„Ernte ist nicht immer gleich“


von Tageblatt-Redaktion

Sie führten durchs Programm: der Schwarze Müller (Dieter Klimek), der junge Krabat (Ole Dobisch, 14, aus Weißig bei Oßling) und die junge Kantorka in Kirchgangstracht (Marie-Sophie Stephan, 15, aus Schwarzkollm).
Sie führten durchs Programm: der Schwarze Müller (Dieter Klimek), der junge Krabat (Ole Dobisch, 14, aus Weißig bei Oßling) und die junge Kantorka in Kirchgangstracht (Marie-Sophie Stephan, 15, aus Schwarzkollm).

Warme Farben zaubert der Herbst. „Gelb ist nicht mehr Gelb, Rot nicht mehr Rot, Grün nicht mehr Grün“, meint Christina Schuster, seit 1981 Gärtnerin mit Leib und Seele. „Der Herbst mit der Erntezeit zeichnet alles neu. Alle Kraft des Sommers ist in den Früchten gespeichert.“ Sonnabend, zum Erntedankfest in der Krabatmühle, empfängt die Inhaberin des Land,- Forst- und Gartenbaus „Kleiner Waschbär“ Laubusch am Eingang die Gäste. Heidekraut und winterharte herbstliche Stauden füllen ihre Tische, ebenso rauchfrische Rindersalami.

„Ernte ist nicht immer gleich. Und ausreichend Nahrung ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt die Gärtnerin. Gerade das Erntedankfest erinnert daran, an die Kultur des Essens. „Es zeigt unsere Abhängigkeit von den Kräften der Natur. So fleißig wir auch sein mögen“, meint Christina Schuster. Zusammen mit dem Domowina-Regionalverband Handrij Zejler Hoyerswerda lädt der Verein Krabatmühle Schwarzkollm zum Fest ein. Finanzielle Unterstützung kommt von der Stiftung für das sorbische Volk. Eingebunden ist das Fest in den Tag der Regionen.

Die Initiative „Die Lausitz schmeckt“ begleitet es. „Wir wollen an die Wertschätzung für die Ernte erinnern“, sagt Tobias Zschieschick, Vorsitzender des Vereins Krabatmühle e.V. Liebevoll und mit viel Mühe haben die Mitglieder die Erntekrone auf dem Hof gestaltet. Landwirtschaftliche Geräte wie Pflug und Egge sind mit Reisig umwickelt. Maiskolben hängen am Dach des Laubengangs. Kränze zieren die Mühlenscheune und Kürbisse die Tische.

In der Schwarzen Mühle selbst können Gäste in der Dauerausstellung verschiedene Getreide-Sorten ertasten. Aus heimischen Zutaten hat der Verein zudem Kürbissuppe, Hochzeitssuppe und Gulaschsuppe zubereitet. Ein Kraftakt ist das Fest für den 106 Mitglieder starken Verein. Erntedank kennt der Vorsitzende tief aus der Kindheit. Dem Großvater und später dem Vater gehörten in Bröthen rund sieben Hektar Land. Dort bauten sie Kartoffeln, Mais, Futterrüben, Mohrrüben und weitere Kulturen an. „Wir hatten 13 Kühe. Bis 2008 betrieb mein Vater noch Landwirtschaft“, sagt Tobias Zschieschick. Mit heutigem Abstand ist er froh und dankbar, das noch erlebt zu haben.

Denn so kann er die Ernte umso mehr wertschätzen. „Sie zeigt uns, was der Herrgott hat wachsen und gedeihen lassen“, sagt Imker Johannes Scholze aus Cunnewitz. Seit 1996 betreibt er seinen „Bienenhof Regina“. Zum Erntedankfest in der Krabatmühle kommt er gern. „Gerade hier zeigt sich die hohe Qualität regionaler Produkte. Wir sind eine Vermarktungsgemeinschaft heimischer Produzenten. Wir arbeiten eng zusammen in der Initiative ´Die Lausitz schmeckt´“, betont der Imker.

Immer wieder scharen sich Sonnabend Gäste an seinem Stand. „Gerade bei uns Katholiken ist das Erntedankfest tief verwurzelt. Es zeigt die Dankbarkeit für eine gute Ernte“, sagt Agnes Bauer (84) aus Frankfurt am Main. „Es ist jedoch auch ein Fest der Lebensfreude und des Lebensgenusses.“ Zum ersten Mal ist sie in der Krabatmühle. Sohn Markus begleitet sie. Seit 14 Jahren lebt er in Görlitz. Als sehr authentisch nimmt er die Krabatmühle wahr. „Ein sehr schöner Ort mit viel Atmosphäre“, unterstreicht er. Das finden auch die drei Zimmermanns-Wandergesellen Florian Weiß aus Kempten, Nikolai Büttler aus Oppenweiler bei Stuttgart und Daniel Burg aus Hamburg. Seit einer Woche sind sie hier. In der Mühlenscheune haben sie das Treppengeländer gezimmert. Zum Erntedankfest helfen sie Sonntag beim Bierausschank. „Durch ihre Offenheit und Zugänglichkeit finden sie leicht Kontakt“, freut sich Tobias Zschieschick über die Mithilfe.

Viel Kultur begleitet das Erntedankfest. Dafür sorgen Samstag zum Einstieg die Crostwitzer Blasmusikanten. Der Schwarze Müller (Dieter Klimek), der junge Krabat (Ole Dobisch, 14, aus Weißig bei Oßling) und Kantorka (Marie-Sophie Stephan, 15, aus Schwarzkollm) führen durchs Programm. Im Gesindehaus erfreuen Henry und Gabriele Flecks mit einer Märchenstunde. Später musiziert das Akkordeon-Orchester „Sunshine“. Sonntag folgt auf den Gottesdienst ein vielfältiges Programm. Die Blaskapelle Horjany, die Folkloregruppe Lohsa, die Sorbische Volkstanzgruppe Zeißig, die Brauchtumsgruppe Krabat e.V. Schwarzkollm und die Baschützer Blasmusikanten wirken mit. „Erntedank heißt für mich Genügsamkeit. Mit dem zufrieden sein, was wir ernten“, sagt Marie-Sophie Stephan. Die Familie selbst baut auf einem kleinen Feld noch Kartoffeln, Runkelrüben und weitere Kulturen an. So kann auch Marie-Sophie Stephan wie Tobias Zschieschick den Wert des Erntedanks mitempfinden.



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