Hier fliegt ein altes Fundament in die Luft


von Tageblatt-Redaktion

Knall und Rauch -  Jens Weiß hat aufs Knöpfchen gedrückt und Fundamente eines alten Wehres in der Schwarzen Elster gesprengt
Knall und Rauch - Jens Weiß hat aufs Knöpfchen gedrückt und Fundamente eines alten Wehres in der Schwarzen Elster gesprengt

Es war weniger Ian Fleming, doch mehr Shakespeare. Weniger James Bond, eher „Viel Lärm um nichts“. Wobei man nicht sagen kann, dass die gestrige Sprengung von Fundamenten einer alten Wehranlage an und in der Schwarzen Elster bei Neuwiese geräuschlos und ohne Qualm abging. Und die Aktion „Kleinsprengung“ zu nennen, wie in der schriftlichen Anwohnerinformation zu lesen war, stimmt wohl auch nicht so ganz. „Die Sprengung ist kompliziert und anspruchsvoll“, sagt Sprengmeister Jens Weiß von der Bohren & Sprengen GmbH aus Annaberg-Buchholz. Das liege einerseits daran, dass teilweise unter Wasser gearbeitet werden musste, und zum anderen sei die Ortslage nur wenige Meter entfernt.
Die eigentliche Sprengung gestern Nachmittag ist eine Sache von Sekunden; die Vorbereitungen haben seit dem Morgen angedauert. 21 Löcher haben Jens Weiß und seine Kollegen in den linksseitigen Deich und unter Wasser gebohrt und darin insgesamt acht Kilogramm Ergodyn verteilt, „herkömmlichen Gesteinssprengstoff“, so Jens Weiß. Zwei Zünder sind in jedem Loch. Vier Meter breit, sechs Meter lang und zwei Meter dick ist die betroffene Fläche. Fest im Uferbereich stecken beidseitig die Reste des Wehres, das vermutlich Anfang der 1970er Jahre abgerissen wurde. Beim bloßen Hinsehen sieht man nichts von den „Steinhaufen“ unter Wasser. Im Zuge der aktuell laufenden Deichsanierung im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung Sachsen (LTV) werden die Fundamente entfernt. Das gehört zur ordnungsgemäßen Sanierung dazu, sagte Martina Reumund, Projektverantwortliche bei der LTV. Zudem wird eine natürliche Gewässersohle hergestellt – und zuvor muss die alte Wehrschwelle raus. Das Sprengen lockert das Gestein, das dann Mitarbeiter der beauftragten Baufirma Strabag per Bagger aus dem Fluss schaufeln werden.
Die Sprengstelle, rund 100 Meter von der „Basler-Brücke“ entfernt, haben Jens Weiß und seine Kollegen mit mehreren Schichten dicker Gummimatten abgedeckt, zur Sicherheit. Die Zündschnur liegt. Michael Herbst von der Firma Urban Landschaft Design steigt auf Geheiß der Landesdirektion Dresden mit Wathose in den Fluss, um sicherzugehen, dass nicht ein tolles Unterwasserhabitat in die Luft fliegt. Ein paar schaulustige Neuwieser haben sich eingefunden, um in sicherer Entfernung das „Spektakel“ zu verfolgen. Sprengungen sind zwar für die LTV nichts Außergewöhnliches, aber so nahe an der Ortslage doch etwas aufregend, so Martina Reumund.
Jens Weiß gibt mit einer Hupe ein Signal – jetzt alle weg vom Deich! Signal zurück, man wartet noch auf Flussmeister Hans-Jürgen Gerhardt, der in letzter Minute angebraust kommt. Jens Weiß kurbelt an der Zündmaschine – es knallt – im Wasser bewegt sich etwas – weißer und gelber Qualm steigen auf. „Alles gut, prima gelaufen“, ruft der Sprengmeister erfreut. Keine Gesteinsbrocken sind geflogen und im Wasser sind die Fundament-Reste nun deutlich zu sehen. Eine einsame Flasche treibt durch den Fluss. „Ist das die Karbidflasche?“, scherzt jemand.
Die marode „Basler-Brücke“ hat keinen Schaden davon getragen, das haben parallele Schwingungsmessungen ergeben. Die erforderlichen Messergebnisse gibt‘s heutzutage ruckzuck per sms. Ein Bagger, sind sich die Anwesenden sicher, hätte zwei Wochen lang an den Fundamenten geknabbert – eine Belastung für Anwohner und Gewässer. Jens Weiß und seine Kollegen packen ihr Equipment zufrieden wieder ein.
Zwei Kälbchen eines Anwohners schauen neugierig über den Zaun. Sie dürfen wieder in den Garten – alles gut überstanden.



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