Hoyerswerdaer Drogendealer muss vier Jahre hinter Gitter


von Tageblatt-Redaktion

Der wegen Drogenhandels angeklagte Hoyerswerdaer Andre S. wurde am Dienstag in den Saal des Landgerichts Bautzen geführt. Er belastete seine Lieferanten schwer
Der wegen Drogenhandels angeklagte Hoyerswerdaer Andre S. wurde am Dienstag in den Saal des Landgerichts Bautzen geführt. Er belastete seine Lieferanten schwer

Nach über einem Jahr Arbeitslosigkeit ist Andre S. verzweifelt. Zwar sucht der Hoyerswerdaer permanent nach einer Lehrstelle. Doch die Mühe scheint am Geld zu scheitern. „Ich konnte mir weder einen Mietwagen für Vorstellungsgespräche leisten noch einen Drucker für meine Bewerbungsunterlagen“, sagt er. Ausgerechnet im hiesigen Drogenmilieu findet der junge Mann Hilfe.

Er lernt zwei Dealer kennen, die ihm einen üppigen Nebenverdienst versprechen: In Dresden soll der heute 24-Jährige Marihuana und Haschisch kaufen, um es anschließend in der Lausitz für einen höheren Preis wieder zu verkaufen. Zwischen August 2010 und Mai letzten Jahres gab er 45 Kilogramm Haschisch und 13 Kilogramm Marihuana weiter. „Die Qualität war guter Durchschnitt, von den Kunden gab es nie Beschwerden“, sagt Andre S. Was er nicht weiß: Zu diesem Zeitpunkt ahnt bereits die Polizei etwas von den illegalen Geschäften, zapft sein Telefon an und beobachtet ihn heimlich.

„Bei den Telefonaten fiel freilich nie das Wort Drogen“, sagte eine Ermittlerin gestern vor dem Landgericht Bautzen, vor dem sich S. wegen unerlaubten Handels mit Betäubungsmitteln verantworten musste. „Stattdessen wurden Haschisch und Marihuana mit szenetypischen Begriffen wie Braunes und Grünes verklausuliert.“ Mit jedem Gramm Rauschgift machte der Hoyerswerdaer zwischen 20 Cent und einen Euro Gewinn. Als er sich im Sommer letzten Jahres Nachschub in Dresden holte, schnappte die Polizei zu und nahm den Dealer fest. In der Wohnung fand sie rund 30 000 Euro.

Während des Gerichtsprozesses belastete er seine beiden Lieferanten schwer. „Einer kümmerte sich ums Geschäft und legte den Preis fest. Der andere wurde nur gekauft, damit er die Drogen lagert.“ Das sei eine beliebte Masche in der Szene: Der Verkäufer hält damit alle Unannehmlichkeiten von sich fern, wenn die Polizei vor der Tür steht.
Schon Ende 2010 habe der Angeklagte aussteigen wollen. „Doch der Einstieg in die Drogenszene ist einfacher als der Rückzug“, sagt er. „Dealer muss man vorsichtig behandeln. Man kann nicht einfach mal tschüs sagen. Schließlich sind sie auf den Absatz angewiesen und wollen Geld sehen.“ Um sich und das Leben seiner Familie hatte Andre S. immer Angst, sagt er. „Die wussten ja, wo ich wohne.“ Um aus dem Geschäft herauszukommen, kaufte er von Monat zu Monat weniger Stoff. Seine beiden Anwerber sitzen seit letzter Woche in Untersuchungshaft. Der Zugriff sei nur möglich gewesen, weil S. so umfassend ausgesagt habe, so die Ermittler. Der „Kronzeuge“ fürchtet nun Rache – alle drei Dealer sind in derselben JVA untergebracht.

Die Richter werteten das Geständnis ebenso strafmildernd wie die persönlichen Hintergründe des Angeklagten. „Er wollte sich kein bequemes Leben machen, sondern seine Lehre finanzieren“, sagte der Vorsitzende Richter Heiko Philippi. Mit einer Freiheitsstrafe von vier Jahren folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.



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