In VGH-Bussen fahren besonders viele Behinderte mit


von Tageblatt-Redaktion

Für Rollstuhlnutzer ist in der Vergangenheit viel getan worden.
Für Rollstuhlnutzer ist in der Vergangenheit viel getan worden.

Von Mirko Kolodziej

Rund 3,5 Millionen Euro hat die Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda (VGH) in den letzten Jahren – den Bau des Busbahnhofs am Lausitzer Platz eingeschlossen – auch dafür ausgegeben, ihre Haltestellen möglichst barrierefrei, also behindertengerecht umzubauen. Daraus ergibt sich unter anderem, dass mittels erhöhter Bordsteine im Zusammenspiel mit absenkbaren Einstiegen an den Bussen der stufenlose Zutritt ermöglicht wird. Daraus ergibt sich aber unter anderem auch, dass eine spezielle Pflasterung als Blindenleitsystem die Orientierung mit Hilfe eines Blindenstocks zulässt. „Von unseren 144 Haltestellen sind derzeit 87 behindertengerecht ausgebaut“, sagt VGH-Geschäftsführer Rainer Warkus.

Das Geld scheint gut angelegt. Denn geht der Gesetzgeber im Land Sachsen davon aus, dass bei den Verkehrsunternehmen im Schnitt 3,18 Prozent behinderte Menschen unter den Fahrgästen sind, ergaben Zählungen bei der VGH zuletzt einen sogenannten Schwerbehindertenkoeffizienten von 22,2 Prozent. Das heißt, dass hier fast ein Viertel aller beförderten Passagiere mit einem sogenannten Beiblatt im Schwerbehindertenausweis Bus fahren. Das bedeutet zu gut Deutsch: Sie brauchen keine Fahrkarte zu kaufen. Das bedeutet aber zudem auch: Der VGH könnten durchaus nicht unerhebliche Erlöse durch die Lappen gehen, denn das Land zahlt von sich aus lediglich entsprechend der Durchschnitts-Quote 3,18 Euro für jede 100 Euro zu, die ein ÖPNV-Unternehmen verdient.

Das war bei der VGH bis vor ungefähr einem Jahrzehnt auch so. Dann hat man ein Ingenieurbüro mit der ersten Zählung beauftragt. Da ein Testat ergab, dass damals 13,05 Prozent aller Fahrgäste schwerbehindert waren, gab es dann auch einen Ausgleich in dieser Höhe. Die Zählungen sind nötig: Denn da Schwerbehinderte keine Tickets kaufen müssen, geht den betroffenen Unternehmen ohne testierte Werte nicht nur Geld verloren. Sie haben zudem auch keine Möglichkeit, festzustellen, wie viele Menschen in ihren Verkehrsmitteln mit Beiblatt unterwegs sind.

Dass der Anteil an behinderten Fahrgästen inzwischen fast ein Viertel ausmacht, ist für VGH-Chef Rainer Warkus „eine erhebliche Quote“. Nach seiner Einschätzung hat der gegenüber dem Landesschnitt in Hoyerswerda fast siebenmal so hohe Schwerbehindertenkoeffizient nicht nur damit zu tun, dass in Hoyerswerda so viele betagte und damit tendenziell eher behinderte Menschen wohnen. „Es gibt auch generell eine geringere Nachfrage im ÖPNV“, erklärt der VGH-Geschäftsführer. Da Hoyerswerda recht klein ist, muss man nicht unbedingt die Stadtlinie nehmen, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Das Fahrrad oder die eigenen Füße tun’s im Zweifel auch. Weil Behinderten diese Arten der Fortbewegung aber oft schwerer fallen, ist klar, dass ihre Zahl gemessen an der aller Passagiere recht hoch ist. Die Tendenz ist steigend. Seit Beginn der Zählungen ist die Quote fast immer geklettert. Und damit erhält die VGH auch immer mehr Geld vom Kommunalen Sozialverband Sachsen, das ihr ohne die Zählungen schlicht durch die Lappen ginge.



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Kommentare zum Artikel:

Mirko Kolodzej schrieb am

Sehr geehrter Herr Meckerkopf, der Beitrag soll Ihnen sagen, dass in Bussen der VGH prozentual gesehen deutlich mehr Menschen mit Behinderung befördert werden als bei anderen sächsischen Verkehrsunternehmen. Dass sie kostenfrei fahren, hat keiner behauptet. Betrachtet wird der Umstand, dass das kommunale Unternehmen im Zweifel keine Einnahmen für die Beförderung der Mehrzahl dieser Personen hat - wenn es nicht aufpasst und aktiv zählen lässt. Dies sagt die Formulierung, dass die Leute keine Fahrkarte kaufen müssen. Ein Beiblatt für den Behindertenausweis kostet wohl 60 Euro. Wenn man sich überlegt, wieviel Geld man für ein Ticket zahlen muss, ist aber auch klar, dass 60 Euro für ein ganzes Jahr (also im Extremfall tägliche, mehrfache Fahrten) vergleichsweise wenig Geld sind. Von einer Preiserhöhung spricht im Moment niemand. M. Kolodziej

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