400 Leute pro Monat müssen am Bahnhof mal müssen


von Tageblatt-Redaktion

Während der Bahnhof seit Anfang des Jahres verschlossen ist, steht das Toilettenhäuschen davor rund um die Uhr zur Verfügung. Täglich wird es morgens gereinigt.
Während der Bahnhof seit Anfang des Jahres verschlossen ist, steht das Toilettenhäuschen davor rund um die Uhr zur Verfügung. Täglich wird es morgens gereinigt.

Kaum ist das 50-Cent-Stück im Einwurfschlitz verschwunden, schon ertönt ein Piepen und man kann die große Metalltür öffnen. Der Zutritt zu Hoyerswerdas Toilettenhäuschen ist frei. Seit genau einem Jahr kann man am Bahnhof nun wieder austreten gehen. Im August 2011 eröffnete die Verkehrsgesellschaft VSE auf Bitten des Rathauses die von der Firma Hering aus Burbach im Siegerland hergestellte Notdurftbox. Gab es in den 15 Jahren zuvor, also seit Schließung der Bahnhofs-Klos, immer wieder Kritik am Toiletten-Mangel, ist die geschaffene Erleichterung kaum ein Thema.
Dafür wird das Häuschen aber durchaus gut genutzt. Nach Angaben der VSE besuchen es zwischen 380 und 400 Menschen im Monat. Die Angestellten der Dienstleistungsfirma Prell, die jeden Morgen zum Putzen anrücken, können das bestätigen. Nicht, dass die Nutzer übermäßig Schmutz machen würden! Aber die Leute von Hering haben ein Hightech-Klo gebaut und anhand der Toilettenpapier-Nachfüll-Automatik kann man ganz gut erkennen, dass Bedarf besteht. Es gibt an der Rückseite des Häuschens, im recht schmalen Technikraum, nämlich unter anderem eine Metallbox. Diese wird mit mehreren Rollen gefüllt, die jeweils einen Metall-Abrollkern in die Papphülse geschoben bekommen. Ist die Rolle aufgebraucht, fällt der leere Kern in einen Behälter unterhalb der Box und die nächste Rolle rutscht nach.
Auch sonst ist das innen in Grau, Blau und Weiß gekachelte Häuschen ein kleines technisches Wunderwerk. Rechts neben der Tür gibt es zwei Elektronik-Knöpfe zum Ver- und Entriegeln der Tür. Wer 14 Minuten gesessen hat, wird über einen Piepton gewarnt. Eine weitere Minute später öffnet die Verriegelung automatisch. Es gibt zwei Notruf-Knöpfe und auch das Waschbecken verfügt über drei Elektronik-Taster – „Seife“, „Wasser“ und „Trockner“. Und wer neben der Tür den „Auf“-Knopf betätigt, löst damit die Spülung aus – überwacht von einem Sensor an der Rückseite der Toilette. 9 000 Euro hatte die VSE im vorigen Jahr in das Toilettenhäuschen investiert. Dass es wohl ein Dauer-Kostenfaktor in der Bilanz wird, war schon damals klar.
Denn natürlich decken selbst hunderte 50-Cent-Münzen im Monat nur einen Bruchteil der Kosten. Allein für die tägliche Reinigung bringt das Verkehrsunternehmen im Jahr 4 800 Euro auf. Dazu kommen gut 1 000 Euro für Wasser, Abwasser und Strom. Schließlich gibt es nicht nur Licht, sondern im Winter auch eine Fußbodenheizung. „Lässt man die Abschreibungskosten außen vor, liegt der Verlust der Anlagen im ersten Jahr bei ungefähr 4 000 Euro“, rechnet VSE-Technik-Chef Robert Arlt vor. Doch die VSE ist eben auch ein Dienstleister. Und im Jahresabschluss 2010 schreibt Geschäftsführer Rainer Warkus davon, dass Hoyerswerda einmal das Herz der touristischen Infrastruktur im Lausitzer Seenland werden soll: „Damit wird auch eine stärkere Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr erfolgen, wodurch mittelfristig im touristischen Bereich mit Fahrgastzuwächsen zu rechnen ist.“ Und irgendwo werden die Touristen eben auch müssen müssen.



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