Fledermäuse beleben saniertes Gotteshaus


von Tageblatt-Redaktion

Die Plakette attestiert der Lohsaer Kirche Fledermausfreundlichkeit. Das wissen die Tiere offenbar auch
Die Plakette attestiert der Lohsaer Kirche Fledermausfreundlichkeit. Das wissen die Tiere offenbar auch

Günter Wenk spitzt die Ohren. Ein kurzes Fiepen hört er hoch oben in der Dachspitze der evangelischen Kirche. „Das kommt von den Fledermäusen“, meint der Driewitzer, der sich im Gemeindekirchenrat engagiert. „Rund 70 Tiere der Art Großes Mausohr haben wir gesichtet. Im Sommerquartier legen sie hier ihre Wochenstube für die Aufzucht der Jungen an. Es ist erfreulich, dass sie die Kirche wieder besiedeln.“ Seit der Sanierung des Gotteshauses im Zeitraum 2007/2008 blieben die Tiere aus.
Die Fledermäuse sollen die Kirche wieder annehmen. Das freut auch Arndt Hochrein, den Vorsitzenden des Sächsischen Verbandes für Fledermausforschung und -schutz. Erst jüngst riet er den Lohsaern, die Tiere weiter gezielt zu beobachten und zu dokumentieren.
Weiter unten im Gotteshaus will die Kirchengemeinde noch einige Maßnahmen umsetzen. Auf der Südseite, über den Emporen, soll die Firma Swanenberg die Decke verputzen. Rund 5 000 Euro plant die Kirchengemeinde dafür ein. Bis Winter soll die Maßnahme fertig sein. Immer wieder kommt es in diesem Bereich zu Wärmeverlusten. Diese strapazieren seit längerem die Heizkosten. „Als Putzträger soll, wie ursprünglich vorhanden, Schilfrohr dienen“, sagt Günter Wenk. Dazu wird eine Sparschalung an die Decke genagelt und darauf das Schilfrohr befestigt. Dann wird der Putz aufgetragen.“
Langfristig sanieren will die Kirchengemeinde die Orgel. „Wir wollen wieder den ursprünglichen Klang erzeugen“, unterstreicht der Driewitzer. „Der erste Schritt ist eine Grundreinigung von Staub und die Stimmung der vorhandenen Orgelpfeifen.“ Insgesamt 1 268 Orgelpfeifen hat die Orgel. Die kleinste Pfeife misst nur wenige Zentimeter, die größte ist fast sechs Meter lang. Alle Pfeifen müssen ausgebaut und gereinigt werden. Immenser Aufwand ist dafür nötig. Rund 25 000 Euro soll diese Grundsanierung kosten. In weiteren Schritten müssen mehrere Register ausgewechselt beziehungsweise ergänzt werden. Rund 10 000 Euro kostet ein neues Register. Später, so Günter Wenk, soll der Außenanstrich der Orgel erneuert werden.
Das Instrument wurde 1871 von der Firma Friedrich Ladegast aus Weißenfels in Zusammenarbeit mit der Firma Wilhelm Rühlmann aus Zörbig gebaut. „Aus einem Gutachten der Firma Eule Bautzen geht hervor, dass Orgelbauer Wilhelm Rühlmann seine erste Frau in Lohsa kennengelernt hat“, schrieb Heinz Menzel in der Chronik „Zur Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Lohsa“. „Es war die 57. Orgel, die die Firma Ladegast gebaut hat.“ Am 27. August 1871 wurde das Instrument eingeweiht. Die Kirchengemeinde sang einen Festtagschoral. Der Lohsaer sorbische Pfarrer, Dichter, Schulinspektor und Landwirt Handrij Zejler (1804-1872) hatte ihn geschrieben.
Für die Sanierung der Orgel sammelt die Kirchengemeinde fleißig Spenden. Jede Unterstützung ist willkommen. „Dank der genauen Unterlagen der Firma Eule wissen wir, welche Teile fehlen und welche Teile ersetzt werden müssen in der Orgel“, sagt Günter Wenk. „Derzeit lassen wir eine genaue Kosten-Analyse und Angebote erarbeiten.“ Bereits vor der Kirchen-Sanierung wurde der Blasebalg vom Dachboden auf die obere Etage im Kirchenschiff umgesetzt. Dies war ein erster wichtiger Schritt. Der Blasebalg ist jetzt neu beledert. Er steht jetzt an seinem endgültigen Standort am Turm an der Nordseite der Kirche.
Erneuern lassen will die Kirchengemeinde noch die Holzbänke in der ersten Etage. Dazu dient die gefällte Ulme auf dem alten Lohsaer Friedhof. „Aus dem Holz haben wir jetzt Bretter fertigen lassen. So dienen sie einem guten Zweck.“



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