Frühjahrsputz ist Herzenssache
Von Andreas Kirschke und Silke Richter
Über vierzig fleißige Helfer trafen sich am Sonnabend im Zoo, um das Gelände von Laub und Schmutz zu befreien. Im Zuge des Frühjahrsputzes, der schon seit vielen Jahren stattfindet, werden auch diverse Reparaturleistungen durchgeführt. Geschafft wurde viel. Dazu gehörte laut Karsten Bormann, dem Vorsitzenden des Vereins der Zoofreunde, das Reinigen des Teichumfelds. Vor allem Laub und Äste wurden hier zusammengeharkt und abtransportiert. Auch der Eingangsbereich zum Zoo wurde gesäubert. Von Staub und Schmutz befreit wurden zudem Schilder an Gehegen und Wegen.
Am Flamingohaus kam die Bepflanzung in die Erde und anschließend erfolgte das Abdecken mit Rindenmulch. In Hühnergehegen wurde Erde aufgefüllt, was die Federtiere dankbar annahmen und unmittelbar danach mit dem Scharren nach Fressbarem begannen. Reichlich Trubel herrschte ebenfalls vor dem Gehege der Großen Maras. Dort beginnend war mit der Wegeerneuerung begonnen worden. Bis zum Mittag wurde auch hier ein großes Stück geschafft.
Jennifer und Amelie rückten dem Schmutz an den großen Hinweisschildern mit Schwamm, Reinigungsmittel und Wasser zu Leibe. „Sieht doch gleich viel schöner aus. Außerdem macht es Spaß“, meinte Amelie. Landtagsabgeordneter Frank Hirche, Horst Becker, Michael Ratzing und Karl-Heinz Seitz pflanzten im Eingangsbereich des Zoos den Baum des Jahres, einen Feld-Ahorn, gestiftet vom Verein der Zoofreunde. Auch Museumsleiterin Kerstin Noack ließ es sich nicht nehmen, sonnabendvormittags zu Schubkarre und Arbeitshandschuhen zu greifen. „Wir sind über das große Interesse der freiwilligen Helfer sehr begeistert. Schön, dass es Menschen gibt, die bei der Verschönerung und Pflege unserer Anlagen im Zoo so engagiert dabei sind“, meinte Karsten Bormann.
Am 10. Mai wird die fertiggestellte Erdmännchenanlage an die Besucher offiziell übergeben, ließ Zoo-Geschäftsführer Arthur Kusber auf Anfrage von TAGEBLATT wissen. In den kommenden Tagen sind an der neuen Anlage, in der einst Bären lebten, nur noch diverse kleinere Restarbeiten zu erledigen. Die neue Erdmännchenfamilie zieht aus Nürnberg hierher.
Zeitgleich zu den Arbeiten im Zoo wurde auch in Knappenrode zugepackt. Schweiß rann Hans Rehbein über die Stirn. Eben schüttete er mit Joachim Wiedemann eine volle Schubkarre mit Laub und Astresten in dem Container aus. Silke Winkler, Christa Jäger und die anderen Frauen harkten fleißig am früheren Kulturhaus. „Wir wollen unseren Ort verschönern. Der August-Bebel-Platz ist wichtig. Hier entlang fahren viele Besucher zur Energiefabrik“, meinen sie Sonnabendmorgen beim Frühjahrsputz. Über 30 Einwohner folgten dem Aufruf des Ortschaftsrates. Gleich an sechs Stellen arbeiteten sie rege im Dorf.
„Damit können wir zufrieden sein“, sagte Otto-Heinz Lehmann, seit 2009 Ortsvorsteher.
„2012 gab es schon mal Herbstputz. Damals war die Resonanz nicht so gut.“ Diesmal wirkten mehr Einwohner mit. Am August-Bebel-Platz säuberten sie Flächen vor dem früheren Kulturhaus, Flächen am Gedenkstein sowie Parktaschen und Innenflächen. Auf dem großen Kinderspielplatz harkten sie Laub, säuberten Hecken und entfernten Unrat. Ordnung und Sauberkeit schafften sie zugleich im Park am Bürgerzentrum. Auch am Ortseingang aus Richtung Koblenz und in der Aufbau-Straße regten sich fleißige Hände. Die Abteilung Gesundheitssport des Sportvereins Knappenrode wiederum pflegte die Anlagen des Sauna-Clubs. „Auch die Jugend ist aktiv. Sie richtet heute den Maibaum vor“, sagte Otto-Heinz Lehmann.
Sein Mitstreiter im Ortschaftsrat, Bernd Wende, betont das Grundanliegen. Der Frühjahrsputz soll das Gemeinschaftsgefühl und die Mitverantwortung stärken. Er soll die Verbundenheit mit dem Ort stärken. „Wichtig ist, dass Zusammenhalt entsteht“, meinte Bernd Wende. „Knappenrode ist kein historisch gewachsener Ort, sondern ein Industrie-Ort von Zugezogenen.“ Er selbst lebt seit 20 Jahren hier. Klaus Nerlich (62) wohnt heute im Haus seiner Eltern. „Ich bin das erste Mal bei solch einem Einsatz dabei“, sagte der gelernte Installateur für Gas und Wasser. „Viele im Ort meckern nur, aber handeln nicht. Wichtig ist, gemeinsam zuzupacken. Das macht nicht nur Freude. Du lernst auch neue Menschen kennen.“ Mit Hans-Jürgen Korluß, Tilo Hemmerling und anderen harkte, schnitt und sägte er fleißig auf dem Kinderspielplatz. Hier hatte sich viel Unrat angesammelt. Morsche, alte Äste galt es zu beräumen.
„Der Einsatz ist für mich Herzenssache. Ohne Eigeninitiative regt sich nichts“, meinte Joachim Wiedemann am Kulturhaus. Schön öfter brachte er sich ein. So half er beim Aufbau des Weihnachtsmarkts, unterstützte die Vorbereitung des Hexenbrennens. „Durch den Wegfall der Ein-Euro-Jobs ist viel verloren gegangen“, meinte er. „Viel Arbeit zur Ortspflege bleibt liegen. Wir müssen mehr Eigeninitiative entwickeln, wenn unser Ort künftig noch schön aussehen soll.“
Das fand auch Silke Winkler. Im kommenden Sommer lebt sie sechs Jahre in Knappenrode. Für den Frühjahrsputz hatte sie extra die Schicht auf Arbeit getauscht. Nur, damit sie am Sonnabend unterstützen konnte. Verbunden mit Knappenrode fühlt sich auch Veronika Lupp. Seit 2011 arbeitet sie in der Ortsverwaltung. Sonnabend unterstützte sie die Frauen.
Der Weißkollmer Ortsvorsteher Thomas Rösler ist mit der Resonanz auf den Frühjahrsputz am Samstag ebenfalls sehr zufrieden. In der ersten Bürgerversammlung 2015, die den Arbeitstitel „Schönes Weißkollm“ trug, war am 27. März als erste Initiative ein Frühjahrsputz vorgeschlagen und als Termin der 18. April vereinbart worden.
Vom Bauhof der Gemeinde wurde im Vorfeld der Aktion die Fläche zwischen Dorfstraße und Schlossteich bereinigt. Außerdem stellt man vier Anhänger für die Laubabfuhr zur Verfügung.
Dem Aufruf zum gemeinschaftlichen Frühjahrsputz folgten schließlich 60 fleißige Helfer. Es beteiligten sich die Mitglieder des Sportvereins (aller Sportgruppen), des Siedlervereins, des Vereins „fünf Jahreszeiten“ und viele andere engagierte Bürger. Für einen abschließenden Imbiss konnten Sponsoren gewonnen werden.
Und man hat wirklich viel erreicht: Die Insel im Schlossteich ist ebenso beräumt und gesäubert wie die Fläche zwischen Dorfstraße und Schlossteich oder die Flächen um Sporthalle, Kegelbahn und Sportplatz. Das Doppelsühnekreuz an der Dorfstraße konnte freigeschnitten werden und die Einfriedung der Sitzgruppe ebenso.
Und Thomas Rösler registrierte erfreut, dass mit diesem Einsatz der Ortsgemeinschaftsverbund gestärkt werden konnte. Und dass soll natürlich keine Eintagsfliege bleiben.
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