Gino Rössel mag die Überraschungsmomente

Von Andreas Kirschke
Unbeirrt zieht der König nach vorn. Mit jedem Zug kämpft er weiter. Und das selbst in schier aussichtsloser Position. Vier Bauern und ein Turm begleiten ihn. Der achtjährige Gino Rössel hält die Partie gegen seinen Bruder Louis (13) lange offen. „Die wichtigste Figur ist der König. Ohne ihn bist du verloren“, schildert Gino, der kürzlich in Sebnitz Sachsenmeister in der Altersklasse U 8 wurde. Damit ist er aktuell jüngster Landesmeister im Schach.
„Es ist ein stiller Sport. Ein Denksport. Ein anspruchsvoller, herausfordernder Sport“, meint Vater Sven Rössel stolz. Ihm und Sohn Louis sah Gino abends beim Schach oft zu. Die Begeisterung steckte ihn an. Gino spielte jetzt öfter gegen seinen Bruder. In der Schach-AG bei Helmut Klösel in der Grundschule Groß Särchen lernte er seit 2011 mehr und mehr hinzu. In der AG war Gino damals mit fünf Jahren der Jüngste. Dort sammelt er seither jeden Dienstag weitere Erfahrungen. Erst jüngst nahm er zusammen mit Hugo Wende, Arthur Mechelk und Marcus Gabel an der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft der Grundschulen in Dittrichshütte bei Saalfeld in Thüringen teil. Dort erreichten sie den 18. Platz.
„Insgesamt waren 40 Mannschaften dabei“, erzählt der Achtjährige. „Mit ein wenig Glück mehr wären wir am Ende sogar Fünfter geworden.“ Zwei Qualifikationen gingen der Meisterschaft voraus. Gino bestand sie mit seinen Mitspielern in Bautzen und in Leipzig bravourös. Dank der AG und der vielen Turniere erkennt er: Schach ist nicht nur ein Einzelsport, Schach bereitet zugleich als Teamsport enorme Freude.
Seit 2012 gehört Gino Rössel zum Schach-Förderverein ASP Hoyerswerda. Das Kürzel „ASP“ steht für „Aspera ad Astra“. Es bedeutet „Der Weg zu den Sternen ist steinig“. Zwischen fünf und 85 Jahre jung sind die 44 Mitglieder. Sie alle vereint die Freude am Schach. Gino trainiert jeden Freitag fleißig mit. Er darf sogar schon in der vierten Männer-Mannschaft mitspielen. Am Schach liebt er die Überraschungsmomente. Er liebt das vorausschauende, strategische Denken. Gerade beim Schach versetzt er sich auch in den Gegner hinein. Im Verein lernt er viel über Taktik im Schach. Hier übt er mit den anderen typische „Endspiele“. Hier trainiert er verschiedenste Figuren-Konstellationen. Gino erfährt viel über den Figuren-Gewinn und das gezielte, zwingende Weiterspielen. Sein Übungsleiter Roland Graf fördert ihn.
Ginos Eltern, Anke und Sven Rössel, sind sehr froh, dass Gino im Verein mittrainiert. Die Übungsleiter achten sehr sorgfältig auf die Nachwuchs-Förderung und auf ein gutes Verhältnis zu den Eltern. Gino spielt in der Mannschaft U 10 (der unter Zehnjährigen). Zusammen mit Mika Hassemeier, Robert Schuh und Ramon Schuh fährt er zu den Punktspielen der Bezirksliga Dresden mit. Insgesamt 18 Mannschaften gehören zur Liga. Der ASP Hoyerswerda ist aktuell Vizemeister. „Das macht uns als Eltern sehr stolz“, sagt Vater Sven Rössel. „Natürlich ist das Hobby Schach auch zeitaufwendig. Fast jedes Wochenende sind wir unterwegs.“ Am 24./25. Mai zum Beispiel nimmt Gino mit seiner Mannschaft an der Sächsischen Schnell-Schach-Meisterschaft in Leipzig teil. „Wir haben für jede Partie pro Spieler nur 30 Minuten Zeit. Die müssen wir einhalten“, sagt der Litschener. Viel lieber spielt er ohne Zeitbegrenzung. Will er doch jeden Zug gut durchdenken.
Gino spielt zu Hause fast jeden Tag Schach. Mit seinem Bruder vertieft er sich dann in der „Schach-Ecke“. Stecknadeln
könnten zur Erde fallen. Sie wären in der Stille sofort zu hören. „Meistens gewinnt Louis“, meint Gino bewundernd. Vielleicht schafft er eines Tages die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften? „Möglich wäre das. Ab Altersklasse U 10 gibt es die Deutschen Meisterschaften“, sagt Vater Sven Rössel. „Dafür übt Gino schon fleißig.“
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