Hier werden kistenweise Akten geschleppt


von Tageblatt-Redaktion

Mit Hilfe eines Liftes holten die Mitarbeiter des Umzugsunternehmens kistenweise Akten und Büromaterial aus dem Gebäude der Mittelschule.
Mit Hilfe eines Liftes holten die Mitarbeiter des Umzugsunternehmens kistenweise Akten und Büromaterial aus dem Gebäude der Mittelschule.

Die Heinzelmännchen kamen in den Morgenstunden. Neun in knallrote T-Shirts gekleidete Herren des gleichnamigen Umzugsunternehmens ist an diesem Samstag klar, was sie an diesem Tag in Bernsdorf erwarten wird: eine Unmenge von Akten und Formularen, verpackt in Kartons. Aber so ist das nun mal, wenn eine Verwaltung umzieht. Und in den meisten der rund 600 Kartons haben die Mitarbeiter der Bernsdorfer Stadtverwaltung Akten verstaut. Einen Tag zuvor, am Freitag, hatten die 18 Angestellten ihre Schränke und Schreibtische geleert, wurden Blumentöpfe, Papierkörbe und Computer verpackt. Vorbei ist nun diese Übergangszeit in der Freien Mittelschule Bernsdorf, wo Bürgermeister Harry Habel und seine Mitarbeiter in den vergangenen anderthalb Jahren Klassenzimmer zu Großraumbüros umfunktionierten. Am Samstag steht nun endgültig fest, Bernsdorfs Verwaltung zieht wieder zurück: in das für etwas mehr als zwei Millionen Euro sanierte Rathaus.
Die letzte Verbindung der Stadtverwaltung zur Außenwelt wird am Samstagvormittag um 9.45 Uhr gekappt. Gemeinsam mit Mario Krause, dem Chef der Heinzelmännchen-Truppe, schiebt Hauptamtsleiterin Gabriele Witschaß das Faxgerät zu dem Fenster im Dachgeschoss, wo Kartons und Möbelstücke mit einem Lift nach unten befördert werden. Nun ist die Verwaltung „offline“, so Gabriele Witschaß. Bis Mittwoch nicht zu erreichen. Denn erst am heutigen Montag sollen Computer und Telefone wieder angeschlossen werden.
„Wem gehört dieser Sessel hier?“, will einer der Umzugs-Mitarbeiter von Monika Knabe wissen, als er ein Eckzimmer im Dachgeschoss betritt. „Unserem Chef“, erfährt er von der Personalamts-Angestellten. Auch Harry Habels Sessel kommt in einen der beiden Lkw, mit dem das Dresdner Umzugsunternehmen vorgefahren ist. Krause sieht diesen Umzug entspannt. „Ich denke, wir bekommen heute alles schon rüber“, meint der Geschäftsführer, der auch selbst mit anpackt. Eigentlich war der Umzug der Verwaltung für den Juni vorgesehen. Aber da war das Rathaus noch nicht so weit.
Um kurz vor elf Uhr ist einer der beiden Lkw schon bis oben hin mit Umzugskartons vollgepackt. „Mensch, die haben eine Betonplatte in den Schrank gelegt“, staunt ein Umzugsmitarbeiter nicht schlecht, als er einen Schrank bewegen will. Eine Platte als Gegengewicht. Auf diese Idee müsse man auch erst mal kommen. Mario Krause sieht in dem Umzug keine besondere Herausforderung für seine Mitarbeiter. Das wäre er, wenn die Verwaltung noch einen Flügel zu transportieren hätte. Aber das ist ja nicht der Fall.
Stimmen und Schritte hallen nun in den leergeräumten Büros, in den trostlos wirkenden Gängen. Gegen Mittag ist dieses Provisorium der Bernsdorfer Verwaltung Geschichte. Am frühen Nachmittag werden die ersten Umzugskartons ins neue Rathaus getragen. „Sieht von außen fast wie eine Pension aus“, meint ein Rentner, der kurz vorbeischaut. In der Tat, der ockerfarbene Anstrich, die dunkelbraunen Fensterläden geben Bernsdorfs saniertem Rathaus einen mediterranen Charakter, etwas, das man von Übernachtungsmöglichkeiten in Südeuropa kennt. „Aber bei uns gibt es kein Frühstück und auch keine Übernachtung“, witzelt Gabriele Witschaß. Hänge erst einmal das Rathaus-Schild über dem Eingang, werde sich dieser Eindruck sicher verflüchtigen, ist sie sicher. Wenn Bürgermeister Habel Anfang September aus seinem Urlaub zurückkehrt, wird er ein Rathaus vorfinden, das sich so präsentiert, wie sich das die Einwohner der Stadt schon lange gewünscht haben: hell, luftig und modern.
Für die Heinzelmännchen ist die Arbeit am späten Samstagnachmittag getan. „Hat doch alles reibungslos geklappt“, freut sich Geschäftsführer Krause. Am Donnerstag können sich die Bernsdorfer selbst einen Eindruck von den neuen Räumlichkeiten verschaffen. Dann ist im alten neuen Rathaus wieder Publikumsverkehr.



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