Kleine Gestecke liegen im Trend


von Tageblatt-Redaktion

Susann Pasora von der Gärtnerei Pannenberg in der Schulstraße setzt bei ihrer Arbeit als Floristin auf viel Liebe zum Detail.
Susann Pasora von der Gärtnerei Pannenberg in der Schulstraße setzt bei ihrer Arbeit als Floristin auf viel Liebe zum Detail.

Von Silke Richter

Behutsam streift Johanna Müller mit ihrer Hand über die grünen Tannenzweige, die sie fein säuberlich in die Erde gesteckt hat. Nicht zu tief, aber auch nicht zu weit an der Oberfläche. Schließlich soll das mit Tannengrün eingedeckte Grab ihres Ehemannes bis zum Frühjahr so erhalten bleiben. Ohne dass Wind, Schnee oder Regen das Bild des „grünen Kissens“ zerstören. Aber Moment: In Höhe des Grabsteines ragen zwei Koniferenzweige unschön heraus, bringen die gestaltete Oberfläche augenscheinlich wieder aus dem Rahmen:. „Das muss ich noch etwas verbessern, damit alles schön glatt ist. Das Grab meines Mannes soll schließlich ordentlich aussehen. Und Konifere hält sich bekanntlich am längsten“, meint die Frau und legt zum Abschluss ein hübsches kleines Ge-steck mit roten Rosen, den Lieblingsblumen ihres Ehemannes, in die Mitte seines Grabes. Johanna Müller sieht zufrieden aus. „Jetzt kann ich wieder beruhigt schlafen. Schließlich soll ja bis Totensonntag alles fertig sein. Dann werde ich auch ein Grablicht anzünden“, meint die Seniorin aus Hoyerswerda. Sie lässt ihren Blick über die anderen Gräber streifen. „Wir haben wirklich einen sehr schönen und gepflegten Friedhof hier in Kühnicht“, meint die 75-Jährige und setzt sich auf eine Bank am Wegesrand, um kurz auszuruhen.
Tatsächlich sind die meisten Gräber schon längst mit Tannengrün eingedeckt, also quasi winterfest gemacht und mit verschiedenen Kränzen und Gestecken bestückt. So wie jedes Jahr zum Totensonntag. Der wird morgen begangen, traditionell immer am letzten Sonntag vor dem Ersten Advent. Als letzter Sonntag des Kirchenjahres läutet er das Ende und einen Neuanfang ein. Viele Menschen werden ihre verstorbenen Angehörigen auf den Friedhöfen besuchen. Sie werden zum Gedenken Grablichter anzünden und Gestecke oder Kränze auf die Gräber niederlegen.
Bis vor ein paar Jahren konnten viele der verwendeten Schmuckelemente nicht groß und prunkvoll genug sein. „Aber dieser Trend hat sich gewandelt“, weiß Angelika Pannenberg, Inhaberin der gleichnamigen Gärtnerei in der Schulstraße. Heute werden eher kleine, aber dennoch hübsch verzierte Kränze und Gestecke verwendet. „Das liegt vor allem an den vielen Gemeinschaftsgräbern, die auf Friedhöfen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Viel Platz für großen Schmuck ist da nicht mehr“, berichtet Angelika Pannenberg. In ihrer Gärtnerei werden heute nur noch etwa zehn Prozent der ehemaligen Stammkunden aus den umliegenden Dörfern bedient. Angelika Pannenberg kennt noch einen Grund dafür: Die Laufzeit vieler Gräber auf den Friedhöfen in Hoyerswerda und der Umgebung ist beendet, die Grabstätten existieren nicht mehr. Mit ihnen verschwand auch das Streben nach einem prunkvollen Gesteck, das möglichst schöner sein sollte als das auf dem Nachbargrab. Heute setzen ihre Stammkunden bei der Gestaltung von Gräbern zum Totensonntag eher auf kleine, individuell gestaltete Schmuckelemente, die in den vergangenen Tagen hundertfach über die Ladentheke gingen. Die Vielfalt scheint hierbei keine Grenzen zu haben. Je nach Kundenwunsch werden verschiedene Materialen verwendet und zu Gestecken zusammengestellt – Holz oder Keramik, künstliche oder frische Blumen, Tannengrün, Myrte, Zapfen und andere Zweige oder kleine Engel. „Diesen Grabschmuck anzufertigen, kann schon mal bis zu dreißig Minuten dauern“, sagt Floristin Susann Pasora.



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