84 Jahre sind kein Alter für Stillstand


von Tageblatt-Redaktion

Das ist keine Dehnungsübung: Karl-Heinz Noack zeigt einen Rhododendron, den er beim Kamenzer Blütenlauf bekommen hat.
Das ist keine Dehnungsübung: Karl-Heinz Noack zeigt einen Rhododendron, den er beim Kamenzer Blütenlauf bekommen hat.

Karl-Heinz Noack lässt nichts aus; nicht das Gehwegpflaster der Hoyerswerdaer Neustadt, nicht den groben Schotter auf dem Weg entlang der Fernwärmetrasse im Wald von Klein Zeißig sowie Kühnicht und natürlich auch nicht weichen Waldboden. Noack hat vor ein paar Tagen seinen 84. Geburtstag gefeiert und ist damit der älteste aktive Läufer der Gegend. Kürzlich hat er in Bad Liebenwerda beim Elsterlauf 11,3 Kilometer in knapp anderthalb Stunden zurückgelegt. Es ging am Fluss sowie eine Straße entlang, durch den Wald – und Steigungen gab es auf der Strecke auch.

Während er nun also beim Lauf-Interview von seiner Wohnung im Hoyerswerdaer WK I in Richtung Osten rennt, erzählt er von den Hügelchen, die der Läufer hier in der Gegend schon suchen muss – dem Weißen Berg bei Burg etwa oder der Hochkippe in Knappenrode. Das hat er alles schon hinter sich gebracht, ebenso wie inzwischen 42 Marathonläufe. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass er den ersten in Berlin in Angriff genommen hat, als er schon 65 Jahre alt war. „Da hören andere auf“, sagt Karl-Heinz Noack vergnügt. Für ihn hingegen sind auch 84 Jahre noch lange kein Alter für Stillstand.

Der Rodelberg im Indianerdorf ist erreicht. „Da könnten wir jetzt drüber“, meint der Senior, verzichtet aber zugunsten des Reporters darauf. Nebenan der kleine Hügel für die Fahrrad-Crosser muss als Steigung des Tages ausreichen. „Ich bemühe mich, 50 bis 55 Kilometer in der Woche zu machen“, erzählt Noack. Doch es wird nicht einfacher. Im vorigen Jahr warfen ihn gesundheitliche Probleme etwas zurück. „Ich musste auf den Start beim Berliner Halbmarathon verzichten“, ärgert er sich. Als Altersklassensieger des Vorjahres hätte er einen Freistart sicher gehabt. Doch vier Monate Laufpause verlangen ihren Tribut. „Das ist wie abtrainieren“, sagt Karl-Heinz Noack.

Doch er läuft ja nun wieder. Auf seinen Runden streift er Spohla und Maukendorf genauso wie Dörgenhausen und Keula. Mal geht es zum Scheibesee, mal am Globus-Markt entlang. Die Runde für das Zeitungs-Gespräch wird am Ende knapp zehn Kilometer gemessen haben. Irgendwann ist am Gewerbepark Kühnicht die Straße nach Lohsa zu überqueren. Dann führt die Strecke am neuen Erdbeerfeld des Pflanzenhofes Schulze vorbei, über den berühmten Kühnichter Damm und quer durch den WK VIII wieder zurück in die Käthe-Niederkirchner-Straße.

Und welches ist für einen, der schon in Prag und Hamburg, am Rennsteig und auf Zypern, im finnischen Lahti oder im slowenischen Ljubljana gelaufen ist, für einen Altersklassen-Europa- und Vizeweltmeister nun die schönste Trainingsstrecke? „Das kommt auf die Jahreszeit an“, sagt Karl-Heinz Noack und erzählt von Eiskristallen an Bäumen im Wald und von diesem Strauch am Knappensee-Damm, der pünktlich im Frühling immer als Erster gelbe Blüten zeigt. Das ist das eine. Das andere ist in dem Satz zusammengefasst: „Es hängt auch vom Wind ab.“ Man muss sich mit 84 nicht mehr im Lauf gegen den Sturm stemmen. Und man muss sich auch nicht stressen. Deshalb trainiert Noack, der einmal mit den Läufern des Sportclubs unterwegs war, heute als Mitglied des Niederlausitzer Läuferbundes für sich alleine. „Bei anderen ist das Trainingstempo ja höher als meine Wettkampfgeschwindigkeit“, lächelt der 84-Jährige den Reporter an. Dieser ist schweißüberströmt, während Noack so aussiehst wie anderthalb Stunden zuvor.

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