Knappensee-Sanierung avanciert zum Politikum


von Tageblatt-Redaktion

Die Vorbereitungen auf den Sanierungsstart am Knappensee sind mit dem Zaunbau im Gange. Für die davon Betroffenen sind noch viele Fragen offen.
Die Vorbereitungen auf den Sanierungsstart am Knappensee sind mit dem Zaunbau im Gange. Für die davon Betroffenen sind noch viele Fragen offen.

Von Ralf Grunert

"Das war heute mal eine positive Runde, in der ich das Gefühl hatte, er interessiert sich für unsere Sorgen.“ Diese Einschätzung traf Marlen Gläßer nach der gestrigen Tagung des Petitionsausschusses des Sächsischen Landtages im Lohsaer Rathaus. Dorthin war der Landtagsabgeordnete Miro Jennerjahn (Bündnis 90/Grüne) gekommen, um alle Beteiligten anzuhören.

Marlen Gläßer und ihr Mann Rico, die Betreiber von Campingplätzen, Kahnverleih und Sunshine-Park am Knappensee, saßen ebenso in der Runde wie Vertreter der Knappensee-Rebellen und verschiedener mit der Knappensee-Sanierung befasster Behörden. Auch Udo Witschas als Bürgermeister der Gemeinde Lohsa war bei dieser nichtöffentlichen Zusammenkunft dabei. Und er hatte den Eindruck, dass sich der Landtagsabgeordnete im Vorfeld mit den von den Gegnern der Knappensee-Sanierung eingereichten Petitionen und den Stellungnahmen der Behörden intensiv beschäftigt hat. „Er war bestens vertraut mit der Thematik“, so der Bürgermeister.

Der gestrige Termin diente für den Landtagsabgeordneten dazu, sich sachlich zu informieren, um sich nachfolgend mit den Kollegen im Petitionsausschuss eine Meinung zu bilden, schließlich macht der Ausschuss am Ende dem Landtag einen Vorschlag, wie mit den Anliegen in den Petitionen umgegangen werden sollte. Udo Witschas nutzte die Chance, um in dieser Runde auf zwei nicht nur ihm wichtige Aspekte hinzuweisen. Zum einen ging es um den bereits sanierten Groß Särchener Strand, der von der Seesperrung ausgenommen werden sollte. „Hier wurde die Sicherheit hergestellt“, betonte er. Lediglich die Gefahr von Schwallwellen bestünde. Buhnen könnten diese Gefahr bannen. Diese würden zwar rund 500 000 Euro kosten. Allerdings wäre das nur ein Bruchteil der mit rund 100 Millionen Euro veranschlagten Sanierungskosten. Aus Sicht von Udo Witschas ist das eine vertretbare Summe. Das Geld aufzubringen wäre im Interesse der Betroffenen, die vor Ort bleiben wollen. Und das wiederum sei auch für die Gemeinde wichtig. Je mehr am See bleiben, umso größer sind die Auswirkungen bis hin zum Einzelhandel. „Das ist ein Politikum“, steht für den Bürgermeister fest.

Ein weiterer Diskussionspunkt war gestern die Entschädigungsfrage. „Wir wollen den Zustand nach der Sanierung, wie er vorher war“, erklärte Marlen Gläßer und erinnerte daran, dass Oberbergamt und LMBV seinerzeit genau davon gesprochen haben. Soll heißen: Statt der aktuell zur Debatte stehenden Entschädigung nach Polizeigesetz sollten die Betroffenen nach Bergrecht entschädigt werden. Im Fall der Gläßers, deren Wohnhaus unter anderem abgerissen wird, würde das bedeuten: Statt des Zeitwertes gibt es den Wiederbeschaffungswert. „Das wäre für uns eine akzeptable Lösung“, meint Marlen Gläßer. Auch für Bungalowbesitzer und Anglervereine.

In der Entschädigungsfrage sieht der Lohsaer Bürgermeister ebenfalls ein Problem. Die Gemeinde muss Rückbauten von Gebäuden, Einrichtungen und Wegen vornehmen. „Dafür bekommen wir auch nur den Zeitwert.“ Das allerdings reicht nicht aus, um nach Abschluss der Sanierung eine vergleichbare Infrastruktur wiederherzustellen. Um das zu ermöglichen, würden Fördermittel benötigt. Also gipfelt auch die Klärung dieses Problems letztlich wieder in einer politischen Entscheidung.

Wann der Petitionsausschuss des Landtages seine Entscheidung fällt, ist derzeit völlig offen. Udo Witschas kann sich gut vorstellen, dass dies noch vor der Landtagswahl geschieht. Die findet am 31. August statt. Und da auch der Beginn der Knappensee-Sanierung unmittelbar bevorsteht, findet er, müsse zeitnah etwas passieren.

 



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