„Ich kann mir das Pendeln nicht mehr zumuten“


von Tageblatt-Redaktion

Carsten John hört beim LHV als Trainer auf. Seine Familie ist ihm momentan wichtiger als der Handball in Hoyerswerda.

Er wurde im Januar geholt, um mit dem LHV Hoyerswerda den Klassenerhalt in der Mitteldeutschen Oberliga zu schaffen, musste den Abstieg in die Sachsenliga miterleben: Carsten John. Der 42-jährige Löbauer hatte nach dem 14. Spieltag Heiko Burmeister abgelöst, der zu Saisonbeginn das Amt von Matthias Allonge übernommen hatte. Beide Trainer der abgelaufenen Spielserie pendelten nach Hoyerswerda. Im TAGEBLATT-Gespräch sagt Carsten John, warum er aufhört und wie es beim LHV weitergehen könnte.

Herr John, was macht die Mannschaft, nachdem das letzte Pflichtspiel absolviert ist?
Sie erholt sich zum einen von der anstrengenden Saison, Blessuren werden auskuriert. Gleichzeitig wird nach vorn geschaut, Probespieler werden erwartet und Testspiele angestrebt.

Im Januar wurde eine Zusammenarbeit mit Ihnen bis Mai vereinbart. Dann wolle man schauen, ob es weiter passt. Nun hören Sie auf. Was hat denn nicht gepasst?
Es hat eigentlich alles gepasst. Die Mannschaft, der Vorstand, die Zuschauer, die Betreuer. Es hat sich aber in diesen Monaten ergeben, dass ich mir das Pendeln mehrmals pro Woche von Löbau nach Hoyerswerda aus privaten Gründen nicht mehr zumuten kann. Ich habe eine Familie mit einer Frau, die Schichtarbeit leistet, und einen Sohn, der betreut werden muss. Es fällt mir schwer, aber ich muss auch an zu Hause denken. Deswegen tut es ein bisschen weh, wenn ich gefragt werde, wo ich ab September Trainer sein werde. Der private Grund bleibt.

Sie hätten also auch beim Klassenerhalt aufgehört?
Dann wäre es genauso gewesen.

Der Klassenerhalt war bei Ihrem Amtsantritt Ende Januar das Ziel. Wo sehen Sie den Hauptgrund, dass es nicht geklappt hat?
Es gibt einige Gründe. Ein Grund ist die Verletzungsmisere. Ich hatte schon im Januar bei meinem ersten Training sieben Spieler, die nicht mittrainieren konnten. Das hat sich ein bisschen entspannt, aber nicht ganz. Mit weniger Spielern ist kein richtiges Mannschaftstraining möglich, die Kontinuität fehlte. Es fehlte auch an Qualität, Rückraumspieler haben uns gefehlt.

Es fehlte vermutlich auch an Heimsiegen und nur ein Auswärtssieg erscheint auch zu wenig, oder?
Ja, wobei wir auch auswärts einige Male ordentlich gespielt haben und einiges möglich gewesen wäre, genau wie zu Hause. Wir verlieren gegen Oebisfelde mit einem Tor, gegen Glauchau wäre mehr drin gewesen. Am Ende haben drei Punkte gefehlt.

Sie waren zuvor fünf Jahre in Bautzen und fünf Jahre in Görlitz. Bleibt Hoyerswerda mit den vier Monaten eine Randepisode in ihrer Trainerlaufbahn?
Nein. Ich habe in der Zeit sehr viel gelernt. Egal, wo ich mal in meiner Zukunft arbeiten werde, ich werde nicht mehr so schnell von einer Mitteldeutschen Oberliga sprechen. Die Mannschaften aus Sachsen sind nicht schwächer geworden, aber die Mannschaften aus Sachsen-Anhalt und Thüringen haben richtig investiert. Um in so einer Oberliga zu bestehen, bedarf es einer Menge. Ich habe hier zahlreiche Leute gesehen, die sich tagtäglich mit dem Handball beschäftigen, eine Vielzahl von fleißigen Leuten und unterm Strich reicht es trotzdem nicht.

Sie haben das Pendeln angesprochen. Auch für Ihren Vorgänger waren die Fahrten sehr anstrengend. Was für einen Trainer braucht denn so eine Mannschaft, die in der Mitteldeutschen Oberliga bestehen will?
Ein Trainer, der pendelt, ist ganz schön in die Pflicht genommen. Ein Trainer sollte auf seine Mannschaft hundertprozentig fixiert sein. Das ist natürlich möglich, wenn es jemand aus dem näheren Umfeld der Stadt ist, einer der immer zu den Einheiten da ist, der Kontakt zu seinen Spielern halten kann und nicht nur am Telefon. Ich hoffe, dass der Verein so einen findet.

Gespräch: Hagen Linke
Anmerkung: Der Verein hat einen Trainer gefunden, der in das von John beschriebene Schema passt. Am Wochenende (31.5./1. Juni) soll der neue Mann bekanntgegeben werden.



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