Heimat für Karpfen, Schleie und Rotfedern


von Tageblatt-Redaktion

Mit Steinwalzen, Steinmatten und Wasserbausteinen befestigen sie die Uferwände – Ronny Ackermann (li.) und Bernd Jentschel, Mitarbeiter der Lohsaer Firma PLB
Mit Steinwalzen, Steinmatten und Wasserbausteinen befestigen sie die Uferwände – Ronny Ackermann (li.) und Bernd Jentschel, Mitarbeiter der Lohsaer Firma PLB

Von Andreas Kirschke

Mit Steinwalzen, Steinmatten und Wasserbausteinen befestigen sie die Uferwände. Im Südbereich verankern sie Röhricht-Walzen. „Das sind vorgefertigte Rollen. Sie enthalten verschiedenen Schilfbewuchs“, schildert Bernd Jentschel von der Firma „Planung und Landschaftsbau Lohsa. Lausitzer Gesellschaft für Bodenwertstoffe und Landschaftsbau mbH“ (PLB). Im 1,30 Meter tiefen, rund 2 300 Quadratmeter großen Lohsaer Matusch-Teich (im Volksmund Schulteich) sorgt er mit seinen Kollegen derzeit für naturnahe Randstreifen.

„Wir wollen den Teich Schülern, Behinderten, Freizeitanglern und Erholungsuchenden zugänglich machen. Wir wollen hier gezielte Kinder- und Jugendarbeit entwickeln“, unterstreicht René Häse, Geschäftsführer des Anglerverbandes „Elbflorenz“ Dresden als Projektträger. „Ohne die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Planer, Anglerverein Silbersee vor Ort, der Gemeinde Lohsa und unserem Verband wäre das Projekt nicht zu realisieren.“

Grundlage ist der Gemeinderats-Beschluss vom Mai 2014. Damals gaben die Räte bei einer Enthaltung grünes Licht für den Verkauf des Gewässers von der Gemeinde an den Anglerverband „Elbflorenz“ Dresden (AVE). Dieser vertritt als Dachverband der Freizeitfischer im Direktionsbezirk Dresden 222 Vereine mit über 16 000 Mitgliedern im Raum Görlitz, Bautzen, Meißen, Sächsische Schweiz und Osterzgebirge. Der heimische Anglerverein Silbersee gehört dazu und bewirtschaftet den Lohsaer Matusch-Teich. „Das soll auch in Zukunft so bleiben - in Abstimmung mit dem Dachverband“, sagt Bürgermeister Udo Witschas, zugleich AVE-Präsident.

Die Idee ist: Mehrere Tafeln am Ufer sollen künftig die heimischen Fisch-Arten und die heimische Tier- und Pflanzenwelt erläutern. Schüler im Biologie-Unterricht können sie nutzen und praktisch lernen. Vorstellbar ist ein Ganztagsangebot oder eine Arbeitsgemeinschaft „Angeln“. Sie soll nicht nur auf Fisch- und Gewässerkunde zielen. Sie soll den Schülern das Angeln beibringen. „Wir wollen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ermöglichen. Zugleich wollen wir mit der Entwicklung des Schulteiches zum Erhalt der heimischen Natur beitragen“, so Udo Witschas.

Träger der Baumaßnahme ist der AVE. Er finanziert das gesamte Vorhaben mit rund 100 000 Euro. „Mit dem Projekt schaffen wir langfristig Planungssicherheit, insbesondere für zukünftige Projekte unserer Vereine im Sinne der Jugendförderung. Es ist das Geld unserer Angler - sinnvoll investiert“, verdeutlicht René Häse. Seit Herbst 2014 lief die Planung. Sie begann mit der Grundlagen- und Schlamm-Ermittlung. Im November 2014 wurde der Teich trockengelegt. Im Februar 2015 folgte der Schlamm-Abtrag. „600 Tonnen Schlamm mussten getrocknet und später entsorgt werden“, erläutert Planer Uwe Röllich vom Ingenieurbüro PMR Torno.

„Die ursprüngliche Sohle des Teiches ist freigelegt. Jetzt sind wir in der dritten Phase. Es ist die Phase des Umbaus und der Renaturierung.“ Die Beton-Böschungsplatten an den Uferwänden wurden entfernt. Steinmatten, Steinwalzen und Wasserbausteine ersetzen sie jetzt. „Sie haben deutlich mehr Auflast“, sagt Uwe Röllich. „Sie sind natürlicher und besiedlungsfreundlicher. In der Praxis sind sie bewährt. So sorgen wir für eine naturnahe Böschungsbefestigung. Insgesamt kommen bei den Baumaßnahmen vier Gewerke zum Einsatz: für den Schlamm-Abtrag, für die Entsorgung, für den Podest- und Anlagen-Bau und für die Teichgestaltung.“

Früher war der Matusch-Teich mit der Spree verbunden. Er hatte einen natürlichen Zufluss und Abfluss. „Durch die Umverlegung der Spree infolge des Braunkohlenbergbaus wurde das natürliche System unterbrochen“, erinnert sich Anwohner Reinhardt Schneider.

Zwei stationäre Pumpen regulieren künftig den Wasserhaushalt für den Teich. Eine Pumpe sorgt bei Wasser-Überschuss für Entleerung und Minimierung. Sie gibt dann Wasser in die Kleine Spree ab. Die andere Pumpe sorgt bei Wasser-Mangel oder bei Neu-Befüllung nach Ablassen wieder für Wasser-Zufuhr aus der Kleinen Spree. Am Teich selbst ragt künftig ein Holzpodest ins Wasser. Es ermöglicht Angler-Zugang für Kinder und für Rollstuhlfahrer. Im Gewässer sollen bald auch wieder Teichrosen blühen. Am Südufer soll eines Tages Schilf wachsen. „Es wird wieder ein typischer Karpfenteich“, sagt René Häse. „Wir wollen Spiegelkarpfen, Schleie, Aale und Weißfische wie Rotfeder, Plötze und weitere Arten einsetzen.“

Bis möglichst 18. September soll zunächst der Grundbau fertig sein. Im Oktober soll der Matusch-Teich wieder mit Wasser gefüllt werden. Nach und nach sollen sich wieder Nährstoffe bilden, erst dann kann ein Fischbesatz folgen. „Ziel ist spätestens im Frühjahr der Besatz mit Fischen“, sagt René Häse. Der heimische Anglerverein Silbersee - 140 Mitglieder stark - sieht die Neugestaltung des Matusch-Teiches als Chance. Er wird den Teich weiter bewirtschaften, der dann auch für Projekte anderer umliegender Mitgliedsvereine im AVE zur Verfügung steht. „Wir sind sehr offen für die Neugestaltung“, unterstreicht Gerhard Kunz vom Vorstand. „Wir sind schon jetzt mit Arbeitseinsätzen und mit Besatz regelmäßig vor Ort.“

Jugendwart Ulrich Miersch sorgt für Nachwuchsarbeit. Angel-Verhalten, Angel-Technik und Angel-Geräte erläutert er den Kindern. Gerhard Kunz hofft jetzt auf neuen Schwung für die Nachwuchsarbeit. „Interessierte Kinder und Jugendliche können sich bei unserem Vereinsvorsitzenden Hans Freudenberg melden.“



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