Glückstag im Schloss


von Tageblatt-Redaktion

Claudia Kutžera inmitten ihrer Sammlung, die nun die des Stadtmuseums Hoyerswerda ist.
Claudia Kutžera inmitten ihrer Sammlung, die nun die des Stadtmuseums Hoyerswerda ist.

Von Rainer Könen

Paul Klee tat es, ebenso Pablo Picasso. Die beiden bekannten Maler bauten für ihre Kinder Spielzeuge. Zumeist aus Holz. Und sie waren beim Herstellen wohl auch sehr kreativ gewesen. So schildert es die Künstlerin Claudia Kutžera, die dem Hoyerswerdaer Stadtmuseum in diesen Tagen ein vorweihnachtliches Geschenk machte. Denn die 71-Jährige suchte für ihre Sammlung „liebevolle und fürsorgliche Hände“.

Sie ist sich sicher, diese in Hoyerswerda gefunden zu haben.
Ihre Sammlung „Historisches Spielzeug im Wandel der Zeiten“ wurde am Donnerstag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. In dieser Sonderausstellung, die auch zahlreiche weihnachtliche Aspekte hat, wenn man auf die Puppenstuben aus dem vergangenen Jahrhundert schaut, bekommt man einen deutlichen Eindruck, mit welch einfachen Utensilien die Heranwachsenden in den vergangenen 100 Jahren in den Kinderstuben einiger europäischer Gegenden spielten, auch wenn die Väter nicht Klee oder Picasso hießen.

Zu sehen sind neben Puppenküchen, Spielfibeln, Miniaturen und Puppen vor allem hölzernes Spielzeug. Besonders originell ist ein aus dem Jahr 1888 stammendes Tanzborstenpüppchen.

Und Claudia Kutžera kennt zu ihren Sammlerstücken natürlich auch die Geschichten. Die heute in Wiesbaden lebende Künstlerin hat diese Exponate in den vergangenen vier Jahrzehnten gesammelt. Sie hat die alten Spielzeuge aus Frankreich, Schottland, Italien oder Polen zusammengetragen. Auf Wanderungen stieß sie oft auf diese „kleinen Kostbarkeiten“, so Kutžera, die sie daheim, in ihrem Atelier, mit viel Aufwand restaurierte.

Sie sei ein „Kind der DDR“ erzählt die in Rathenow aufgewachsene Frau. Ein Vierteljahrhundert lebte sie in Dresden. Bis zur Wende, dann zog es sie in die Altbundesländer. Die leidenschaftliche Drachenbootpaddlerin wohnt seit 1992 in Wiesbaden, arbeitet dort als Malerin und Grafikerin. Irgendwann hatten sich in ihrem Atelier so viele historische Spielzeuge angehäuft, dass sie sich die Frage gestellt habe, ob man die nicht einmal im Rahmen einer Ausstellung zeigen könne. Doch wo? Ein Bekannter habe ihr den Tipp gegeben, doch mal „im Hoyerswerdaer Schloss vorbeizuschauen“.

Das habe sie gemacht. Und wurde von Museumsleiterin Kerstin Noack mit offenen Armen empfangen. Die Sammlerin war einfach nur begeistert. Und aus der Ausstellung einer Sammlung ist nun eine Schenkung geworden.
„Eine solche Sammlung zu erhalten, das ist für uns ein totaler Glücksfall“, freut sich die Museumsleiterin über die Kutžera-Sammlung. Natürlich bekommt auch das Stadtmuseum Hoyerswerda hin und wieder etwas geschenkt, aber in dieser Größenordnung ist das schon sehr selten.

Sie habe ein großes Herz für die Lausitz, sagt die Künstlerin selbst über sich. Die frühere Leistungsschwimmerin erzählt, dass sie alljährlich zu den Kreuzreiterprozessionen komme, auch habe sie Freunde in der Oberlausitz. Ja, und nun hat sie noch einen weiteren Anlaufpunkt – Hoyerswerda, das Schloss.

Wer wissen möchte, mit welch einfachen Spielzeugen sich die Kinder in den vergangenen 100 Jahren die Zeit vertrieben, der sollte sich unbedingt diese historische Spielzeugsammlung anschauen. Bis Ende Februar wird diese im zweiten Obergeschoss des Schlosses zu bewundern sein, danach geht sie in den Fundus des Museums. Einige besonders bemerkenswerte Exponate sollen, das versprach Museumsleiterin Kerstin Noack, auf jeden Fall einen Platz in der neuen ständigen Ausstellung des Museums bekommen. Und irgendwann wird es gewiss auch wieder mal eine Sonderausstellung mit diesen Exponaten geben.

Das Stadtmuseum Hoyerswerda im Schloss hat täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt, ermäßigt sind 3 Euro fällig. Für das Kombiticket Zoo und Schloss sind 7 Euro pro Erwachsenen zu zahlen, ermäßigt 5 Euro.



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