Für 2013 sind in Wittichenau die Weichen gestellt


von Tageblatt-Redaktion

Wittichenaus Buergermeister Udo Popella blickt optimistisch ins Jahr 2013
Wittichenaus Buergermeister Udo Popella blickt optimistisch ins Jahr 2013

Herr Popella, das Jahr 2012 ist vorüber. Im Rückblick: Welche Dinge fallen Ihnen ein, bei denen Sie sagen konnten: Es macht Spaß, Bürgermeister von Wittichenau zu sein?
Durch unseren Doppelhaushalt 2011/2012 hatten wir Verwaltungsaufgaben und Investitionstätigkeit abgesteckt und konnten so gut wie alles realisieren. Dank guter Finanzkraft konnten wir gottseidank weiter Schulden abbauen. Schöne Momente sind beispielsweise die Stadtsanierung – das Projekt geht dem Ende entgegen – und wir können es mit der Sanierung der Pfarrkirche krönen, die 2013 abgeschlossen sein wird. Ein riesengroßer Erfolg, der uns auch optimistisch für die Zukunft stimmen kann, sind die großen Investitionen im Maja-Werk im Gewerbegebiet Brischko, wo 2013 die Produktion losgehen soll. Und wir haben auch im Straßenbau bei einigen Sachen in den letzten zwei Jahren – wenn ich jetzt vom Doppelhaushalt rede – Erfolge gehabt. Erst vor wenigen Tagen haben wir die Kamenzer Straße ihrer Bestimmung übergeben. Mit Bürgersteigen, neuer Fahrbahn, neuer Trasse von der Umgehungsstraße her kommend bis Richtung Ortseingang. Und die alte Straße aus Richtung Oßling konnte als Radweg bis ans Ortseingangsschild herangeführt werden. Das ist jetzt eine wunderschöne Eingangssituation für die Stadt Wittichenau.

Ist der Straßenbau in Wittichenau damit abgeschlossen?
Was den innerstädtischen Straßenbau betrifft, sind wir fast durch. Es gibt noch drei Straßen, die Franz-Mehring-Straße, den Hornigsweg und den Neuen Weg, die mittelfristig einer Sanierung harren. Das ist verbunden mit Kanalbau, der aber jetzt nicht so dringend ist. Da denke ich so an eine Zeitspanne von fünf Jahren. Aber wir haben ja auch außerorts noch Nachholbedarf. Es ist ja die S 285 von der Ampelkreuzung bis Einfahrt Gewerbegebiet Brischko im Gespräch.

Dort gab es noch Grundstücksangelegenheiten zu klären.
Das ist alles ausgestanden beziehungsweise es gibt da jetzt eine Lösung. Das einzige Fragezeichen, aber da hoffe ich, dass das noch gelöst werden kann, ist die Finanzierung. Es ist eine Staatsstraße, das sind Mittel vom Freistaat. Da stehen viele Maßnahmen an. Ich hoffe, dass der Abschnitt das richtige Gewicht bekommt. Wir sind optimistisch, aber ob die Entscheidung jetzt schon gefallen ist, weiß ich noch nicht. Die Planung ist in Sack und Tüten. Der grundhafte Neuausbau der S 285 ist für dieses Jahr geplant, einschließlich Brückenneubau. Die jetzige, halbseitig gesperrte Brücke wird dafür abgerissen. Es wird aber auch, und das ist für uns wichtig, ein richtiger Fuß- und Fahrradweg angebaut. Wir sind auch dabei, zu ringen, von der Gewerbegebietseinfahrt nach Maukendorf einen Radweg hinzubekommen. Das ist das Stück der Maukendorfer Chaussee, das am meisten von den Zubringern der Maja-Werke frequentiert wird. Dort muss radwegmäßig nachgerüstet werden, das ist auch Schulweg. Es ist ein Kunststück, dort ungefährdet durchzukommen. Ich werde beim Landkreis weiter bohren, um den Radweg zeitnah hinzukriegen. Maja ist die Chance für uns, da muss Verkehrssicherheit die oberste Rolle spielen.

Weniger spaßig für viele Bürgermeister ist die Einführung der Doppik*. Denken Sie als Bürgermeister noch an Investitionen, wenn man zunächst die Abschreibungen gegenrechnen muss?
Für 2013 sind die Weichen gestellt. Wir haben eine investive Schlüsselzuweisung**, in deren Rahmen wir handeln können. Alle Maßnahmen, für die wir Geld brauchen, haben schon begonnen. Der Ausbau der Kita findet 2012 und 2013 statt, der darf fortgeführt und fertiggestellt werden. Für beide Jahre sind rund 80 000 Euro im Haushalt veranschlagt. 60 000 Euro sind gebunden für die Stadtsanierung. Also Fertigstellung Kirchturm und Außenanlagen. Auch das ist begonnen. Dann müssen wir 2013 den Eigenanteil für den Bau der Kamenzer Straße ablösen, den der Landkreis 2012 vorfinanziert hat. Zirka 80 000 Euro sind da von uns zu erbringen. Und da sehen sie, das sind insgesamt 180 000 Euro. 185 000 Euro beträgt die Schlüsselzuweisung. Wir haben außerdem kleinere Maßnahmen, die wir auch stemmen müssen. Der Umbau der Zahnarztpraxis in der Grundschule beispielsweise – die Praxis schließt zum 31. 12. – zu zwei Klassenzimmern. Die werden dringend gebraucht, das müssen wir bis zum Schuljahresbeginn 2013 hinkriegen. Wir wollen in der Stadtbibliothek neue Soft- und Hardware einführen, um die alte Karteikartenvariante bei der Ausleihe abzulösen. Ansonsten ist der Rahmen für kommunale Maßnahmen festgezurrt, aber es werden für die Stadtentwicklung wichtige Aktivitäten von Unternehmen zu sehen sein, bei denen wir mit drinhängen, die uns aber finanziell weniger berühren.

Zum Beispiel?
Zum Beispiel die Erschließung des Wohngebiets „Am Schützenplatz“. Sobald die Sonne hochkommt, werden dort die ersten 16 Bauplätze erschlossen, und ich hoffe, es können dann nahtlos 40 weitere Baustellen erschlossen werden. Bei weiteren wichtigen Vorhaben wird alte Bausubstanz abgelöst. Ich denke da an das abgebrannte Volkshaus. An der Stelle ist jetzt schon wieder ein neues Wohnhaus entstanden. Es ist auch im Gespräch, das alte „Checkers Inn“, die Gaststätte am Volkshaus, komplett abzureißen. An der Stelle soll Betreutes Wohnen entstehen. Das soll auch schon 2013 losgehen. Wir haben allen Grund, optimistisch zu sein, was die Stabilisierung der Bevölkerungszahl angeht, so dass uns die Mittelschule erhalten bleiben kann, dass wir unsere anderen Einrichtungen erhalten, die das Leben lebenswert machen.

Wittichenau ist nicht direkt Teil des Lausitzer Seenlandes, liegt aber nahe dran. Welche Bestrebungen gibt es hier für den Tourismus?
Das ist eines der großen Standbeine beziehungsweise die Richtung, in die wir marschieren wollen. Wir sind ja in dem Programm der Integrierten Ländlichen Entwicklung, wo Tourismus mit das A und O ist. Wir sind froh, dass wir, was das Radwegenetz betrifft, gut angebunden sind an die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft und auch an die Lausitzer Seenkette. In beide Richtungen hat man wunderbare Radtourismusmöglichkeiten. Wir legen viel Wert darauf, dass dort die Radwege in Schuss sind, sofern wir dafür zuständig sind. Und was den Service betrifft, Betten und Kapazitäten anzubieten, da haben wir in Neudorf durch die „Grafschaft“ ein Highlight. Ich denke, hier wird sich noch einiges tun. Und so wie sich das Seenland entwickelt, wird das Umfeld touristisch nachziehen. Wir haben mit dem Dubringer Moor und mit der ganzen Teichlandschaft einen Fundus an Naturraum, der zum Tourismus und zum Radwandern einlädt. Da bin ich auch selbst ein Fan.

Stichwort Freizeit. Ich habe in Wittichenau noch nie so viele Jugendliche in der Stadt mit Skateboards unterm Arm gesehen wie in letzter Zeit.
Ja, die neue Skateranlage zieht.

Die Anlage war ein langgehegter Wunsch der Jugendlichen. Gibt‘s da weitere, die in absehbarer Zeit erfüllt werden?
Erweiterungen dieser Anlage sind geplant. Aber das muss Schritt für Schritt wachsen, da will ich nicht zu viel Euphorie verbreiten. Aber hier zeigt sich eindeutig: Wenn sich die Jugend mit engagiert, ist viel möglich. Ich kann den Jugendlichen nur Mut machen, nicht immer nur zu fordern, sondern sich selbst einzubringen. Man kann gemeinsam viel mehr erreichen.

2013 steht das 20. Partnerschaftsjubiläum mit Tanvald an.
Am 29. Juni ist 20 Jahre Partnerstadt Tanvald. Da sind die anderen Partnerstädte, Bad Honnef und Lubomierz, mit nach Wittichenau eingeladen. Wir erarbeiten zurzeit das Programm. Und dann soll ja noch am 21. Juli 5 Jahre Partnerschaft mit Lubomierz gefeiert werden, in Lubomierz. Wir werden uns dort auch mit einbringen.

Blicken wir nochmal auf 2012. Als Bürgermeister treffen Sie häufig interessante Persönlichkeiten. Welche Begegnungen waren besonders beeindruckend?
Es ist immer wieder schön, mit Ministern oder unserem Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich zusammenzutreffen. Das möchte ich nicht missen. In diesem Jahr habe ich die neue Generaloberin unseres Ordens Schwestern des Heiligen Borromäus kennenlernen dürfen, eine tolle Frau. Auch Begegnungen mit dem Bischof unserer Diözese zähle ich zu den Besonderheiten. Ansonsten ist da sehr viel Alltag.

Und wenn Sie von dem mal die Nase voll haben …
(schmunzelt) … dann setze ich mich in meinen „Ratskeller“, das ist auf meinem Grundstück eine Datsche, die ich mir als Zurückziehort ausgebaut habe. Das nenne ich „Ratskeller“, weil mein Opa als letzter in Wittichenau den Ratskeller, der hier in diesen Räumen war, betrieben hat. Ich hab sogar noch Geschirr aus diesem Ratskeller. Der ist damals abgebrannt im Krieg und nicht wieder neu eingerichtet worden. Und ich arbeite auch gern in meinem Garten. Wo man mal richtig die Seele baumeln lassen kann.

Fragen: Anja Wallner

*Doppik ist eine Abkürzung für Doppelte Buchführung in Konten. Die sächsischen Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, bis 2013 ihr Rechnungswesen von der bisher praktizierten Kameralistik (Erfassung Einnahmen/Ausgaben im Haushaltsplan, jedoch ohne Ermittlung von Erträgen/Aufwendungen) auf die Doppik umstellen. Damit wird die gesamte Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage einer Gemeinde vollständig dargestellt. Die Doppik erfasst komplett den Verbrauch von Ressourcen.
**Zweckgebundene Mittel, die das Land für Infrastruktur zur Verfügung stellt



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