Gutes Deutsch – nur mit Bayerisch hapert’s
Von Rainer Könen
Der Schlüssel für eine fruchtbare seelsorgerische Arbeit, das steht für den indischen Kaplan Anish Mathew Mundackal fest, ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Der 34-Jährige beherrscht sie gut. Doch Kaplan Anish, wie er von den Gemeindemitgliedern genannt wird, ist das nicht genug. „Man muss sich auch da immer verbessern“, findet er. Seit Anfang Oktober ist der Inder in Hoyerswerda in der Katholischen Pfarrgemeinde „Heilige Familie“ für die Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich. Auch für die Seelsorge.
Er sei von Beginn an sehr freundlich aufgenommen worden, erzählt der Inder, der ja aus einem ganz anderen Kulturkreis kommt. Hoyerswerda ist seine fünfte Station in Deutschland. Kaplan Anish stammt aus Kerala. Mit über sechs Millionen Christen hat dieser Staat die größte christliche Population aller indischen Bundesstaaten. Die Alphabetisierungsrate ist dort die höchste aller indischen Bundesstaaten und liegt bei rund 90 Prozent. Kaplan Anish, der in Indien Theologie studierte, kam vor sechs Jahren nach Deutschland, ins Bistum Görlitz. „Da konnte ich noch gar kein Deutsch“, blickt er auf sein Kennenlern-Praktikum in Lübbenau zurück.
Der sprachbegabte Anish lernte jedoch schnell. Nach einem Pastoralkurs in Erfurt und einem weiteren Praktikum in Görlitz war er in Wittichenau als Diakon tätig. Von dort ging es nach Cottbus, wo er die letzten zwei Jahre als Kaplan wirkte. Anish gehört zu den bundesweit mehr als 1 700 ausländischen Geistlichen, die in katholischen Gemeinden zwischen Flensburg und Passau aktiv sind. Ihr Engagement steht für das Selbstverständnis der katholischen Kirche als weltweite Gemeinschaft, hat aber zugleich noch einen anderen Hintergrund: den deutlich spürbaren Priestermangel in Deutschland. Die meisten ausländischen Priester kommen aus Indien, Afrika und aus Polen.
Natürlich beobachtet auch ein Geistlicher wie Kaplan Anish die derzeitige Flüchtlingsproblematik. Er weiß auch, dass in Hoyerswerda Asylbewerber leben. Seine Idee: Die könne man doch sicher hier in die Gemeinschaft integrieren, wenn man auf sie zugehe, sie kennenlerne. Da würden viele Ängste und Vorurteile schwinden, ist er überzeugt. In seiner freien Zeit sieht er hin und wieder fern. Talk-Shows beispielsweise. Oder Satire-Sendungen. Auch um sein Deutsch zu verfeinern. Jedoch: „Wenn ich mir Kabarett aus Bayern anschaue, verstehe ich gar nichts“, sagt er lachend. Was man als Nicht-Bayer gut verstehen kann.
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