Gespräch der Woche: Ohne Zuzug – kein Erfolg
![](files/newsmedia/foto/2025/04/hytb-20250121-11-03-58-001.jpg)
Hoyerswerda. Wie muss die Stadt aussehen, was muss sie bieten, damit Menschen sich hier wohlfühlen, hierblieben und auch auf die Idee kommen, hierherzuziehen. Schließlich gehen schon jetzt und gehen auch in den kommenden Jahren viele Menschen in Rente. Firmen haben zunehmend Schwierigkeiten, Personal zu finden.
Mit diesen Fragen beschäftigt sich Hoyerswerdas Gesamtstädtisches und regionales Entwicklungs- und Handlungskonzept, kurz Gerehk. Wie es der Stadtentwicklung eine Art gedankliche Führung geben soll, haben wir mit Architektin und Stadträtin (Mandat Bündnis 90 / Grüne) Dorit Baumeister besprochen.
Kommentare zum Artikel:
Toni Schneider schrieb am
Die Analyse von Frau Baumeister mag in Teilen richtig sein, jedoch bleibt sie wenig innovativ und basiert weitgehend auf altbekannten Einlassungen zu den immer gleichen Kernthemen. Die Ideen, die sie als „Kulturaktivistin“ und neue Stadträtin präsentiert, scheinen wenig greifbar und lösen keine substanzielle Diskussion aus. Während in Bernsdorf und Straßgräbchen der Industriepark ausgebaut wird und ein weiterer Spatenstich für neue Arbeitsplätze sorgt, wird in Hoyerswerda erneut von Bürgerwerkstätten und ähnlichen Maßnahmen schwadroniert – ein Ansatz, der den strukturellen Problemen der Stadt nicht gerecht wird.
Das Zitat von Frau Baumeister – „Das, was wir jetzt vorhaben, braucht eine Stadtgesellschaft, die auch im Kopf bereit ist und mental, die Umkehr einzuleiten und daran zu glauben.“ – illustriert diesen Missstand. Es bleibt fraglich, wie eine alternde Stadtgesellschaft mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren mental zur „Umkehr“ bewegt werden soll, nachdem sie seit der Wende 1990 immer wieder von einer Enttäuschung in die nächste gestürzt wurde. Die Kränkungen und der Aderlass an jungen Menschen und Familien haben tiefe Spuren hinterlassen. Auf diese Realität zu rekurrieren und gleichzeitig von einem mentalen Neuanfang zu sprechen, wirkt nicht nur weltfremd, sondern auch wie der Entwurf eines weiteren Luftschlosses.
Der Schlüssel zu einem echten Wandel ist nicht die gedankliche Umkehr allein, sondern Vitalität und Zuversicht für die Zukunft. Hoyerswerda hatte diese Aufbruchsstimmung einst, als die Stadt noch von Kinderlachen erfüllt war und junge Familien hier ihr Leben aufbauten. Doch um diese Energie wiederzubeleben, bedarf es nicht nur positiver Worte, sondern moderner Rahmenbedingungen: vor allem zeitgemäßer Wohnraum, sichere Arbeitsplätze und eine attraktive Infrastruktur, die Familien tatsächlich in die Region lockt und sie hier halten kann.
In Zeiten des Strukturwandels und milliardenschwerer Förderprogramme hätte Hoyerswerda die Chance, genau an diesen Stellschrauben zu drehen. Doch es fehlen tragfähige, visionäre Konzepte. Stattdessen verliert sich die Diskussion in kulturellen Allgemeinplätzen und Bürgerdialogen, ohne greifbare Fortschritte vorzuweisen.
Der Strukturwandel kann nur dann gelingen, wenn er wirtschaftliche, soziale und kulturelle Transformation miteinander verknüpft. Industrieansiedlungen, wie sie etwa in Bernsdorf entstehen, zeigen den richtigen Weg: Sie schaffen Arbeitsplätze, sorgen für Steuereinnahmen und können in Kombination mit einer familienfreundlichen Wohnpolitik das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung legen. Um diese Vision für Hoyerswerda zu verwirklichen, braucht es konkrete Pläne statt abstrakter Reden – und den Mut, die Realität der Stadt mit ehrlichen Konzepten zu konfrontieren.
Hagen Döhl schrieb am
Lange pessimistische Kommentare werden allerdings auch nicht helfen.
Natürlich muss ein Konzept mit Substanz ausgefüllt werden.
Dafür gibt es in der Stadt sowohl fähige als auch willige Köpfe – auch jenseits des vermeintlichen Durchschnittsalters.
Es braucht aber neben konkreten Ansätzen auch eine Portion Optimismus anstatt pessimistischen „Das wird sowieso nichts“-Diskussionen.
Einen Kommentar schreiben
Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.