Hoyerswerdas Lokschuppen werden abgerissen


von Tageblatt-Redaktion

Die beiden großen Lokschuppen  sind seit über einem Jahrzehnt außer Betrieb. Nun werden sie abgerissen.
Die beiden großen Lokschuppen sind seit über einem Jahrzehnt außer Betrieb. Nun werden sie abgerissen.

Auf so ziemlich jede Modelleisenbahnplatte gehört ein Lokschuppen. In der Realität werden es jedoch immer weniger. Die beiden Hoyerswerdaer Exemplare sollen ihren 90. Geburtstag nicht mehr erleben und im kommenden Jahr abgerissen werden. Änne Kliem, Sprecherin der Deutschen Bahn AG in Leipzig, bestätigte gegenüber TAGEBLATT diese Absicht: „Die Gebäude werden seit 1994 nicht mehr genutzt. Aus Umwelt- und Verkehrssicherungsgründen sollen sie nun abgerissen werden.“ Konkrete Pläne für eine Nachnutzung der riesigen Areale gibt es nicht. Immerhin hat der Denkmalschutz dem Abriss bereits zugestimmt. Alles in allem sei das Vorhaben schon lange in Planung und habe auch nichts mit dem sogenannten Bahngipfel in Sachsen zu tun. Die DB AG nutzt vielmehr den geplanten Ausbau der Niederschlesischen Magistrale, um entlang der Strecke ihr Eigentum auf Vordermann zu bringen. Das bedeutet nicht nur Erneuerung und Ausbau, sondern in erster Linie Abriss all dessen, was nicht mehr benötigt wird.

Und das ist in Hoyerswerda ziemlich viel. Die Güterabfertigung wurde, so erinnern sich alte Eisenbahner vor Ort, 1994 geschlossen. Das war das Jahr, in dem die erste Stufe der Bahnreform mit der umfangreichen Personalverringerung griff. Der Ablaufberg wurde ebenso aufgegeben wie die Bahnmeisterei, das Reichsbahnklubhaus, die Wagenwerkstatt und eben die Lokschuppen mit allen Nebenanlagen. Das Bahnpersonal wurde spätestens mit der zweiten Stufe der Bahnreform 1997 weiter in Senftenberg zentralisiert. Zehn Jahre später gab es im Bahnhofsgebäude kein Bahnpersonal mehr, lediglich die Einsatzstelle für Lokführer und Servicepersonal war noch da. 2008 wurde sogar die Aufsicht auf dem Bahnhof eingestellt. Seit der endgültigen Schließung des privat betriebenen Reisezentrums im Stationsgebäude trifft der Reisende auf dem Hoyerswerdaer Bahnhof praktisch niemanden mehr an, der als Eisenbahner erkennbar wäre. Das Stationsgebäude kann man kaufen, der größte Teil der ehemaligen Bahnanlagen, siehe Lokschuppen, ist ungenutzt und marode.

Zum Fahrplanwechsel am 8. Dezember, wenn die Strecke ab Knappenrode Richtung Polen zunächst wegen der Bauarbeiten am Silbersee nicht mehr befahren wird, soll auch die Einsatzstelle der Lokführer geschlossen werden.
Wie es heißt, werden einige der 80 Männer an andere Dienststellen entlang der Strecke umgesetzt, für die meisten gibt es aber keine geeigneten Jobs in der Region. Und wenn die Bahn mit dem Ausbau der Niederschlesischen Magistrale irgendwann fertig ist, sind in Hoyerswerda nicht nur die Lokschuppen abgerissen, sondern auch die Gleise erheblich reduziert. Im Bereich der Bahnsteige wird es wohl nur noch zwei Durchfahrtsgleise und ein Überholgleis geben – wie auf so vielen Modelleisenbahnplatten.



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