Kapriolen zum Saisonstart


von Tageblatt-Redaktion

In der Fußball-Bezirksliga ist die I. Männermannschaft des Hoyerswerdaer Sportvereins 1919 (HSV 1919) mittlerweile etabliert und fuhr so manchem Gegner in die Parade wie hier René Gerken.
In der Fußball-Bezirksliga ist die I. Männermannschaft des Hoyerswerdaer Sportvereins 1919 (HSV 1919) mittlerweile etabliert und fuhr so manchem Gegner in die Parade wie hier René Gerken.

Nunmehr schon seit 90 Jahren geht der Verein kontinuierlich und zielstrebig seinen Weg ohne großes Getöse.“ – So liest man es auf der Internet-Präsenz des HSV 1919. Leider stimmt das zurzeit nicht.

Ein kleines Grummeln hatte es gegeben, als die A-Jugend aus der Landesliga abgestiegen war. Grollen wurde es, als sich zeigte, dass für die zwei 1919-Männer-Teams, den Bezirksligisten und den Kreisoberliga-Aufsteiger, in summa keine 30 Aktiven zur Verfügung stehen – zu wenig, um beide Teams mit Erfolg über ihre gesamte Saison bringen. Frank Holubec, der das Traineramt der Ersten von Karsten Stroczek (Rücktritt) übernommen hatte, beschwor bei seiner Vorstellung Mitte Juli: „Mein Herz schlug immer für Aufbau Hoyerswerda und dann später für den HSV 1919. Ich will etwas bewegen, will helfen ... Ich wünsche uns gemeinsam Erfolg – und echte Sportkameradschaft.“ Aber das Wetterleuchten kündigte sich schon an, als das am selben Abend geplante Trainingsspiel „Erste gegen Zweite“ ausfiel.

Der Blitzschlag folgte am 9. August. TAGEBLATT-Leser hatten gerade auf der Kreisoberliga-Seite 11 das Ziel von Trainer Thomas Schultz gelesen („Klassenerhalt“), da war alles Makulatur. Der Vorstand hatte, Stunden vor dem ersten Spieltag, seine „Zweite“ abgemeldet: „Um den sportlichen Erfolg sowie die auf lange Sicht gesteckten Ziele im Nachwuchs und Männerbereich auf Dauer nicht zu gefährden, hat der Vorstand den Zusammenschluss der zweiten und ersten Männermannschaft unter der Leitung von Frank Holubec und Thomas Schultz mit dem zu behaltenden Spielrecht in der Bezirksliga beschlossen.“

Mit den Betroffenen war aber nicht geredet worden. Heftige Reaktion: Nicht einer aus der Zweiten werde freiwillig in der Ersten spielen!, so der Tenor der Kommentare. Die Erste fuhr am Sonnabend zu elft zum Test nach Rietschen; tags drauf die Zweite zu einem spontanen „Freundschaftsspiel“ bei Ralbitz – es wäre der Gegner zum Punktspiel gewesen. Das Foto der Abschied winkenden Spieler illustrierte den Text, ein Großteil der Zweiten habe das Vereinsmitgliedsbuch hingeschmissen. Nun hat 1919 keine Zweite mehr – und keinen Zuwachs in der Ersten. Pessimisten wähnen, dass der Rückzug aus der Bezirksliga folgt. Und wenn nicht, dann doch der Abstieg. Vielleicht löse sich der Verein ja ganz auf! Quittung dafür, dass 1919 vom (maroden) Vereinsgelände Am Adler in das Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion des, sagen wir’s freundlich, ungeliebten Stadtrivalen FC Lausitz, vormals FSV Hoyerswerda, früher BSG Aktivist Schwarze Pumpe, umgezogen sei. Und der ist ja auch von der Tür zur Regionalliga bis in die Kreisliga abgestürzt – der böse Geist der Betonbüchse wirkt weiter ...

Maik Tank, 1919-Vereinsvorsitzender, dementiert heftig: Auf jeden Fall werde Bezirksliga gespielt! Am jetzigen Sonnabend tritt 1919 um 15 Uhr beim NFV Gelb-Weiß Görlitz an! Auf neue Spieler kurzfristig zu hoffen, sei Illusion – man werde, wenigstens bis zur Winterpause, erst einmal mit den jetzigen eigenen Kräften hinkommen müssen, „und ich habe die Hoffnung, dass wir noch die «Wankenden» aus der Zweiten überzeugen können“. Gestern Abend war ein Sichtungstraining anberaumt. Tanks Appell an alle Akteure: „Statt uns gegenseitig mit Schuldzuweisungen zu zerfleischen, müssen wir persönliche Differenzen hintanstellen uns auf das konzentrieren, was wir können: Fußball spielen!“

Für Thomas Schultz („Die Enttäuschung ist zu groß.“) jedenfalls gibt es keinen Weg zurück. Auch und erst recht nicht als Co-Trainer von Holubec: „Der ist ein guter Mann, der schafft das alleine.“ Seinen Ex-Spielern wolle er nichts raten: „Sie sollen selbst entscheiden. Einige haben Bezirksliga-Potenzial.“ Er ist sicher: „Es wäre hart geworden, doch bis zur Winterpause hätten wir es mit beiden Teams geschafft und bis dahin an Verstärkungen arbeiten können.“ Dennoch wünsche er 1919 alles Gute.

Einen Wunsch hat auch 1919-Alt-Präsident Eberhard Dewitz: dass alle 1919er über ihren Schatten springen. „Der Verein darf nicht kurz vorm 100. Geburtstag kaputt gehen.“ Die Diskussion der 1919er nachlesen kann man auf
web www.hsv-1919.de



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