Fünf Kandidaten im Internet
Dieser Oberbürgermeisterwahlkampf hat zwei Gesichter. Es gibt den im realen Leben, wo man sich von Angesicht zu Angesicht auf der Straße oder bei Veranstaltungen trifft. So wie es seit vielen Jahren der Fall ist. Und es gibt den im Internet, vor allem im Sozialen Netzwerk Facebook. Bei der letzten OB-Wahl vor sieben Jahren spielte zwar auch schon die Präsentation auf der jeweiligen Internetseite eine Rolle, doch Facebook hatte noch keine Bedeutung. Das hat sich geändert. Tageblatt hat sich einmal umgeschaut, wie sich die Kandidaten so im Web schlagen. Vor diesem Hintergrund wurde allen Kandidaten am 19. August eine Anfrage von einem Account geschickt, der den Absender nicht als TAGEBLATT-Mitarbeiter verriet – zum Thema Bahnhof und Bahnanbindung. Wir wollten sehen, wie schnell geantwortet wird.
Maritta Albrecht (SPD)
Man könnte meinen, eine OB-Kandidatin Maritta Albrecht gibt es nicht. Eine eigene Internetseite – Fehlanzeige. Wer ihren Namen googelt, landet bei der SPD Hoyerswerda. Doch auf der seit langem nicht gepflegten Seite ist noch nicht einmal vermerkt, dass Maritta Albrecht die OB-Kandidatin ist. Wer sich im Internet über die Kandidatin der SPD informieren möchte, kommt nicht voran. Facebook beigetreten ist die 43-Jährige Anfang Juni. Wie sie selbst sagt, verfolgt sie einige Debatten bei Facebook sehr wohl. Allerdings hält sie sich mit Kommentaren vergleichsweise zurück. Von sich postet die Kandidatin mal ein Bild beim Plakatekleben, einen Hauch Privates gibt es auch. Auf die Test-Anfrage haben wir bis gestern (also sieben Tage nach Absendung) keine Antwort bekommen.
Ralph Büchner (Linke)
Der 51-Jährige hat eine professionelle Internetseite. Hier kann man sich über den Kandidaten, seinen Werdegang, sein Programm umfassend informieren. Auch die nächsten Wahlkampftermine, unter anderem die der Informationsstände, sind hier aufgelistet. Bei Facebook ist Büchner sehr aktiv. Der Wiedererkennungseffekt ist gegeben – sowohl beim Facebook-Profil als auch bei der Gestaltung des Webauftritts. Büchner bringt sich ein, kommentiert, teilt, kann mit dem teilweise rauen Umgangston umgehen, ist ständig präsent. Er hat immerhin schon knapp vier Jahre Facebook-Erfahrung. In diesem Frühjahr nahm dann die Facebook-Tätigkeit stark zu. So wird auch der Tageblatt-Beitrag von der Podiumsdiskussion am Montag von ihm geteilt, wenngleich der Kandidat mehr Ausführlichkeit erwartet hätte. Die eingangs erwähnte Anfrage war übrigens nach 13 Minuten fundiert beantwortet.
Katrin Kiefel (unabhängig)
Die Internetsuchmaschine führt zur Kanzleiseite der 46-Jährigen. Kein Hinweis darauf, dass sie zur OB-Wahl angetreten ist. Immerhin kann man sich hier über sie als Person informieren. Aber ein Wahlprogramm oder Ähnliches sucht man vergebens. Bei Facebook wird man bei der Suche nach „Katrin Kiefel“ nicht fündig. Da muss man schon wissen, dass man nach „RaKa Kiefel“ schauen muss. Es ist das Facebook-Profil, dass Katrin Kiefel schon seit Ende 2010 benutzt – da war an die OB-Wahl noch nicht zu denken. Jetzt finden sich hier aber eben auch Ankündigungen, wann man die Kandidatin wo antreffen kann. Auf die Frage am 19. August gab es zwar keine Antwort, allerdings hatte sich Katrin Kiefel bereits Tage zuvor in einer für jeden in der Chronik nachzulesenden Mitteilung zu diesem Thema geäußert. Die Kandidatin ist in den letzten Wochen dennoch sehr aktiv bei Facebook unterwegs.
Dirk Nasdala (Freie Wähler)
Der einzige Kandidat, der sich gezielt vor Altstadt-Motiven präsentiert. Man findet ihn schnell im World Wide Web, wobei der Internetauftritt nicht so frisch wirkt wie seine sonstige Wahlwerbung. Aber Angaben zur Person, zum Programm und zu den Terminen sind zu bekommen. Die Anmeldung bei Facebook datiert von Anfang Juni. Unsere Anfrage war binnen 45 Minuten beantwortet. Ansonsten debattiert der 47-Jährige kräftig mit, fand sich schnell im Sozialen Netzwerk zurecht – auch wenn es mal sehr rau zugeht.
Stefan Skora (CDU)
Er ist erst am 18. Juni Facebook beigetreten und lernte das Agieren hier erst, als der Wahlkampf schon losgegangen war. Im Gegensatz zu den Herausforderern wurde in der Facebook-Arena schon auf ihn gewartet. Etliche Fettnäpfchen sparte er nicht aus, dazu kamen auch noch Missverständnisse. Allerdings ist der amtierende OB quasi naturgemäß das Lieblingsziel vieler Einträge. Eine faire Diskussion ist zuweilen erst gar nicht erwünscht. Und so gibt es neben ernsthafter Kritik an Skora und wohlwollender Kommunikation häufig eine Menge Müll, gern hinter anonymen Accounts versteckt. Unsere Testfrage wurde übrigens binnen weniger Stunden am Abend desselben Tages, also nach Feierabend, beantwortet. Wer Stefan Skora bei Google eingibt, findet auch die Internetseite, die er extra für den Wahlkampf hat einrichten lassen. Alles professionell gemacht, stets aktuell.
Subjektives Fazit: Die Eigenpräsentation mit einer eigenen Internetseite wird bei Ralph Büchner und Stefan Skora am besten betrieben, knapp dahinter Dirk Nasdala. Bei Facebook schlagen sich Ralph Büchner, Dirk Nasdala und Katrin Kiefel am wackersten.
Einen Kommentar schreiben
Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.