Fliegender Teufel war der Star des Tages
Wer zu jung war, hatte Pech und musste am Wochenende bei den verregneten Flugtagen auf dem Nardter Flugplatz draußen bleiben. Puchacz, Super Dimona, Zlin und Wilga waren solche jungen Flugzeuge – und zudem noch aus Blech und Plaste. Sie räumten im Hangar ihren Platz und gewährten einigen hölzernen Oldtimer-Flugzeugen Schutz vor der schädlichen Nässe. „Im Gegensatz zu manchen Leuten arbeitet Holz nämlich“, stichelte man vor Ort gegen eine bestimmte Berufgruppe.
Arbeiten ist schädlich!
Solcherlei „Arbeiten“ des Holzes machen auf die Dauer aber auch die besten Lacke nicht mit: sie reißen. Wenn dann Nässe eindringt, quillt das Material, das historische Fluggerät ist (fast) irreparabel beschädigt. „Es wäre schade um die ganze Arbeit, die da drin steckt“, erläuterte Alexander Görnitz vom Aeroclub den Gästen, die sich die Parade der Oldtimer ansahen. Wobei: So richtig alt waren die gar nicht. „Nein, es sind keine «echten» Originale, sondern Replikate. Aber die sind originalgetreu nachgebaut.“
Beim ältesten Oldie hätte man meinen können, er hätte einen Namen, so, wie ein Schiff einen hat. Aber „Hol’s der Teufel“ war die Modellbezeichnung für ein einsitziges Holzflugzeug mit halb offener Kabine aus den frühen 20er-Jahren. Der Pilot Ulf Kern vom Fliegerclub Langhennersdorf war mit ihm im vergangenen Jahr über sieben Stunden in der Luft, verriet eine Plakette. Als Erstem war es ihm zudem gelungen, mit solch einem historischen Gleitflugzeug die Mindestbedingungen des Segelflugleistungsabzeichens in Silber zu erfüllen – und deutlich zu übertreffen.
Höchst seltenes Exemplar
„Vom «Teufel» gibt es nur zwei Stück. Eines steht im Museum, das andere hier. Es ist 2004 in 3 000 Stunden deutsch-tschechischer Gemeinschaftsarbeit gefertigt worden. Mit ihm sind schon über 2 000 Piloten geflogen“, leitete Alexander Görnitz zu dem eigentlichen Anliegen der Oldtimer-Treffen über: „Wir wollen dieses Flair mit anderen teilen. Das Flugplatzfest bietet den Rahmen dazu. Im Mittelpunkt stehen aber die Oldtimer.“ Dazu waren 35 Piloten aus Deutschland, Tschechien und Dänemark mit 17 Flugzeugen angereist. Um neben der an die Anfangszeiten des Fliegens erinnernde Optik auch deren besondere Flug-Eigenschaften zu erleben, mussten die Gäste allerdings einiges an Geduld mitbringen. Mit Regenschirmen ausgerüstet, pendelten sie zwischen Hangar und einer Ausstellung historischer PKW und Landmaschinen oder besuchten den Tag der Offenen Tür an der Landesfeuerwehrschule, welche ein in der Nähe des Flugplatzes gelegenes Tor geöffnet hatte. Die Modellflieger des Aeroclubs nutzten die regenfreien Minuten, um ihre Künste zu vervollkommnen.
Gegen Mittag ging’s doch noch
Der erste Oldtimer-Start gelang am Sonnabend zur Mittagszeit. Weitab vom Publikum, am Anfang der Start- und Landebahn, nutzte der Tscheche Josef Mezera den Westwind und stieg mit dem „Hol’s der Teufel“ auf. Er drehte kurz ein paar Runden und landete nahezu wieder am Startpunkt.
Mit den Oldtimern sind wegen ihres geringen Gewichtes extrem enge Kurven und sicher einige Kunststückchen mehr möglich. Doch was nützt das, wenn man alles wetterhalber nicht zeigen oder sehen kann ...BILDTEXTE (Fotos: Bernd Hannemann)Nr. 123 = Endlich kein Regen: Vorbei an dem in Polen gefertigten zweisitzigen Schulsegler Puchacz wird der einsitzige „Teufel“ zum Startplatz bugsiert.Nr. 131 =Nr. 133 + 134 = Endlich kein Regen: Während der „Teufel“ schon seine erste Runde gedreht hat, entladen die Altenburger Sportfreunde einen „Bergfalke III/Cabrio“ aus dem Anhänger entladen und bereiten ihn zum Starten vor.
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Drei Fragen an ... Alexander Görnitz
Herr Görnitz – worin liegt der besondere Reiz historischer Segelflugzeuge?
Sie sind, bis auf die Seile und Beschläge, komplett aus Holz und Stoff gefertigt. Man könnte sie quasi am Küchentisch selber bauen. Die abenteuerlich wirkende Konstruktion macht sie recht leicht. Damit haben sie auch andere Flug-Eigenschaften.
Wo liegt da der größte Unterschied zum heutigen „Plasteflieger“?
So ein Holzsegelflugzeug wiegt um die 100 Kilogramm. Moderne Segelflieger sind vier- bis fünfmal schwerer, brauchen mehr Thermik und haben dadurch einen viel größeren Wenderadius. Sie benötigen auch stärkere Winden als Starthilfe. Für einen „Oldie“ ist das Winden-Seil nur zwei Millimeter dünn. Die Startgeschwindigkeit ist ebenfalls geringer.
Die Oldtimer sind alles Einsitzer ...
Ja, das stimmt. Der Flugschüler flog damals von der ersten Minute an allein, musste gleich alles richtig umsetzen, was er theoretisch über Start, Thermik und Landung gelernt hatte. Die letzten Anweisungen seines Fluglehrers bekam er beim Start vom Ende der Tragfläche herübergerufen. Dann musste er selbst klarkommen.
Alexander Görnitz vom Aeroclub Nardt leitete das 14. Kleine Oldtimertreffen.
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