Hoyerswerdas schärfste Konkurrenz im Seenland


von Tageblatt-Redaktion

Das geplante Lagunen-Dorf soll am Sedlitzer See soll Führungs-Kräften aus der näheren sowie aus der weiteren Umgebung ein Zuhause werden.
Das geplante Lagunen-Dorf soll am Sedlitzer See soll Führungs-Kräften aus der näheren sowie aus der weiteren Umgebung ein Zuhause werden.

Von Mirko Kolodziej

Unter anderem das Leitbild „Hoyerswerda 2025“ bemühte Dietmar Wolf, als er am Mittwoch in Lauta bei einer Fachtagung des Lausitzer Technologiezentrums zur Wirtschaftsentwicklung im Lausitzer Seenland über Hoyerswerdas „vielfältige Funktionen im Lausitzer Seenland“ sprach. Gleich auf der ersten Seite des Papiers von 2011 ist von einem „sich verschärfenden Wettbewerb der Städte untereinander“ die Rede. Dietmar Wolf, im Hauptberuf Fachbereichsleiter Bau im Rathaus und damit (nach Auflösung der Stadtentwicklungsgesellschaft SEH) im Nebenberuf auch oberster Wirtschaftsförderer, konnte sich im Lautech-Gebäude am Wasserturm von der Richtigkeit der These aus dem Leitbild überzeugen. Denn direkt nach ihm widmete sich Frank Neubert, hauptamtlicher Wirtschaftsförderer im Rathaus zu Senftenberg, dem „Spagat zwischen Industrie- und Tourismuswirtschaft“. Man fürchtet diesen Spagat in der Nachbarstadt ganz und gar nicht, will sogar ernsthaft das Prädikat „staatlich anerkannter Erholungsort“ erstreiten.

Nachdem Wolf also per Computer-Präsentation Hoyerswerdas Vorteile (KuFa, Lausitzbad, Zoo...) veranschaulichte, von den Bauarbeiten an Lessing-Gymnasium, Bürgerzentrum, Zuse-Museum und Einkaufszentrum Zoowiese berichtete, flunkerte Neubert: „Wir habe weniger Folien als Hoyerswerda. Weil: Es gibt eine klare Ausrichtung.“ Die Unterschiede wurden schnell deutlich. Hoyerswerda freut sich über den Bau einer Zufahrt zum künftigen Strand am Scheibe-See, wo das Konzept der Ansiedlung „grüner Wirtschaft“ gescheitert ist, da weist Senftenberg mal eben ein 20 Hektar großes Gewerbegebiet am Nordufer des Sedlitzer Sees aus. Ziel ist die Ansiedlung von Gewerbe, das Wasserzugang braucht: Boots- und Jachtbauer, Jetski-Produzenten, Hersteller von Schwimm-Häusern, eine Reparaturwerkstatt für Wasserflugzeuge. Schließlich hat der Sedlitzer See einen dauerhaft genehmigten Wasserlandeplatz. Ergebnis: 24 Interessenten stehen laut Neubert parat und wollen loslegen. „Man kann Neuansiedlungen organisieren“, sagt also der Mann aus Senftenberg.Dort will man in Sedlitz direkt am See-Ufer auch noch ein Lagunendorf für ungefähr 140 hochwertige Wohnhäuser errichten. „Warum muss denn ein Abteilungsleiter der BASF in Dresden wohnen“, fragt Frank Neubert und fügt an, für den Wohnpark gebe es bereits jetzt 80 ernsthafte Interessenten, „denen es egal ist, ob der Quadratmeter 180 oder 400 Euro kostet.“

Immerhin: Auch Hoyerswerda überlegt jetzt wieder, am Nordwestufer des Scheibe-Sees auf 18 Hektar eine Wohnsiedlung entstehen zu lassen. Allein: Es dürfte noch etwas dauern, bis die Bagger kommen. Noch gibt es keine Bebauungsplan-Gebiete und Dietmar Wolf sagt: „Wir führen Gespräche mit der LMBV, ob es Änderungen im Abschlussbetriebsplan geben muss.“ Immerhin sieht man im hiesigen Rathaus große Potenziale: Die in Rede stehende Siedlung läge einerseits nahe der (auch noch in Planung befindlichen) Ostumfahrung zwischen B 96 und B 97, andererseits aber weit genug weg vom Straßenlärm.

Klares Ziel von Senftenberg: Mehr Gewerbe- und Grundsteuerzahler sowie Aus- und Abgaben von Touristen sollen einmal das Wegbrechen von staatlichen Zuwendungen und Fördergeld abfedern können. In Hoyerswerda dagegen müht man sich immer noch redlich, in den städtischen Haushalt einen festen Boden einzuzimmern. Der Eindruck, den die beiden Vorträge in Lauta hinterlassen können: Hoyerswerda flickt und putzt emsig, während Senftenberg aufstockt und anbaut. Den respektablen neuen Stadthafen am Senftenberger See hat Frank Neubert dabei übrigens noch nicht einmal erwähnt. Dafür schwächte er dann doch das Diktum aus Hoyerswerdas Leitbild etwas ab. „Wir freuen uns auch, wenn in Lauta oder Hoyerswerda etwas passiert“, meinte er.

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Zwei ungleicheNachbarn - Mirko Kolodziej über Hoyerswerda und Senftenberg

Man sagt, Äpfel und Birnen ließen sich nicht vergleichen. Das ist Unsinn! Man kann sowohl Gemeinsamkeiten (Obst, das an Bäumen wächst) als auch Unterschiede (rund beziehungsweise birnenförmig) gut benennen. Ähnlich verhält sich das mit Hoyerswerda und Senftenberg. Natürlich gibt es kaum eine Stadt in der Region, die in Hoyerswerdas Dimensionen mit Stadtumbau und Bevölkerungsschwund kämpft. Natürlich hat Senftenberg mit der direkten Lage an einem seit Jahrzehnten etablierten See und ansässigen Arbeitgebern wie Vattenfall oder der LMBV bessere Voraussetzungen.
Dennoch: Man macht sich in Senftenberg Gedanken, wie Geld zu verdienen ist, während man es in Hoyerswerda vor allem (oft sogar sinnvoll) ausgibt. Man meint hier, Gewerbe-Ansiedlungen seien ohnehin unwahrscheinlich und pflastert daher Gewerbeflächen mit Solar-Kraftwerken zu oder denkt über die freien Potenziale im Industriegelände kaum nach. Senftenberg macht das anders. Siehe links. In Hoyerswerda versteht man Wirtschaft vor allem als Kommunalwirtschaft. Daher haben die Städtischen Wirtschaftsbetriebe SWH inzwischen die Mega-Stellung, die sie haben. Senftenberg glaubt dagegen an privates Unternehmertum. Man kann das bewerten, wie man will, aber die Unterschiede sind doch gewaltig.

Mehr zur Lagune Sedlitz finden Sie hier



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