Gückliche Gäste sind das beste Marketing


von Tageblatt-Redaktion

awora, Altliebel und Wolkenberg heißen die drei schwimmenden Häuser auf dem Geierswalder See, die Holm Nehrig (im Foto) und sein Bruder Dirk gekauft haben.
awora, Altliebel und Wolkenberg heißen die drei schwimmenden Häuser auf dem Geierswalder See, die Holm Nehrig (im Foto) und sein Bruder Dirk gekauft haben.

Von Anja Wallner

Timmendorfer Strand ist ein Begriff. Beinahe jeder kann mit dem Ort in der Lübecker Bucht etwas anfangen. Mancher mag dabei an feinen Ostseesand denken, andere an eine hübsche Promenade und munteres Strandleben, wieder andere sehen grässliche Hotelburgen in Strandnähe vor dem geistigen Auge. Aber darum geht es nicht. Sondern darum, dass der Timmendorfer Strand einfach bekannt ist – auch denjenigen, die noch nie dort gewesen sind. Diese Bekanntheit kann das Lausitzer Seenland auch erreichen, meinen die Brüder Holm und Dirk Nehrig. Und nennen dafür die kühne Zeitspanne von etwa fünf bis zehn Jahren. Und an der touristischen Entwicklung der Region wollen die Unternehmer aus Bautzen mitwirken.

Seit dem vergangenen Jahr betreiben sie drei schwimmende Häuser am Geierswalder See; außerdem ein Strandhaus am Ufer mit zwei Ferienapartments, wo auch das Büro ihres Lausitzer Seenland Resorts einziehen wird. Bisher wird die touristische Sparte ihrer Unternehmensgruppe von Bautzen aus geregelt. Das Tourismusgeschäft ist Neuland für die Nehrig-Brüder, die in der Verpackungs-, Logistik-, Vertriebs-, Film- und Tonträgerbranche zuhause sind und eine der größten Bautzener Unternehmensgruppen leiten. „Der Tourismus ist eine ganz spannende Geschichte“, sagt Holm Nehrig, der froh ist, dass man den Schritt in diese ganz neue Richtung gewagt hat. Das Jahr 2013, in dem erstmals an Feriengäste vermietet wurde, sieht Holm Nehrig als „Trainingsjahr“. „Mein Bruder und ich, wir haben jeden Gast persönlich mit Handschlag begrüßt, wollten seine Meinung hören.“ Und zu 100 Prozent bekomme man von den Gästen „ein extrem gutes Echo“. Mit Superlativen praktisch überschüttet zu werden, lasse alle Kosten und Mühen vergessen.

Kosten haben die Unternehmer auch nicht gescheut. Holm Nehrig rechnet vor, dass ein Haus einen hohen sechsstelligen Betrag kostet; allein die bis ins Detail geplante exklusive Ausstattung hat pro Haus mehr als 50 000 Euro verschlungen. Die Firma Wilde liefert nämlich nur die verglaste Rohbauhülle für die futuristisch anmutenden Häuser. Um alles andere kümmern sich die Bautzener.

Holm Nehrig ist sich bewusst, dass jetzt zunächst ein paar Jahre investiert werden muss. „Wer aufs schnelle Geld aus ist, für den ist das hier nichts. Hier braucht man Visionen und die Bereitschaft, erst mal Geld zu versenken.“ Das würde er auch denjenigen sagen, die ihn vielleicht wegen der „Timmendorfer-Strand-Pläne“ auslachen.

Das beste Marketing für die Region sind zufriedene Gäste, meint Holm Nehrig. „Leute, die nach einem Aufenthalt hier erfüllt nach Hause fahren, sorgen dafür, dass die Region bekannt wird.“ Er denkt, dass das Seenland eine rasante Entwicklung nehmen kann, die nicht unbemerkt bleiben wird. „Der Nationaltourismus wird an Bedeutung gewinnen und hochwertiger Urlaub ist vor allem bei Großstädtern gefragt.“ Die Betreuung der Gäste hört für die Nehrigs nicht bei der Übergabe der Hausschlüssel auf. Das Lausitzer Seenland-Resort bietet einen Fahrradverleih, ab April auch zwei Miet-Motorboote, kooperiert mit einem Segway-Verleiher am Senftenberger See, mit dem Betreiber des Campingplatzes in Geierswalde und vielen weiteren Leistungsanbietern. Und Gästen, die sich ein im Urlaubsdomizil zubereitetes Gourmet-Essen wünschen, wird der Koch aus dem Dresdner Feinschmeckerrestaurant „Elements“ ins Ferienhaus geschickt.

Das Lausitzer Seenland-Resort ist vernetzt mit anderen touristischen Anbietern der Umgebung. Das gute Miteinander, das Wechselspiel zwischen ihnen hält Holm Nehrig für immens wichtig, wenn die Region vorankommen will. Für eine Familie mit Kind hat er beispielsweise an einem Urlaubstag, der nicht gerade Badewetter versprach, fix eine Tagebautour organisiert. „Der Vater erzählte uns hinterher, dass wir seinem Sohn den schönsten Ferientag beschert hätten.“ So soll es auch sein.

Der touristische Grundstein sei im Seenland jedenfalls mehr als gelegt. „Die Region bietet extrem viel“, meint Holm Nehrig, der wie sein Bruder gern mit dem Boot – auch hier am Geierswalder See – unterwegs ist. „Strand, Wassersport, Industriekultur so nah beieinander – wo findet man das woanders in Europa?“ Schwimmende Architektur bezeichnet der Firmenchef ohnehin als einen großen Anziehungspunkt. Das ist in Geierswalde nicht anders. Einerseits freut sich Holm Nehrig über das Interesse – andererseits vergessen manche Neugierigen leider auch ihre gute Kinderstube und legen beispielsweise ungeniert am Ponton des Wohnhafens an, um „mal zu gucken“ oder klettern sogar übers Geländer der umlaufenden Terrasse.

Der Start in die zweite Saison am Geierswalder See scheint für das Lausitzer Seenland-Resort jedenfalls vielversprechend zu sein. „Wir haben eine hervorragende Buchungssituation“, lässt Holm Nehrig wissen. In den Sommerferien ist praktisch alles belegt. Selbst jetzt sind Gäste da, die schon gebucht hatten, als noch nicht einmal an diesen herrlich milden Sonnenschein-Winter zu denken war.

In diesem Jahr soll das Umfeld der landseitigen Häuser des Wohnhafens gestaltet werden. Darauf haben sich die Nehrig-Brüder mit ihren Nachbarn geeinigt. Im Moment sieht es eben noch sehr nach Baustelle aus. Natürlich würde es Holm Nehrig auch begrüßen, wenn 2014 die Zufahrt hinunter zum Wohnhafen endlich fertig werden würde. Die ist im Moment noch eine unbefestigte Schotterpiste, und das wird sie wohl bis nächstes Jahr auch bleiben.

In Zukunft soll das Lausitzer Seenland Resort, wie ursprünglich auch geplant, weiter wachsen. Zunächst liegt der Fokus aber auf den fünf vorhandenen Immobilien. Auch der Timmendorfer Strand ist schließlich nicht innerhalb einer Saison groß geworden.

web www.lausitzer-seenland-resort.de



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