Hier entsteht eine kleine Festival-Stadt


von Tageblatt-Redaktion

Die Bühne für das Seenlandfestival wird derzeit aufgebaut. Heute wird sie schon von Weitem zu sehen sein.
Die Bühne für das Seenlandfestival wird derzeit aufgebaut. Heute wird sie schon von Weitem zu sehen sein.

Mitten auf dem Acker am Nordufer des Partwitzer Sees entsteht eine kleine Stadt. „Eigentlich brauchen wir nur einen Wasseranschluss“, sagt Christof Matthiesen vom Aufbaustab. Den Rest bringt man einfach mit. Die etwa 1,5 Kilometer lange Trinkwasserleitung wurde von der nächsten brauchbaren Zapfstelle bis ans Festivalgelände gelegt. Auf dem Gelände wurden noch einmal rund 3 Kilometer Leitung verlegt. Abwasser wird in Tanks gesammelt und per Lkw zur Kläranlage gebracht. Die Länge der Stromleitungen kann Matthiesen nicht mal schätzen. Es sind viele Kilometer. Erzeugt wird die Elektroenergie vor Ort von dieselbetriebenen Generatoren. Denn Strom steht meist nie im erforderlichen Umfang zur Verfügung und wird auch nicht erst beim Festival benötigt, sondern schon seit Beginn des Aufbaus am vergangenen Freitag. Neben den Bürocontainern des Aufbaustabes steht ein Festzelt, halb Küche, halb Speisesaal, für die Crew. Die Catering-Firma bereitet das Essen für die Crew vor, Kaffee und Softdrinks gibt es die ganze Zeit über bis zum Abwinken. Und in der Ecke des Zeltes stehen schon Kisten, in denen laut Aufkleber Sessel und Couch lagern. Natürlich Leder.

Draußen bauen ein paar Männer mit Hilfe eines Kranes gerade die Bühne auf. Es ist die rund 32 Meter breite Tourbühne der „Toten Hosen“. Sie wird hier das ganze Festival über benutzt. Freitagmittag muss alles fertig sein. Dann rücken schon die Techniker von DJ David Guetta an und machen alles für den Abend bereit. Doch die ersten Festivalgäste reisen am Donnerstagnachmittag auf dem Zeltplatz an. Im Bereich der Zufahrten und des Zeltplatzes ist praktisch jetzt schon alles fertig. Matthiesen hat grob die Zahlen parat: Etwa 150 bis 200 Toiletten und allein 25 Duschen für die Zeltplatzgäste. Etwa 1 000 Plätze sind laut Sven Tietze schon gebucht.

Der Geschäftsführer der Lausitzhalle Hoyerswerda GmbH, die das Festival veranstaltet, nannte gestern erstmals seit langem auch wieder Vorverkaufszahlen. Insgesamt 11 000 Tickets sollen verkauft sein, die meisten für den Sonntag mit dem Konzert der „Toten Hosen“. Doch angesichts des schönen Wetters und anziehender Verkaufszahlen vor allem für den Freitag ist das Sicherheitskonzept schon mal für 15 000 Konzertbesucher täglich ausgelegt. Neben 150 Sicherheitsdienstlern und Verkehrslenkern ist auch reichlich Polizei, unter anderem zu Pferd und per Hubschrauber, vor Ort, nehmen Feuerwehrleute und Sanitäter Stellung, wird die Wasserwacht auf dem Partwitzer See patrouillieren, wenngleich das Baden nicht nur untersagt ist, sondern das Verbot auch noch mit einem langen Bauzaun entlang des Ufers untermauert wird.

Von Tag zu Tag werden es jedenfalls mehr Leute, die auf dem Gelände arbeiten. Gestern waren es rund 70, morgen sind es mehrere hundert. Der Tag unmittelbar vor dem Festival ist stets der personalintensivste. Matthiesen rechnet mit 200 Leuten für die gastronomische Versorgung, rund 100 Technikern und dann noch 50 Leuten, die sich um technische und sonstige Notfälle oder aber auch die Reinigung der Toiletten kümmern. Selbstverständlich gibt es auch einen Merchandising-Stand, und der MDR, der zumindest die Konzerte am Samstag aufzeichnen will, schickt laut Matthiesen ebenfalls ein Team von rund 100 Leuten vorbei.

Die Live-Berichterstattung von großen Konzerten oder Festivals liegt ohnehin mittlerweile in der Hand der Fans. Praktisch jeder hat ein Handy dabei und gefühlt jeder Zweite postet Bilder und Videos auf Facebook und Co. Daher haben Telekom und Vodafone vorsichtshalber schon mal zusätzliche Antennen aufgestellt, ehe die Netze zusammenbrechen.

Die Ausschilderung an den Zufahrtstraßen zum Festivalgelände wird bis morgen fertiggestellt sein. Sperrungen auf der B 156 sind nicht vorgesehen. Um Staus zu vermeiden, werden die Besucherfahrzeuge wohl auf den Parkplatz geleitet und erst dann sind die drei Euro Parkgebühr zu bezahlen. Anschließend tauscht man seine Tickets an einem Stand gegen eines der typischen Festival-Armbänder. Und wer noch keine Karten hat, der kann sie an der Abendkasse kaufen.
Tietze rechnet unabhängig davon fest damit, dass viele der Festivalbesucher den Weg zur Seenlandmesse finden werden. Denn das Festival-Ticket gilt auch für die Messe mit den knapp fünfzig Ausstellern.

Die Kunden des Hoyerswerdaer Energieversorgers VBH haben jeweils ein Schreiben bekommen, das ihnen für je zwei Personen freien Zugang ermöglicht. Rechnet man den kostenlosen Shuttle-Bus-Verkehr dazu, könnten ein paar tausend Hoyerswerdaer zum Partwitzer See kommen, die Messe besuchen und das Festivalgelände zumindest von Weitem sehen. Oder sie sichern sich noch ein Wochenend- oder eines der Tagestickets für das Festival in jener kleinen temporären Stadt, die nächste Woche wieder abgebaut wird.



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