Gedanken ums Gedenken an die 91er Gewalt


von Tageblatt-Redaktion

Den Sieger-Entwurf des Wettbewerbs „Offene Tür, offenes Tor“ hat Schöpferin Martina Rohrmoser-Müller im Dezember im Stadtrat vorgestellt. Damals wurde eine Preisverleihung für Januar angekündigt.
Den Sieger-Entwurf des Wettbewerbs „Offene Tür, offenes Tor“ hat Schöpferin Martina Rohrmoser-Müller im Dezember im Stadtrat vorgestellt. Damals wurde eine Preisverleihung für Januar angekündigt.

Ziemlich konspirativ war die Jury-Sitzung zum künstlerischen Wettbewerb „Hoyerswerda vergisst nicht – wir erinnern“. Die Juroren durften sich  – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – die Vorschläge zum Mahnmal an den Hoyerswerdaer Gewaltherbst 91 ansehen. Dann wurden die Papiere wieder eingesammelt. Die Einreicher konnten nicht befragt werden. Sie waren nicht eingeladen. Es war Pfarrer Friedhart Vogel, der als Erster sagte, der Entwurf von Martina Rohrmoser-Müller gefiele ihm am besten. Alle anderen stimmten der Reihe nach zu – zunächst bis auf Hoyerswerdas CDU-Chef Frank Hirche. Er kam erst später von der Toilette dazu und schloss sich der Meinung der anderen an.
Im Dezember wurde der Siegerentwurf präsentiert. Die anderen sieben Vorschläge blieben unter Verschluss. „Man verschenkt so eine gute Möglichkeit, mit der Zivilgesellschaft zu der Frage ins Gespräch zu kommen“, findet Jörg Michel. Der Sprecher der Initiative Zivilcourage hat daher die Einreicher aufgerufen, sich selbst zu melden. Hier sind die wichtigsten Fakten über die inzwischen bekannten Entwürfe.

Offene Tür, offenes Tor

Der Siegerentwurf der in Groß Särchen lebenden Bildhauerin Martina Rohrmoser-Müller sieht eine Plastik aus anthrazitfarbenem Basalt vor – mit einem Regenbogen aus gleichem Material zwischen den Türpfosten. Das Ganze soll Aussöhnung, Freundschaft und Frieden symbolisieren: ein offenes Tor für Gäste. Ein QR-Code an der Seite soll zu einer Internetpräsenz führen, die sich mit dem Thema befasst. Im Dezember hieß es, die Preisverleihung sei für Januar vorgesehen. Wie zu hören ist, soll sie nun Ende dieses Monats stattfinden.

Säulen der Erde

Im Mittelpunkt des Vorschlags von Cindy Schluck und Sabine Klatt vom Christlichen Gymnasium Johanneum stehen sieben Metallsäulen – für die sieben Kontinente. Am Kopf sollen sie Brunnenschalen haben, zwischen denen kleine Fontänen hin und her springen. Auf den Säulen sollen Worte wie „Courage“ oder Aufforderungen wie „Ungleichheit fördern und schätzen“ stehen. Die Idee der beiden Mädchen war, das Denkmal ins Lausitz-Center zu stellen.

Kugel der Rücksicht

Zwei ineinander verschlungene Edelstahlringe mit drei Metern Gesamthöhe haben sich Carolin Rentsch, Lisa Erdmann und Klaas Wiersma ausgedacht. Auch diese drei sind Johanneums-Schüler. Ihnen kommt es darauf an, den Herbst 1991 aus mehreren Perspektiven zu betrachten. „Es gibt immer zwei dazugehörige, meist sehr gegensätzliche Parteien“, sagen sie. Die Gymnasiasten haben sich überlegt, dass der Zentral-Park der richtige Standort wäre.

Diskussionstisch

Ebenfalls für den Zentral-Park gedacht ist der Entwurf von jemandem, der gern anonym bleiben will. Seine Idee ist die Verwendung von Abriss-Platten aus dem Hochhaus an der Schweitzerstraße, worin sich damals das betroffene Vertragsarbeiter-Wohnheim befand. Basis bilden vier gebrochene, schwarz lackierte Fragmente mit den Zahlen „9“ und „1“. Darauf soll ein weiß lackiertes Fenster-Element liegen, aus dem ein Baum wächst und dessen Innenkante eine Laufschrift mit dem Wort „Neubeginn“ ziert. Zudem vorgesehen ist ein Stahlträger mit erklärenden Worten.

Orte des Erinnerns

Die Initiative „Pogrom 91“ würde zwei transparente Stelen mit eingearbeiteten Flaschenscherben und Steinen an die authentischen Orte im WK IX und an der Schweitzer-Straße stellen. Wichtig wäre ihr der ausdrückliche Verweis auf „das rassistische Pogrom von Hoyerswerda“.

Steingarten

Eine Collage aus Plattenbau-Elementen hat sich der wohl aus Hoyerswerda stammende Marco Eberhardt ausgedacht, der in einem Architekturbüro arbeitet. Sieben aus Fensteröffnungen wachsende Bäume sollen an die verschiedenen beteiligten Nationalitäten erinnern. Sein Favorit für einen Standort: die Müntzerstraße im WK IX.

Weitere Entwürfe

Zu den beiden noch fehlenden Ideen hat das TAGEBLATT bisher nur die Namen „Schattenriss“ sowie „3-D-Komposition“ ermitteln können.



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