Gulaschkanone, Teschen und Wafer


von Tageblatt-Redaktion

Cornelia Schnippa ist die neue Teschen. Ihr wurde gestern im Schloss gehuldigt.
Cornelia Schnippa ist die neue Teschen. Ihr wurde gestern im Schloss gehuldigt.

Was sammelt eine Energiefabrik? Verblüffende Antworten darauf gibt es seit gestern in einer Sonderschau zu sehen. Denn was hat ein antiker Hospitalofen samt schauriger Geschichte oder rot-weiß angestrichene Ruderboote aus der Zeit der DDR-Konsumgüterproduktion mit einer Fabrik zu tun? Letztere sind Fundstücke aus dem Turbinenhaus der Fabrik 1 und wurden ab 1982 im Braunkohlenwerk Welzow gebaut. Zwölf Jahre später lag es nahe, irgendwann einmal Besucher über den Graureihersee neben dem Bergbaumuseum rudern zu lassen.

Also mussten die werkseigenen Boote erst einmal sicher gestellt werden. Das „Dinghi Favorit 1“ ist auch ein Symbol für das Thema Freizeit in der ehemaligen DDR. Selbst eine Gulaschkanone konnte das Werk sein Eigen nennen. Neu angeschafft aber nie benutzt. Wie kommt das? Im Falle eines militärischen Einsatzes sollte auch eine Kampfgruppe nicht hungern müssen. Einen Sammlungsbereich lässt sich die Gulaschkanone nicht zuordnen.

Aber vielleicht findet sich bald eine Möglichkeit, sie erstmals zu benutzen? Ganz abwegig ist für Museumsmitarbeiterin Kathleen Hofmann diese Idee jedenfalls nicht. Und wer dazu ein passendes Rezept, dass durchaus auch zu Hause auf dem Herd gekocht werden kann, sucht, sollte Zettel und Stift oder einen Fotoapparat mit in die Energiefabrik bringen. Denn gleich neben der Gulaschkanone kann man die Kochanleitung aus Zeiten der Nationalen Volksarmee (NVA) für Kartoffelsuppe mit Bockwurst nachlesen. Warum aber eine alte, gezeigte Fabrikuhr nicht mehr tickt und was der Paragraf 368 Nummer 5 im Deutschen Reichsstrafgesetzbuch aussagt und welche schwere Strafe bei Nichteinhaltung eintrat wird nicht verraten. Bis zum Saisonende kann es jeder in der Energiefabrik selbst herausfinden.

Stadtmuseum: Sie hatte am Vormittag sicher noch den Stall ausgemistet, ihre beiden Alpakas Mateo und Sam gefüttert und die Schafe versorgt. Innerhalb weniger Stunden verwandelte sich Cornelia Schnippa aus Tätzschwitz aber in die Reichsfürstin Ursula Katharina von Teschen. Natürlich dauerte die Ankleidung mit Perücke und langem Kleid in den Gemächern des Schlosses etwas länger. Es sollte ja schließlich alles standesgemäß sein. Wie man sich als Reichsfürstin benimmt, dazu gehört auch der Umgang mit einer Flohfalle, hatte die 43-Jährige mit anderen Bewerbern um den Titel „Hoyerswerda sucht die Teschen“ in einem Kurs der Volkshochschule gelernt und wurde zur Siegerin bei der Wahl gekürt.

Das sei alles ziemlich aufregend, flüsterte die Teschen kurz vor ihrem ersten großen Auftritt vor dem gemeinen Volke und wedelte sich mit dem großen Fächer etwas Luft zu. Leider sei es nicht gelungen, alle Grafen, Mätressen und andere Herrschaften in persona zu erwischen, erklärte Historikerin Elke Roschmann den Besuchern bei Vorträgen über das „blaue Blut“ in Hoyerswerda. Wer lieber über den mittelalterlichen Markt im Schlosshof bummeln wollte, der traf unter anderem auf Scherenschleifer, Filzmacher, Marktgesinde, Krämer Töpfer und Hofdame Sigrun Jeck, die ehemalige Museumsleiterin. Und wer es im Anschluss wieder etwas zeitgemäßer suchte, konnte über den Damm in den modernen Zoo flanieren. Oder eben umgekehrt. So wie es das gemeine Volk gern wollte.

Computermuseum: Wer Technik mag, war nicht nur am internationalen Museumstag im Computermuseum Konrad Zuse im Industriegelände (Lautech-Gebäude) richtig. Anlässlich des Aktionstages wurde eine neue Ausstellung eröffnet unter dem Titel „Vom Silizium zum Chip“. In einer Glasvitrine sah man das Ausgangsmaterial Rohsilizium, aus dem im weiteren Verfahren ein Kristall gezogen würde. In Scheiben gesägt und weitere Verarbeitungsschritte folgend entstehen Wafer. Also kreisrunde oder quadratische, etwa ein Millimeter dicke Scheiben.

In einer Firmenpräsentation von „Global Foundries“ konnten sich die Besucher die einzelnen Arbeitsschritte ansehen. Derzeitige Wafergrößen besitzen einen Durchmesser von 300 Millimeter. Darauf können hunderte Chips gefertigt werden. Heutzutage können auf ein Quadratzentimeter über eine Milliarde Transistoren untergebracht werden. Computervater Konrad Zuse hatte Anfang der 1960er Jahre noch einzelne Transistoren auf Platinen gelötet.



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