Friedhart Vogel ist Ehrenbürger und steht im Gold-Buch


von Tageblatt-Redaktion

Friedhart Vogel - links - erhält von Oberbuergermeister Stan Skora die Ehrenbuergerwuerde.
Friedhart Vogel - links - erhält von Oberbuergermeister Stan Skora die Ehrenbuergerwuerde.

Bei der öffentlichen festlichen Sitzung des Stadtrates der Stadt Hoyerswerda zum örtlichen Erinnerungs-Tag an die friedliche Revolution von 1989 wurden am Sonnabend dem Superintendenten i.R. Friedhart Vogel die Ehrenbürgerrechte der Stadt verliehen. Zuvor hatte sich der Geehrte als erster Hoyerswerdaer in das Goldene Buch der Stadt eingetragen und dabei die 2 500 Jahre alten Worte des Propheten Jeremia zitiert (siehe Bildergalerie). Im hebräischen Originaltext ist das Wort „Schalom“ enthalten; es steht für umfassende Gerechtigkeit. Für Demokratie und Gerechtigkeit gingen im Herbst 1989 abertausende DDR-Bürger auf die Straße. „In Hoyerswerda startete der erste Demonstrationszug am 30. Oktober vom Martin-Luther-King-Haus aus“, erinnerte Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) in seiner Rede.


Wenige Wochen später tagte hier der erste Runde Tisch. Dieser sollte als sogenannte „Koalition der Vernünftigen“ gemeinsam nach politischen Lösungen für den Kreis und für die Stadt suchen. Eine Wiedervereinigung beider deutscher Staaten kam damals nicht in Betracht. Der damals 48-jährige Friedhart Vogel moderierte diese Zusammenkünfte der Parteien, Kirchen und neuen Bürgerbewegungen, „was nicht immer einfach und bisweilen gefährlich war“, wie der spätere Landrat a. D. Wolfgang Schmitz in seiner Laudatio feststellte. Der amtierende Superintendent Heinrich Koch strich noch einmal die Mitwirkung der Kirche an der friedlichen Revolution heraus und leitete mit Blick zu den Unruhen in Frankreich daraus ab, dass sich Kirche und Staat in Deutschland nicht kategorisch trennen lassen dürfen. Er dankte seinem Vorgänger Friedhart Vogel, „mit dem ihm eigenen Humor und bewundernswerter Sachlichkeit die Stimme erhoben zu haben für die, die keine Stimme hatten, und dafür zu sorgen, dass sie nicht in Gewalt aufeinander losgingen.“ Für eine „sachliche, menschlich angenehme Atmosphäre am Runden Tisch“ zu sorgen, wie Wolfgang Schmitz fortfuhr, war nicht das einzige bemerkenswerte Verdienst Friedhart Vogels für die Stadt, für die Region und für Sachsen. „Als 1991 die Asylbewerber aus Hoyerswerda evakuiert werden mussten und keiner wusste, wohin mit ihnen, war es Friedhart Vogel, der sich schützend vor diese Menschen stellte und sie in zwei kirchlichen Heimen unterbringen konnte. Das war leichter gesagt als getan. Hoyerswerda hat damals vorbildlich reagiert und dient heute anderen Städten in ähnlichen Situationen als Musterbeispiel.“


Selbst ins Ohr gezwickt

Stefan Skora verlas einige Grußschreiben und fasste zusammen: „Sie, Herr Vogel, haben bei vielen Menschen der Stadt und der Region Spuren und bleibende Eindrücke hinterlassen.“ Der neue Ehrenbürger reagierte in der ihm eigenen Art und zwickte sich zu Beginn seiner Rede erst einmal ins Ohr: „Mir ist immer noch so, als wäre es ein Traum. Es ist mir eine hohe Ehre, eine sehr hohe Ehre, heute von Ihnen diese höchste Würdigung, die eine Stadt vergeben kann, zu erhalten.“ Friedhart Vogel dankte unter anderem Medizinalrat Dr. Dieter Tempel, der ihn zum Ehrenbürger vorgeschlagen hatte, und erweiterte seine Ehrung auf die, die ihm zur Seite standen und ihm die Möglichkeit gaben, etwas zu bewegen: „Wenn man etwas verändern will, muss man selber aktiv werden und darf das nicht anderen überlassen.“.


Vogel, der einst Brückenbau studieren wollte, versteht sich als „Brückenbauer zwischen den Menschen und zwischen den Menschen und Gott“. Er beendete die Rede mit seiner Maxime: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Die Veranstaltung wurde von den Musikschülern Simon Dietze, Ulrike Speich und Ronja Hinke umrahmt.

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Drei Fragen an Friedhart Vogel

... gestellt vor der Ernennung zum Ehrenbürger:

Herr Vogel – wie fühlen Sie sich so kurz vor der Ernennung zum Ehrenbürger?
Unbeschreiblich. Man schwebt irgendwie vor Freude. Die höchste Auszeichnung, die eine Stadt einem ihrer Bürger geben kann. Das ist unglaublich; nicht zu beschreiben.
Hatten Sie bei Ihrem ständigem Engagement für die Menschen jemals an so eine Ehrung gedacht?
Nein, überhaupt nicht.
Ist die Auszeichnung mit Privilegien verbunden?
(lacht) Da wollte ich sowieso in meiner Rede nachfragen. Vielleicht könnte man umsonst Straßenbahn fahren, aber so eine Bahn gibt es ja hier nicht. So viel ich weiß, wird man ab und zu irgendwohin eingeladen, aber mehr wohl auch nicht.
(Oberbürgermeister Stefan Skora ergänzt zur letzten Frage: „Der Stadtrat hatte beschlossen, dass eine Ernennung zum Ehrenbürger mit keiner sachlichen Zuwendung verbunden ist, nachzulesen in den Richtlinien.“
Gespräch: Bernd Hannemann

 



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