„Ich bin körperlich eingeschränkt, aber nicht dienstunfähig“


von Tageblatt-Redaktion

Udo Popella, hier eine Aufnahme von Ende 2012, blickt auf das Jahr 2013 zurück.
Udo Popella, hier eine Aufnahme von Ende 2012, blickt auf das Jahr 2013 zurück.

Popella, der im Frühjahr angekündigt hatte, seine Amtszeit 2014 mit Erreichen des 65. Lebensjahres zu beenden, erholt sich jetzt zu Hause. Dort fand auch das Jahresabschluss-Gespräch statt. Der Wohnzimmertisch war mit Arbeitsunterlagen gefüllt.

Herr Popella, zunächst die Frage, die Ihnen 2013 vermutlich am häufigsten gestellt worden ist: Wie geht es Ihnen?
Mir geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Ich fühle mich geistig und mental fit. Mit dem Problem auch im Kopf klarzukommen, war natürlich das Schwierigste, aber ich denke, ich habe das verarbeitet. Es geht weiter und ich bin zuversichtlich, dass alles gut wird. Die Ärzte und das Verbandsteam sind mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden.

Wie ich sehe, können Sie trotz Krankheit wieder etwas arbeiten.
Ja, und ich fühle, dass mir die Arbeit gut- tut. Ich brauche das. Ich kann nicht hier sitzen und grübeln. In vielen Angelegenheiten stecke ich tief drin, und ich will 2014 noch einiges zu Ende bringen. Ich bin zwar körperlich eingeschränkt, aber nicht geschäfts- und dienstunfähig. Ich habe mir im Rathaus ein Zimmer im Erdgeschoss freimachen lassen. Mit dem Elektromobil kann ich alleine hinfahren. Diese Möglichkeit gibt mir auch eine innere Ruhe.

Können Sie sagen, wie ernst Ihre Situation war?
Ja, sie war lebensbedrohlich. Es hieß, entweder das Bein oder das Leben. Ich hatte eine Blutvergiftung, die sich durch einen Abzess im Oberschenkel ausgeweitet hat. Sechs Wochen lang wurde im Seenland-Klinikum in Hoyerswerda versucht, das Bein zu retten. Dann ging es ganz schnell, es hieß, es gibt nur eine Möglichkeit. Ich wurde mit dem Hubschrauber nach Dresden geflogen. Am selben Tag wurde mir das Bein abgenommen. Danach war es weiter kritisch, ich habe «auf Deubel komm raus» gekämpft. Als das Schlimmste vorbei war, sagten die Ärzte zu mir: Herr Popella, was sie geschafft haben, haben nicht viele geschafft.

Sie waren danach bis Anfang November in der Reha-Klinik in Kreischa. Waren Sie jemals so lange weg aus Ihrer Heimatstadt?
Nein, das war das erste Mal. Eine Woche hat zum halben Jahr gefehlt.

Wie haben Sie das ausgehalten?
Das kann man nur ertragen, wenn man wirklich krank ist und man sagt: Das muss jetzt sein. Zu Hause schreitet der Heilungsprozess schneller voran als im Krankenhaus. Ich bin in guten Händen. Ich habe jetzt jeden Tag Verbandswechsel, jeden zweiten Tag Physiotherapie und übe zusätzlich täglich allein. Wichtig sind der Muskelaufbau und die Gewichtsreduktion. Ich habe reichlich (ca. 35 Kilogramm) abgenommen.

Was hat Ihnen in Kreischa Kraft gegeben?
Der Wille und schon so weit gekommen zu sein. Ich hatte dort das Schlimmste überstanden und mir gesagt: Das schaffst du auch noch. Ich habe auch große Anteilnahme erfahren. Das hat mir viel Mut gegeben. Und auch, dass zu Hause auf mich gewartet wurde. Genesungswünsche kamen von allen Seiten, auch von Leuten, die ich gar nicht kannte. Kinder haben mir mappenweise Bilder gemalt. Ich musste teilweise Besuche abblocken, habe viel telefoniert. Die Schwestern haben deshalb mitunter sogar schon geschimpft ...

Telefoniert haben Sie auch sehr viel mit dem Rathaus. Wie sind Sie mit der Arbeit der Verwaltung zufrieden, insbesondere Ihres Stellvertreters Georg Szczepanski?
Er war sehr, sehr aktiv und hat sich manchmal mehr angetan, als er musste (lacht). Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung war immer gut. Das größte Dankeschön gilt Herrn Szczepanski für die Lösung des Ärzteproblems. Das kann ich sicher im Namen aller Wittichenauer sagen.

Hätten Sie gedacht, dass es nach dem Rückzug der Familie Beckel Anfang Oktober so schnell eine Lösung gibt?
Ich hab es gehofft und mich natürlich sehr gefreut. Es kommt Anfang April eine sehr Ärztin, der ein guter Ruf vorauseilt. Für unsere gesamte Verwaltung einschließlich Bauhof ist die termingerechte Eröffnung der Arztpraxis eine riesige Herausforderung. Als «alter Baulöwe» werde ich mich dabei besonders engagieren. Ich denke, den Umbau der Bibliothek werden wir ganz gut hinbekommen.

Getan hat sich einiges 2013 in der Stadt, zum Beispiel die Erweiterung der MAJA-Möbelwerke, der Abschluss der Kirchsanierung oder der Beginn des Staatsstraßenbaus. Was hat Sie am stärksten beeindruckt?
Alles, denn es sind Dinge, die schon liefen und von unserem Team schon sehr gut vorbereitet wurden. Hinzu kamen ja noch z. B. die Erweiterung der CSB-Kita, die Erschließung des nächsten Baugebietes am Schützenplatz oder mehrere außerplanmäßige Arbeiten an Straßen, wie in Hoske, Dubring und Brischko.

Nicht teilnehmen konnten Sie auch an der Bürgerversammlung im November. Es ging um die Ausgleichsbeiträge für Wertsteigerungen im Sanierungsgebiet. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Ich hätte gerne Rede und Antwort gestanden, weil ich die Stadtsanierung auf den Weg gebracht habe, als Baudezernent Anfang der 90er Jahre. Die Verwaltung und der Stadtrat scheuten damals kein Risiko, um die Stadtentwicklung so schnell wie möglich voranzutreiben. Wir haben lange auf die Zuarbeit des Gutachterausschusses gewartet. Das lag aber an der Schwierigkeit und Komplexität der Materie. Die Leute haben sicher Schlimmeres erwartet. Ich bin froh, dass sich die Beträge im Rahmen halten.

Sie sind jetzt im 65. Lebensjahr. Mit etwas Abstand auf die kritischste Zeit im Sommer: War 2013 Ihr schwerstes?
Ja, natürlich. Ich hatte in dieser Wahlperiode zwar zuvor schon gesundheitliche Probleme, nur nicht so große. Ich bin aber froh, dass ich alles überstanden habe. Für die Zukunft bin ich optimistisch und kämpferisch aufgestellt. 2014 läuft meine Amtszeit aus. Ich will das Jahr noch gewissenhaft mit vorbereiten und nach der Wahl mein Amt ordentlich übergeben.

Gespräch: Hagen Linke



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