170 Kilometer mit dem Paddelboot


von Tageblatt-Redaktion

Auf der Paddeltour von Burg nach Berlin mussten Arthur (im Bild) und Dr. Fritz Taube (am Fotoapparat) 15 Schleusen und Wehre überwinden.
Auf der Paddeltour von Burg nach Berlin mussten Arthur (im Bild) und Dr. Fritz Taube (am Fotoapparat) 15 Schleusen und Wehre überwinden.

Aktiv-Urlaub der etwas extremeren Art lässt sich auch ganz gut in Deutschland genießen. Diese Erfahrung machten der 75-jährige Dr. Fritz Taube, langjähriger Vorsitzender der FSG Medizin Hoyerswerda und bekannter Hoyerswerdaer Sportarzte, gemeinsam mit seinem inzwischen 13-jährigen Enkel Arthur Flemming bei einer Paddeltour, in den letzten Sommerferien. Dr. Taube schildert diese wie folgt:

„Am 20. Juli starteten wir trotz ungünstiger Wetterprognose nach Prüfung der Ausrüstung vom Bootshaus des SV Lok Raw Cottbus zunächst mit dem Auto in Richtung Burg. Eigentlich sollte es in Cottbus losgehen. Der niedrige Wasserstand ließ aber die Passage von elf Sohlschwellen zum Problem werden. So setzten wir in Burg-Kauper nahe der Bordmanns-Schänke unser Boot ein und paddelten bei einsetzendem Nieselregen zirka drei Kilometer bis zum Campingplatz „Jägerhof“. Die Nacht im Zwei-Mann-Zelt bei strömendem Regen war alles andere als erholsam.

Am zweiten Tag ging es bei Nieselregen gegen 10 Uhr weiter. Wir erreichten über den Südumfluter nach zwei Stunden ohne Pause völlig durchnässt das Bootshaus „Franke“ in Lübbenau. Wir nutzten die benachbarte Pension zur Körperpflege, zum Trocknen der Sachen, zum Spielen und Fernsehen und gönnten uns per Taxi bei Dauerregen ein deftiges Abendbrot im „Spreewaldhof“.

Tag drei brachte nur eine kurze Regenpause. Um 10.45 Uhr passierten wir zwei Schleusen mit Selbstbedienung und erreichten bei Regen und böigem Wind ohne menschliche Begegnung um 12.45 Uhr die Jugendherberge in Lübben. Nach vergeblicher Unterkunftsanfrage landeten wir zunächst am Bootshaus „Gebauer“ und schließlich auf dem benachbarten Campingplatz. Ein großes Fass als Unterkunft kam uns nach zwölf Kilometern Regenfahrt sehr gelegen. Den Einkauf von Lebensmitteln verknüpften wir mit dem Abendessen im Gasthof „Zum Löwen“. Unter einem Regenschirm erreichten wir unsere Hütte und legten uns gegen 21 Uhr zur Ruhe.

Der vierte Tag begrüßte uns mit Wolkenlücken und etwas Sonne. Nach dem Frühstück beim Bäcker „Vater“ in der Nähe starteten wir um 9.15 Uhr auf die 25 Kilometer lange Strecke nach Altschadow. Nach der Schleusung in Lübben passierten wir zwei weitere Schleusen bis Schlepzig und hatten erstmals Gegenverkehr auf dem Wasser. Nach drei Stunden im Boot zwangen uns Sitzbeschwerden zu einer Pause an einer Schleuse.
Nach einer ausgiebigen Mahlzeit kamen wir zügig voran. Unsere Blicke streiften Siedlungen und Weidetiere, zahlreiche Wasservögel, Angler an den Ufern der Spree und zahlreiche Paddler, bis wir das Café „Seeblick“ in Leibsch erreichten. Nach einer weiteren Schleuse am Abzweig des Spree-Dahme-Umflutkanals ging es bei Rückenwind und Wellengang über den Neudorfer See zum Strand in Altschadow. Wir verstauten unser Boot am Ufer und zogen mit Gepäck in die herrliche Pension „Baschin“ im Dorf.

Am fünften Tag war das Wetter wieder unser Freund. Der Einstieg ins Boot bei Gegenwind und Wellengang am See erforderte allerdings besonderes Geschick. Wir starteten um 9.15 Uhr und erreichten nach 25 Minuten Wellentanz die Ausfahrt zwischen Fischreusen in die fließende Spree. Ein Schleusenwärter bediente die elektrische Schleuse von Altschadow, so dass wir das Boot nicht verlassen mussten. Gegen 11.30 Uhr erreichten wir den Ort Werder. Café und Restaurant am Seitenarm der Spree hatten geschlossen. Als einzige Gäste begrüßten uns eine Schwanen-Mama mit ihrem Jungen. Nach einer Pause von 30 Minuten starteten wir zur Weiterfahrt und passierten die automatische Schleuse mit Selbstbedienung in Kossenblatt. Arthur qualifizierte sich hier ohne Fehler zum Schleusenwärter. Gegen 13.30 Uhr erreichten wir Brieschen mit seiner hölzernen Zugbrücke und Restaurant.

Nach einer Pause mit Eisbecher und Kontakten zu anderen Wasserwanderern erreichten wir nach 20 Kilometern gegen 15.15 Uhr unser Tagesziel Triebisch. Wir nahmen Quartier im Gasthof „Paulick“, der uns aus dem Vorjahr von der Radtour Cottbus-Berlin bekannt war.

Am sechsten Tag führte die Tour weiter über den Glower See bis zu einer Kanu-Station vor den Toren von Beeskow. Nach einer Pause fuhren wir ins Zentrum von Beeskow, machten unter einer Straßenbrücke fest, um Lebensmittel einzukaufen. Durch diese Pause verpassten wir die Einfahrt in die vollautomatische Schleuse in Beeskow, die nur alle Stunden öffnet. Mit zwei Faltbootpaaren nahmen wir nach der Durchfahrt Kontakt auf und rasteten unterwegs auf einer Kuhweide. An der Schleuse vor dem Wergensee in Richtung Neubrück warteten unsere Sportfreunde mit der Schleusung und ermöglichten uns so eine mühelose Durchfahrt.

Nach einer Fahrstrecke von 29 Kilometer erreichten wir gegen 17 Uhr das an der Spree gelegene Eiscafé Neubrück. Während Arthur sich um Pferd und Hund des Gastwirtes kümmerte, suchte ich zu Fuß nach einem Quartier im Dorf. In einer komfortablen Pension mit überdachtem Pool erholten wir uns für den nächsten Tag.

Nach einem Frühstück beim Dorfbäcker begrüßte uns der siebente Tag mit Sonnenschein. Das Tagesziel Berkenbrück erreichten wir nach 18 Kilometer Fahrt. In einem Seitenarm der Spree befand sich ein herrliches Strandbad, wo wir einen erlebnisreichen Nachmittag verbrachten. Nach Badespaß und Volleyball mundete das Abendbrot. Eine Extraportion Eierkuchen mit Eis und Schlagsahne erfüllte die Wünsche von Arthur.
Am achten Tag starteten wir gegen 10 Uhr auf die Rekorddistanz von 34 Kilometer. Nach der Passage von Fürstenwalde rasteten wir am Wehr „Große Tränke“, das wir über eine Bootstreppe passierten. Die unterhalb des alten Nadelwehres positionierten Angler machten reiche Beute, wie wir beobachten konnten. Arthur nahm das mit Begeisterung zur Kenntnis.

Die Fahrt auf dem Oder-Spree-Kanal war eher langweilig. Nur ein Schubverband und wenige Motorboote begegneten uns. Auf der Müggel-Spree fahrend rasteten wir am „Tipicamp“ in Hangelsberg, quälten uns durch einen kilometerlangen verkrauteten Spreeabschnitt, gönnten uns einen Badespaß, erlebten den Angriff eines Schwanenpaares mit fünf Jungen und erreichten völlig erschöpft gegen 19 Uhr den Hafen an der „Jägerbude“ in Burg neben der Autobahn A 10. Nach Duschen, Abendbrot und einem romantischen Sonnenuntergang lachte der Bettzipfel.

Zur letzten Etappe starteten wir um 10.15 Uhr bei leichtem Regen, passierten den Dämeritzsee und rasteten am Restaurant „Neu Helgoland“. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit mit Eisbecher benötigten wir bei Nieselregen und leichtem Wellengang genau eine Stunde über den Großen Müggelsee. Um 15.30 Uhr erreichten wir die Wassertreppe vor dem Köpenicker Rathaus am Zusammenfluss von Spree und Dahme. Nach 170 Kilometer Wasserwanderung in neun Tagen und einem touristischen Erlebnis der besonderen Art nahm uns die Familie mit Freuden in Empfang.

Das Besondere dieser Tour bestand in der engen Verbindung zur Natur über mehrere Tage und die nötige Beschränkung auf wesentliche Bedürfnisse des Lebens. Nach einem Siegerfoto wurde das Boot verladen, ging es auf Heimfahrt nach Cottbus – mit dem Auto.“

„Urlaub EXTREM“ ist eine TAGEBLATT-Kurzserie, die wir gern mit Ihren Erlebnissen bereichern würden. Wenn Sie diese schon in Worte gefasst haben, schicken Sie uns doch eine Mail zusammen mit Fotos an sz.hoyerswerda@dd-v.de – oder nehmen Sie einfach Kontakt zu unserer Redaktion auf (G 03571 48705350).



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