Kiefernwald wird Camper-Ausweichquartier


von Tageblatt-Redaktion

Dieser schöne Kiefernwald am Koblenzer Sportplatz wird bald mit Dauercampern gefüllt sein. Doch es ist eine Notlösung.  Foto: US
Dieser schöne Kiefernwald am Koblenzer Sportplatz wird bald mit Dauercampern gefüllt sein. Doch es ist eine Notlösung. Foto: US

Von Uwe Schulz

Aus dem Lautsprecher tönte der Song „Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hatte ihn einfach fortgejagt.“ Knapp 120 Menschen saßen am Samstagvormittag im Saal der Gaststätte „Zur Weintraube“ in Groß Särchen. Den meisten von ihnen geht es wie Karl. Sie sind Dauercamper am Knappensee im Bereich der Campingplätze Z3 und Z4, von denen wiederum die allermeisten bis zum 1. Mai ihre teilweise seit Jahrzehnten angestammten Plätze räumen müssen. Denn dann soll das Sperrgebiet, das für die acht Jahre währende bergtechnische Sanierung des Sees ausgewiesen wird, per durchgehendem Bauzaun geschlossen sein.

Seit Monaten kämpft die Bürgerinitiative Knappensee-Rebellen gegen die Sanierung bzw. wenigstens um die Minimierung der Folgen für die touristische Nutzung. Und sie wissen dabei die Lohsaer Gemeindeverwaltung auf ihrer Seite. Aber die meisten Mitglieder der Initiative sind auch realistisch genug zu wissen, dass die Sanierung nicht mehr zu stoppen ist. Bislang hatte die Gemeinde den Pächtern der Fläche, dem Ehepaar Gläßer, noch nicht gekündigt und damit diese noch nicht den Campern. Das führte indirekt sogar zu einem Baustopp bei den Sanierungsvorbereitungen, da die beauftragten Firmen mit den erforderlichen Schilfschnitt- und Baumfällarbeiten nicht weitermachen konnten. Doch jetzt führt daran wohl kein Weg mehr vorbei.

Wie Bürgermeister Udo Witschas den Anwesenden schilderte, ist die Grundlage für die Kündigung eigentlich seit dem 1. Oktober gegeben. Auf seiner morgigen Sitzung sollen die Lohsaer Gemeinderäte die Kündigung auch beschließen. Denn die Gemeinde ist bei der Sanierung, die vom Sächsischen Oberbergamt (SOBA) als Polizeibehörde verfügt wurde, zur Mitwirkung verpflichtet. Wenn nicht, wird dennoch saniert und die Gemeinde wäre für all das zuständig, was auf den verpachteten, aber eingezäunten Flächen steht. Das wolle und könne man sich nicht leisten, sagte sinngemäß der Bürgermeister. Und daher werde man sogar rückwirkend zum 1. Januar 2014 kündigen.

Seitens der Gemeinde will man wiederum dafür sorgen, dass die Entschädigungen, die an die Gemeinde gezahlt werden, an die Betroffenen weitergereicht werden, auch wenn es wohl nicht so wahnsinnig viel sein dürfte. Und die Gemeinde hat auch Interesse daran, dass die Camper nicht verschwinden. Sie sind die Lebensgrundlage für Gläßers, sie bedeuten Kaufkraft für Groß Särchen und Koblenz.

Also gibt es den Plan, das bereits für die touristische Nutzung vorgesehene Wäldchen zwischen dem Koblenzer Sportplatz und dem Knappensee-Wirtschaftsweg komplett mit Campern zu füllen. Ein weiteres Kiefern-Waldstück der Gemeinde, das unmittelbar in Richtung Särchen angrenzt, könnte ebenfalls genutzt werden. Allerdings liegen hierfür die Genehmigungen noch nicht vor, so dass das etwas für die Zukunft ist. Zudem will die Gemeinde erreichen, dass SOBA und LMBV die Medienanschlüsse in dem Ausweichgebiet finanzieren.

Allerdings haben die meisten der älteren Camper das Problem, dass sie ihre Wagen, die ohne Baugenehmigung teilweise erheblich erweitert wurden, nicht selbst umsetzen können. Doch hier signalisieren Gläßers tatkräftige Unterstützung, so dass die Masse der Dauercamper wohl tatsächlich auf der neuen Fläche dem See und damit Lohsa treu bleiben wird, wie Marlen Gläßer nach der Veranstaltung sagte. Und vielleicht gibt es ja seitens der Behörden auch noch etwas Aufschub. Am Donnerstag trifft man sich wieder.
Kontakt für Dauercamper zu Familie Gläßer: Tel. 0152 – 29301727



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 8 und 1.