnell wieder sitzen. Dresden wartet.



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