Heiße Zeiten in der kühlen Leitstelle


von Tageblatt-Redaktion

irgried Kopetzke ist Sachbearbeiterin im Landratsamt Görlitz. Bei Waldbrandgefahr gehört sie zu den Leuten, die in der Leitstelle in Hoyerswerda die Bilder der Überwachungskameras beobachten.
irgried Kopetzke ist Sachbearbeiterin im Landratsamt Görlitz. Bei Waldbrandgefahr gehört sie zu den Leuten, die in der Leitstelle in Hoyerswerda die Bilder der Überwachungskameras beobachten

Von Uwe Schulz

Waldbrände gab es immer und wird es wohl immer geben. Sie finden Erwähnung bei den Chronisten, sie schlagen sich nieder in den Nachrichten. Doch im Bereich Hoyerswerda hat sich ein Jahr am stärksten in den Erinnerungen der Forstleute und der Feuerwehren eingebrannt. Vor 50 Jahren vernichteten Waldbrände im damaligen Kreis Hoyerswerda binnen weniger Tage im April 2 462 Hektar Wald. Es loderte bei Leippe genauso wie bei Burghammer oder an der Hochkippe Spreetal. An der Siebanlage Bluno wurden 382 Hektar Opfer der Flammen, doch im Neukollmer Klosterforst sollten es 1 147 Hektar werden.

Auf dem Gerichtsberg bei Neukollm befand sich schon damals ein Feuerwachturm. Angesichts der Waldbrandlage war er mit einem Forstmitarbeiter besetzt. Er entdeckte von hier aus den bei Dubring entstehenden Brand. Dass der Mann wenige Stunden später genau wegen dieses Feuers von seinem Turm evakuiert werden musste – das stellt bis heute eine Ausnahmesituation dar. Um sein Leben fürchten muss heute kaum noch ein Waldbrandüberwacher. Denn die Überwachung der Wälder ist heute bedeutend komfortabler geworden, als sie es noch vor wenigen Jahren war.

Freilich gibt es in unserer Gegend noch die Feuerwachtürme bei Seidewinkel und bei Schleife, auf denen ab der Waldbrandwarnstufe eins Mitarbeiter des Forstes sitzen. Doch das Gros der Wälder wird mittlerweile zentral überwacht.
Birgried Kopetzke sitzt im ergonomischen Sessel im wohltemperierten Disponenten-Arbeitssaal der integrierten Regionalleitstelle und beobachtet das Geschehen auf den beiden großen Flachbildschirmen vor ihr. Dort laufen die Bilder von automatischen Überwachungskameras auf. Die drehen sich in der Umgebung von Hoyerswerda auf Feuerwachtürmen und Schornsteinen in Knappenrode, Neukollm, Schwepnitz, Lippen und Hahneberge jeweils in neun Minuten einmal um die eigene Achse und senden die im Abstand von Sekunden gemachten Bilder auf den Rechner. Auf dem linken Bildschirm laufen sie als Panorama auf, auf dem rechten ist eine topografische Karte zu sehen, auf der die Türme eingezeichnet sind. Schlägt das automatische System Alarm, weil es eine Rauchentwicklung zu erkennen glaubt, muss Birgried Kopetzke den Fall überprüfen. Denn im Sommer wirbeln Erntemaschinen Staub auf, es gibt wandernden Tagebaudreck. Um die Zahl der Fehlmeldungen zu minimieren, sind die Standorte von Windkrafträdern und Kraftwerken auf den Bildschirmen markiert.

An Spitzentagen kommen an den drei Überwachungsarbeitsplätzen in der Hoyerswerdaer Herrmannstraße bis zu 1 500 Meldungen an. Derzeit sind es noch deutlich weniger. An den Arbeitsplätzen neben Birgried Kopetzke werden die Bilder der Kameras aus dem Raum Weißwasser/Görlitz und aus der Meißner Gegend beobachtet. Die allermeisten Meldungen entpuppen sich freilich als harmlos. Aber eben nicht alle. Wenn Birgried Kopetzke nach sorgfältiger Prüfung der Bilder nicht ausschließen kann, dass ein Feuer ausgebrochen ist, überträgt sie die von der Kamera angegebene Richtung auf die Bildschirmlandkarte und versucht die Entfernung zu bestimmen. Ist mithilfe eines der benachbarten Türme eine Kreuzpeilung möglich, wird sie genutzt. Dann wird der Brand an die Disponenten der Leitstelle gemeldet – telefonisch, direkt persönlich oder über den Lagedienstführer. Es ist wohl die einzige Regionalleitstelle Deutschlands, in der sich die Waldbrandüberwacher im selben Raum wie die Disponenten befinden.

Dieter Kowark ist als Chef der Berufsfeuerwehr Hoyerswerda auch für die Leitstelle zuständig und schätzt die Nähe als großen Vorteil ein: „Kürzer können die Wege nicht sein. Innerhalb kürzester Zeit gibt es so aktuelle Meldungen und der Lagedienst kann die Situation direkt verfolgen.“

Und ganz nebenbei sichern Berufsfeuerwehrleute der direkt angrenzenden Hauptfeuerwache an den Bildschirmen die Pausen der Forstmitarbeiter ab. In diesem Jahr begann die Saison der Waldbrandüberwachung schon am 4. März. Immer dann, wenn die Waldbrandwarnstufe 1 oder höher ist, werden die Kameras besetzt – egal, ob Werk- oder Feiertag. Je eher ein Brand entdeckt wird, umso größer ist die Chance, dass er gelöscht werden kann, ehe er größere Ausmaße annimmt. Denn ein Jahr mit Katastrophenwaldbränden wünscht sich hier in der Regionalleitstelle niemand.



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