In der Schwarzkollmer Kita wird es eng


von Tageblatt-Redaktion

Den Flur mit den Garderoben nutzen alle Kinder, bis auf die Vorschüler. Da kann es manchmal ganz schön eng zugehen beim An- und Ausziehen.
Den Flur mit den Garderoben nutzen alle Kinder, bis auf die Vorschüler. Da kann es manchmal ganz schön eng zugehen beim An- und Ausziehen.

Von Anja Wallner

 

Ein eigener Werkraum? Ein Zimmer nur zum „Herummatschen“, für Rollenspiele oder Sport? Solche thematischen Räume, wie sie der sächsische Bildungsplan in Kindertagesstätten favorisiert, sind in der Schwarzkollmer Awo-Kita „Krabat“ nicht so leicht umsetzbar. Die Werkbank steht im Garten; wo sich einst der Werkraum befand, wurde das notwendige Bad für die Krippenkinder eingerichtet. Zum Bauen oder zum Forschen müssen in bestehenden Gruppenzimmern Ecken geschaffen werden, irgendwo.

Die Schwarzkollmer Kita im David-Traugott-Kopf-Haus ist schlichtweg zu klein geworden. Denn Schwarzkollm hat aus heutiger Sicht eigentlich ein luxuriöses Problem: Der Hoyerswerdaer Ortsteil hat seit Jahren stabile Einwohnerzahlen – und viele Kinder. Aktuell besuchen 39 Kinder in vier Gruppen die Kita im Dorf. Bei 43 Kindern ist die Kapazitätsgrenze erreicht – und das wird bis März so weit sein, sagt Leiterin Birgit Leonhardt, die seit dem Jahr 2003 in der Einrichtung tätig ist. Damals gab es dort 24 Kinder. Bemerkenswert: Alle Mädchen und Jungen, die aktuell in die „Krabat“-Kita gehen, sind aus Schwarzkollm. Schon über ein Jahr lang werden aus Kapazitätsgründen keine Kinder aus Fremdgemeinden mehr aufgenommen.

Zehn Kleine stehen auf der „Krabat“-Warteliste. Mit gelbem Marker sind die Namen markiert, die als nächstes nachrücken. „Kinder wegzuschicken, das ist nicht einfach“, seufzt Birgit Leonhardt. Eine Familie aus Torno, deren Sprössling auf der Warteliste steht, will ihr Kind so lange zur Tagesmutter bringen, bis in Schwarzkollm ein Platz frei wird. Die Kita ist begehrt – vielleicht wegen der dortigen Pflege der sorbischen Bräuche, aus familiären Gründen oder einfach aus der Tradition im Umfeld heraus.

822 Einwohner hat der Ortsteil derzeit, darunter mehr als 120 Kinder und Jugendliche sowie mehr als 300 Personen zwischen 18 und 49. Etliche Familien, weiß Ortsvorsteher Mirko Pink, haben mehr als zwei Kinder. Einige Familien erwarten in Bälde Nachwuchs. Acht Kinder kamen 2013 zur Welt; 2014 hat es bisher sechs Geburten gegeben (Stand: 21.10.). Schwarzkollm ist laut Ortsvorsteher bevölkerungstechnisch gesehen nach Dörgenhausen der zweitjüngste Hoyerswerdaer Ortsteil. Mirko Pink hat eine Liste mit Interessenten, jungen Familien, die im Dorf bauen wollen. Nicht nur Einheimische oder „Zurückzügler“, auch Ortsfremde. „Das ist eine positive Entwicklung“, meint er, froh darüber, alle leerstehenden Häuser an den Mann bringen zu können und froh darüber, viele Kinder im Ort zu haben.

Fakt ist aber auch: Der Kita-Standort ist nicht erweiterbar. Im Kopf-Haus befinden sich noch eine Arztpraxis und drei belegte Mietwohnungen. Auf zwei andere Mietwohnungen im Gebäude – jeweils Zwei-Raum-Wohnungen – hat sich die Kita schon ausgedehnt, zuletzt zum 1. September. Die zweisprachige „Witaj“-Gruppe hat in einer der Wohnungen ihren recht beengten Raum. Eine Etage höher ist die „Wackelzahn-WG“, wie die achtköpfige Vorschulgruppe genannt wird, eingezogen.

Jedoch sind die Grundrisse der Wohnungen eigentlich nicht für die Kita-Nutzung geeignet. Zudem sind die Räume brandschutzbedingt nur für eine sehr begrenzte Zahl an Kindern zugelassen. Und: Will man in die Kita hinein (oder auch in die „Kita-Wohnungen“ sowie auf den Spielplatz) muss man in dem mehrfach genutzten Kopf-Haus öffentliche Bereiche queren – eine Versicherungsfrage. Im Keller des Hauses befinden sich das Büro der Kita-Leiterin und der Personalraum, außerdem der Schlafraum für die größeren Kinder. Darin gibt es sogar eine Art „Hochebene“ zum Schlafen für vier Kinder – aus Platzmangel. Einen richtigen Gruppenraum darf es im Keller nicht geben.

Viele Kompromisse und Alternativlösungen begleiten Birgit Leonhardt und ihr Team nun seit 2006, seit mit dem „Witaj“-Programm begonnen wurde. Jedes Jahr beantragt die Kita beim Jugendamt die Überbelegung, die befristet erteilt wird. „Die Kompromisse gehen zulasten der Betreuungsqualität“, sagt der Ortsvorsteher, der eine Kita im Dorf für unabdingbar für die Gemeinschaft hält, auch als sozialer Treffpunkt sowie als Bereicherung des Dorflebens. Und ganz wichtig: „Ich will, dass die Schwarzkollmer Kinder bei uns auch angenommen werden.“ Birgit Leonhardt sieht das genauso. Für sie wäre es „ein Albtraum“, wenn sie ein Kind aus dem Dorf aus Platzgründen abweisen müsste, obwohl die Kita quasi vor der Haustür liegt. „Mehr Raum zum Toben, mehr Raum für Fachliches“, wünscht sie sich zudem für ihre Einrichtung.

Ein Kita-Neubau im Dorf ist schon seit Jahren Thema, allerdings scheiterten die Pläne am Geld oder an der Machbarkeit. Nun ist etwas Bewegung in die Sache gekommen, auch im Zuge des Themendorf-Managements. Als potenzieller neuer Standort wird die Fläche der ehemaligen Gaststätte in Betracht gezogen. Eigentümer Paul Weiland würde das Gelände zur Verfügung stellen (TAGEBLATT berichtete). Erste Gespräche dazu, auch mit der Awo als Betreiber und der Stadt hat es bereits gegeben. „Bürgermeister Thomas Delling (SPD) hat die Pläne zunächst zur Kenntnis genommen“, ließ Rathaus-Sprecher Bernd Wiemer auf Anfrage wissen. Man werde sich als Stadt intensiv an diesem Diskussionsprozess beteiligen. „Hier sind aber viele Partner im Boot“, so Bernd Wiemer weiter, „da muss jeder seinen Beitrag leisten.“



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