In zwei Jahren sollen die Glocken läuten


von Tageblatt-Redaktion

Vor fünf Jahren nahm Pfarrer Michel die Glocken aus Osnabrück in Empfang. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie in Hoyerswerda ertönen.  Foto: Archiv
Vor fünf Jahren nahm Pfarrer Michel die Glocken aus Osnabrück in Empfang. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie in Hoyerswerda ertönen. Foto: Archiv

Gut anderthalb Jahrzehnte, nachdem ein Mitglied von Hoyerswerdas evangelischer Neustadt-Gemeinde für seine Diplomarbeit im Bauingenieurs-Studium den Bau eines Glockenturms am Martin-Luther-King-Haus untersucht hat, sollen die Glocken zum ersten Mal läuten können. Hagen Schmaler hatte im Jahr 2000 den ersten Entwurf angefertigt. Als nun Jörg Michel für eine weitere dreijährige Amtszeit zum Vorsitzenden des Vereins „Glocken für das King-Haus“ gewählt wurde, meinte der Pfarrer trocken: „Vermutlich wird es die letzte sein.“ Denn spätestens Ende 2015 soll der Glockenturm stehen. Dann kann der 2006 gegründete Verein sich auflösen.

Er hat von Anbeginn an für das Vorhaben Geld gesammelt, hat 2008 drei Glocken aus der nicht mehr genutzten Erlöserkirche in Osnabrück gekauft, hat sie von einem Sachverständigen prüfen lassen und sich schließlich um die Projektierung des nötigen Glockenstuhls gekümmert. Nun geht es eigentlich nur noch um die endgültige Planung, für die der Verein sich das Hoyerswerdaer Büro Bauhoys ausgesucht hat, sowie um die nötigen Genehmigungen. Dann kann es losgehen. Denn die Finanzierung für das 178 000-Euro-Vorhaben ist im Großen und Ganzen gesichert.

Zwar hat der Glocken-Verein derzeit lediglich rund 38 000 Euro auf dem Konto. Aber es wird eine großzügige Förderung aus Steuergeldern geben. Der Stadtrat hat Ende Oktober der Finanzhilfe aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ gegen die Stimme von Christian Tappert (SPD) sowie bei Enthaltung durch die Linksfraktion und Michael Ratzing (Freie Wähler) mehrheitlich zugestimmt.

Schließlich heißt es im Städtebaulichen Entwicklungskonzept, das ebenfalls vom Büro Bauhoys erstellt wurde, und das der Stadtrat im April einstimmig billigte, die Errichtung des Glockenturms im Stadtzentrum sei gleich aus mehreren Gründen zu befürworten: „Er ist die Vollendung des Kirchenbauwerkes in der Neustadt von Hoyerswerda, die aufgrund der politischen Situation 1989 nicht erfolgen konnte. Er ist funktionale und architektonische Bereicherung im Zentrum der Neustadt von Hoyerswerda und verstärkt den urbanen Charakter. Eine alleinige kirchliche Bedeutung steht dabei nicht im Vordergrund. Vielmehr ist eine bessere Verständigung zwischen den Religionen und Konfessionen die grundlegende Absicht. Im Zusammenspiel mit den Geläuten auf der Altstadtseite wird zudem eine deutlich bessere städtebauliche Verbindung von Neustadt und Altstadt erreicht.“

Freilich, hieß es bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Glocken-Vereins, sieht das nicht einmal jedes Mitglied der Gemeinde so. Manche fänden, so Pfarrer Michel, die Kirche solle dem Ratschlag Jesu im Evangelium folgen und die Lehre der Armut auch nach außen hin dokumentieren. Allerdings habe es ähnliche Stimmen auch gegeben, als der Verein der Orgelfreunde sich für den Einbau eines solchen Instrumentes in der Kirche starkmachte. Mit der Orgelweihe 1999 seien sie dann allerdings verstummt. Dennoch will der Verein nach Fertigstellung der Planungsunterlagen gern sowohl mit den Skeptikern in den eigenen Reihen als auch mit den unmittelbaren Nachbarn ins Gespräch kommen. Bei so einer Versammlung könnte es etwa auch um die Läuteordnung gehen. Schließlich ist nicht an einen Stundenschlag gedacht, sondern eher an den regelmäßigen Ruf zum Gottesdienst.

Die öffentliche Hand jedenfalls wird das Vorhaben mit 100 000 Euro unterstützen. Die derzeit noch offene fünfstellige Summe muss also noch vom Verein eingeworben werden. Pfarrer Michel ist da allerdings recht optimistisch. Mit der fertigen Planung, sagt er, ließe sich leichter bei potenziellen Großspendern vorsprechen. In den nächsten Monaten soll in jedem Fall ein Ansinnen wahr werden, das nicht erst Hagen Schmaler mit seiner Diplomarbeit in die Welt setzte. „Das Vorhaben, einen Glockenturm neben dem Martin-Luther-King-Haus zu errichten, ist so alt wie die 1966 gegründete Kirchengemeinde Hoyerswerda-Neustadt“, heißt es nämlich in einer Veröffentlichung des Glocken-Vereins.

Spendenkonto des Glocken-Vereins : 28 74 709 bei der Volksbank (Bankleitzahl 855 900 00)



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