Herzenssache Stadtmarketing


von Hoyte24 News

Marketing-Fachwirtin Madeleine Matschke leitet den Marketingverein. Für diesen Job schlägt das Herz der Lausitzerin.

Von Berufs wegen schaut Madeleine Matschke eher nach vorn als zurück. Als Leiterin des Marketingvereins Familienregion HOY e.V. möchte sie der Stadt ein zukunftsfähiges Image geben. „Hoyerswerda ist eine sehr lebenswerte Stadt und hat viel Potenzial“, sagt die 38-Jährige überzeugt. „Vor allem für Familien bietet Hoyerswerda viele Vorteile. Das wissen jedoch leider noch nicht alle.“ Damit sich das ändert, wurde im November 2019 der Marketingverein gegründet (siehe Kasten). Dort steuert Madeleine Matschke alle Aktionen und setzt diese konzeptionell und grafisch um. Die Lausitzerin ist aber nicht nur Marketing-Profi, sondern selbst Rückkehrerin und zweifache Mutter. Ihre Arbeit ist für sie nicht nur ein Job, sondern eine Herzenssache.

„Ich komme aus einer Bergmanns-Familie“, sagt die 38-Jährige stolz. Schon ihr Uropa und Opa waren im Tagebau tätig. Auch ihre Eltern machten nach dem Studium zu DDR-Zeiten Karriere im Braunkohleabbau. Die Mutter als Ingenieur-Ökonomin, der Vater als Kfz-Ingenieur und Abteilungsleiter im Tagebau Nochten/Reichwalde. „Wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich auch an den Tagebau und höre das Geräusch der Bagger“, erzählt die heutige Frontfrau des Marketingvereins, die damals ganz in der Nähe des Nochtener Tagebaus wohnte. „Der Tagebau, die Wende und der Strukturwandel haben mich von klein auf und bis heute geprägt“, sagt sie und fügt schmunzelnd hinzu: „Eine typische Lausitzer Biografie eben.“ Auch wenn die Kohle jetzt geht und Neues kommt, wird der Tagebau immer Teil der Familienhistorie sein. „Denn auf diese Geschichte lassen sich all meine Werte zurückführen“, fasst die Leiterin des Stadtmarketings zusammen.

Nicht unterkriegen lassen – das ist einer dieser Werte. Denn nach der Wende ging es auch für ihre Familie erstmal bergab. Damals wurde der Fachschulabschluss ihrer Mutter nicht mehr anerkannt. „Sie studierte also noch einmal – berufsbegleitend mit zwei kleinen Kindern und legte von vorn los.“ Auch von ihrem Vater lernte die Lausitzerin, dass Aufgeben keine Option ist. Ende der 90er-Jahre wurde der ehemalige Abteilungsleiter arbeitslos, machte Praktika und Umschulungen und startete neu durch. So festigte sich bei Madeleine Matschke über Jahre eine Erkenntnis: Umstände ändern sich, da bringt einen der wehmütige Blick zurück nicht weiter. Stattdessen geht es im Wissen um die eigenen Stärken immer Schritt für Schritt nach vorn. „Es sind leider oftmals die Talfahrten des Lebens, an denen wir wachsen.“

Sie selbst zog es nach dem Abitur erstmal in die Ferne. Nach ihrer grafischen Ausbildung in Dresden arbeitete sie in der Nähe von Nürnberg in einer klassischen Werbeagentur. „Dort lernte ich in der Praxis von der Pike auf alles von Kundenakquise, über Mediendesign bis Projektmanagement. Das war kein Zuckerschlecken. Mein Opa sagte immer: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. So musste auch ich zunächst kleine Brötchen backen.“ Nebenher bildete sie sich weiter zur Fachwirtin für Dialog-Marketing.

Ihre Familie ist seit mehr als vier Generationen in der Lausitz verwurzelt. Durch ihr Engagement setzt die junge Mutter alles daran, diese Tradition fortzuführen.

Als Marketing-Expertin arbeitete sie für viele Unternehmen und Regionen. „Über die Jahre wuchs in mir der Wunsch, mein Wissen und Können einzusetzen, um der Welt zu zeigen, wie schön meine Heimat, unsere Lausitz ist und was für Perspektiven wir hätten, würden wir alles Potenzial nutzen“, erzählt Madeleine Matschke. Also suchte sie nach Jobs in der Lausitz und kehrte zurück.

In Cottbus baute sie zunächst in einem großen Konzern eine Kommunikationsabteilung auf, die für mehr als 20 Standorte deutschlandweit agierte. Anschließend war sie in Hoyerswerda im Augen-Medizinischen Versorgungszentrum (AMVZ) als Leiterin für PR-, Personal- und Praxismanagement unter anderem dafür zuständig, neue Ärzte für die Region zu gewinnen und in der Region zu halten. „Innerhalb von drei Jahren wurden aus drei Standorten acht Standorte“, berichtet Madeleine Matschke von der erfolgreichen Expansion.

Ihre Begeisterung für die Möglichkeiten in der Lausitz steckt einfach an. „Hoyerswerda hat so viele Stärken“, ist Madeleine Matschke überzeugt. „Menschen von außen nehmen einige unserer Stärken aber zu oft als Schwächen wahr.“ Die Plattenbauten, zum Beispiel, sind für die Marketing-Expertin kein Makel, sondern ein Pfund mit dem man wuchern kann. Die Nähe zum Seenland macht Hoyerswerda ebenso einzigartig wie der große Schatz an Skulpturen, Kunst am Bau und die besondere Architektur – und natürlich der frühere Bewohner Konrad Zuse. „Die Digitalisierung bietet uns viele Möglichkeiten“, ist sich Madeleine Matschke sicher. Nicht zuletzt Corona habe gezeigt, dass es in vielen Berufen möglich ist, von Zuhause aus zu arbeiten – egal, wo der Arbeitgeber sitzt. „Warum sollte man hohe Mieten in Berlin, Hamburg oder München zahlen, wenn man in Hoyerswerda günstig wohnen und dort leben kann, wo andere Urlaub machen?“

Auch durch Krabat und den gleichnamigen Film mit internationalen Stars wie David Kross und Daniel Brühl hat Hoyerswerda deutschlandweit Bekanntheit erlangt. „Darauf dürfen wir ruhig stolz sein und die sagenhaften Möglichkeiten rund um den mystischen Krabat und sein historisches Vorbild Johann von Schadowitz weiter nutzen“, sagt die Stadtmarketing-Chefin. Dabei sei es wichtig, dass alle Akteure an einem Strang ziehen. „Denn Visionen und Ideen für Hoyerswerda gibt es viele“, weiß Madeleine Matschke. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam in die gleiche Richtung gehen und priorisierte Projektideen erfolgreich in die Tat umsetzen.“

Deshalb geht es jetzt, zwei Jahre nach der Gründung des Marketingvereins, nahtlos weiter mit Aktionen und Projekten. Dabei schreibt Madeleine Matschke auch ihre eigene Familiengeschichte fort. Denn die Leiterin des Stadtmarketings Hoyerswerda treibt auch der ganz persönliche Wunsch an, in der Lausitz eine zukunftssichere Perspektive zu schaffen: „Ich wünsche mir, dass meine beiden Kinder nach dem Schulabschluss hierbleiben können, wenn sie es wollen, und endlich zusammenwächst, was zusammen gehört.“

Zur Info: Der Marketingverein Familienregion HOY e.V. wurde im November 2019 gegründet. Ziel ist es, Hoyerswerda als lebenswerten Wohnort für Familien, attraktiven Standort für Unternehmen und vielseitiges Urlaubsziel bekannter zu machen. Dafür zeigt der Verein mit verschiedenen Projekten und Aktionen die Vorzüge der Stadt auf. Seit Oktober 2021 hat der Verein seinen Sitz im Rathaus am Markt. Mehr erfahren auf www.familienregion-hoy.de!

(Redakteurin: Anne Besser)



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