Hochwasser-Ärger am Schwarzwasser


von Tageblatt-Redaktion

Direkt neben der voll gesperrten Bundesstraße 96 wurde gestern dieser Damm verstärkt.
Direkt neben der voll gesperrten Bundesstraße 96 wurde gestern dieser Damm verstärkt.

An das ehemalige Waldbad in Zeißig verlegte gestern die Berufsfeuerwehr ihre Einsatzzentrale. Denn hier am Schwarzwasser holte die Hochwassersituation in Sachsen auch die Stadt Hoyerswerda ein. Und das, obwohl in den Flüssen eigentlich genug Platz war, um die Wassermassen abzuleiten. Es geschah eben an einer bislang nicht sonderlich auffälligen Stelle. Zwischen Maukendorf und Zeißig, ein paar hundert Meter vom Rodelberg entfernt, sickerte Wasser unter dem Deich hindurch. Ein Phänomen, wie es von alten Deichen bekannt ist. Daher wurde der Schwarzwasserdeich bei Zeißig in Höhe des Sportplatzes vor Monaten aufwendig verstärkt. Dort hat man derzeit auch Ruhe. Doch der jetzt betroffene Bereich ist noch Altbestand. Also wurden Sandsäcke gefüllt und am Deichfuß gestapelt, um den Druck zu erhöhen. Bereits in der Nacht hatten Deichläufer diese Stellen entdeckt. Feuerwehren aus Hoyerswerda und Umgebung waren im Einsatz. Vom Festplatz am Rodelberg, wo die Sandsäcke befüllt wurden, transportierten die Multicars des Bauhofs die Säcke zum Deich.

Weiter flussaufwärts flutete das Schwarzwasser bereits stundenlang ein Waldstück. Das ist ab einem bestimmten Wasserstand wohl automatisch der Fall. Doch diesmal reichte das Wäldchen nicht aus, die Wassermassen aufzunehmen. Das Wasser stieg an der Bundesstraße 96 bis an die Alleebäume heran und plätscherte über einen alten Damm, der die nahe Gartensparte „Am Bad“ und eigentlich auch Zeißig vor dem Überfluten schützen soll.

Mittags wurde die Entscheidung getroffen, die Bundesstraße zu sperren, den Deich zu erhöhen und das Wasser notfalls über die Straße fließen zu lassen. In der Firma Rolka war man vom Überleiten gar nicht begeistert, bat per Facebook um Hilfe. Die Einsatzleitung sah es weniger dramatisch. Ehe das Wasser bis zur ersten Bebauung käme, würde man weitere Sandsäcke stapeln.

Zumal zu dieser Zeit niemand sagen konnte, wann und wie sich das Wasser überhaupt auf der anderen Straßenseite ausbreiten würde. Von einer gezielten Flutung der Wohnbebauung im östlichen Zeißig konnte jedenfalls keine Rede sein. Rund 100 Einsatzkräfte waren hier im Einsatz, rund 40 000 Sandsäcke wurden allein bis zum Abend gestapelt. Hilfe gab es auch aus der Bevölkerung. Oberbürgermeister Stefan Skora und Bürgermeister Thomas Delling wurden zeitweilig ebenfalls auch beim Sandschippen gesichtet. René Beddies, einer der stellvertretenden Kreisbrandmeister, sagte gegen 16 Uhr: „Gott sei Dank hat es endlich aufgehört, zu regnen und der Pegel fällt leicht, aber kontinuierlich, das heißt 10 cm in fünf Stunden.“

Da kam schon der nächste Hilferuf vom Hommelmühlenweg. Der Büschingsgraben war übergelaufen und der Radweg an einer Stelle überschwemmt, die Gartenanlage „An der Hommelmühle“ mit 32 Gärten bedroht. Die Gärtner riefen bei der Stadt an: „Wir brauchen Sandsäcke und bauen dann selber.“ Die Sandsäcke kamen. Zitat von einem der Helfer: „Super, dass Feuerwehr und Bauhof so mitgespielt haben.“

Überschwemmungen gab es sonst nicht allzu viele. Hier und da drückte Wasser in Keller. Etwas Entspannung gab es an den Flüssen dank der LMBV. Auf Anforderung hatten die Bergbausanierer die Zuleitungen zu den Restlöchern geöffnet. Nicht nur der Knappensee nimmt seit Montagabend Wasser auf. Gegen 23 Uhr wurde auch der Einlauf an der Staatsstraße 234 zum Neuwieser See geöffnet. Von den 51 Kubikmetern Wasser, die hier pro Sekunde durch die Elster fließen, werden 5 Kubikmeter je Sekunde in den See abgeleitet.

Bis gestern Nachmittag waren da schon über 250 000 Kubikmeter abgezweigt worden. Für die Entlastung der Spree wurde auch das Restloch Lohsa II geöffnet. Rund 4,6 Millionen Kubikmeter Wasser können so der Spree entnommen werden. Auch die Ortslage Weißkollm an der Kleinen Spree sollte entlastet werden. Bis zu drei Kubikmeter je Sekunde wurden in den Dreiweiberner See abgelassen. Das kam den Einsatzkräften im Ort zugute. Denn hier war ein Bereich des Deiches durchgeweicht, musste stabilisiert werden. Oberhalb von Lohsa hatte die kleine Spree bereits Wiesen und einige Radwege überflutet. Aber das bereitete den Einsatzkräften kein Kopfzerbrechen. Weitere Gefahr ging davon nicht aus. Doch vom Wehr am Silbersee gab es einen Rückstau bis in die Ortslage Litschen. Daraufhin wurde auch Wasser in den Silbersee geleitet. Die Sanierungsarbeiten am Bahndamm stellte man daraufhin ein. Flussabwärts in der Gemeinde Spreetal schwappte das Wasser zwischen Burghammer und Burgneudorf derweil schon über den Damm, flutete eine Wiese. Die Feuerwehr behielt die Situation im Blick.

An der großen Spree bereitete man sich flussauf, flussab ebenfalls auf große Wassermassen vor, zumal als bekannt wurde, dass die Talsperre Bautzen restlos voll ist und man das hier einströmende Wasser fortan weiterreichen würde. Der Pegel in Spreewitz kletterte gestern Abend immer weiter Richtung Alarmstufe drei. Auch am Elsterpegel Neuwiese stieg das Wasser weiter an. Es lag im Rahmen des Möglichen, dass im Laufe der Nacht Alarmstufe 4 erreicht werden könnte. Da war aber auch schon sicher, dass an den Oberläufen der Elster und ihren Zuflüssen die Pegel sanken. Und auch mit dem Regen hatte es wohl endgültig aufgehört. Entspannung machte sich am Schwarzwasserdeich zwischen Maukendorf und Zeißig aber nicht breit. Gegen Abend wurde eine weitere durchfeuchtete Stelle entdeckt.



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